Verfuehrerisches Geheimnis
rührte er sich gar nicht aus seiner Suite. Zu Mittag bekam er Besuch von jenem anderen Höfling, den Ihr mir gezeigt habt. Sein Freund blieb etwa eine Stunde, dann ging er wieder. Schließlich wagte sich Seymour hinaus, obwohl er noch ziemlich grün aussah. Ich folgte ihm zur Wassertreppe des Old Palace, wo er eine Barke nahm.«
»Hast du dieselbe genommen, oder bist du ihm in der nächsten gefolgt?«
»Ich habe dieselbe genommen. Er kennt mich ja nicht, und ich wollte das Wiesel nicht aus den Augen verlieren, nachdem es sich aus seinem Bau gewagt hatte.«
Patrick nickte, Ians Gründe waren stichhaltig.
»Seymour stieg bei Queenhithe Landing aus, und ich folgte ihm die Thames Street entlang, da ich sein Ziel zu kennen glaubte. Er überraschte mich, als er abbog und sich unter die Menge mischte, die die London Bridge nach Southwark querte.«
»Er hat doch wohl keinen Argwohn geschöpft, dass er verfolgt wurde?«
Ian schüttelte den Kopf. »Auf der Brücke drängten sich Menschen und Karren in beiden Richtungen. Ich konnte gut Abstand wahren, weil er in seinem affigen Zeug wie ein Pfau aus einem Spatzenschwarm herausstach. Ich dachte schon, sein Ziel wäre der Bärenzwinger oder das neue Globe Theatre, aber, man glaubt es kaum, das Wiesel ging in die Kirche!«
»St. Mary's Church!«, erklärte Patick befriedigt. »Seymour mag durchtrieben wie ein Wiesel sein, aber er ist so hirnlos wie eine Laus.«
»Er verweilte kurz in der Kirche, dann kehrte er direkt nach Whitehall zurück.«
»Danke, Ian. Gut gemacht. Die Weinkisten sind verstaut, wenn alles klappt, können wir übermorgen auslaufen.«
Patrick ging hinunter in seine Kabine, um einen Brief an Cecil und einen an Gilbert Talbot, Earl of Shrewsbury, seit kurzem Mitglied des Kronrates, zu schreiben. Arbella Stuart war sein Nichte.
Am Samstag erhielt Patrick eine Nachricht von Robert Carey: Ihr hattet Recht. Heute wurde ich frühmorgens aufgefordert, nach S. zu kommen.
Wir reisen noch heute ah.
Patrick wusste, dass S für Savoy Palace stand. Carey sollte ein Schreiben Cecils an James Stuart überbringen. Er und Liz wollten heute abreisen.
Sein sechster Sinn hatte Hepburn verraten, dass es diesen Brief geben würde, nicht jedoch den Zeitpunkt. Und Zeitplanung war das wichtigste Element bei jeder Abfolge von Ereignissen. Da sich nun der Brief sicher auf dem Weg nach Schottland befand, konnte Patrick die Informationen an Cecil weitergeben, über die er verfügte.
Im Savoy Palace angelangt, musste Patrick nicht lange warten, bis er zu Robert Cecil vorgelassen wurde. Als er das innere Arbeitszimmer betrat, legte er den Brief, den er verfasst hatte, Cecil vor und blieb stehen. Diesmal legte er es darauf an, dass seine Größe imponierend wirkte.
»Sir Robert, ich entdeckte, dass zwei junge Menschen am Hof heimlich eine Ehe planen. Beide Partner stehen in der Reihe eventueller Nachfolger Ihrer Königlichen Majestät, Königin Elizabeths von England. Wenn zwei bestehende Thronansprüche in einer Ehe vereint werden, erfahren diese Ansprüche eine Stärkung. Ich weiß nicht, wie Eure Königin darüber denkt, kann Euch jedoch versichern, dass mein König diese Konstellation in ungünstigstem Licht sehen würde. Würde diese Ehe zugelassen, würde er Doppelzüngigkeit am englischen Hof vermuten und nie wieder den Versuch unternehmen, sein Vertrauen in höchste Stellen zu setzen.«
Cecil las die im Brief genannten Namen, dazu Datum und Ort der heimlichen Trauung. »Eine einfache Anfrage in St. Mary's wird bestätigen, ob es mehr als nur ein Gerücht ist.«
»Und wenn dem so ist, Sir Robert?«
»Ich werde Edward Seymour, Earl of Hertford, von dem wahnwitzigen Plan seines Enke ls ohnes unterrichten. In jüngeren Tagen wurde der Earl im Tower eingekerkert, weil er eine Ehe schloss, die ihn dem Thron zu nahe brachte. Seine Vernunft wird ihm verbieten, sein Leben abermals aufs Spiel zu setzen.«
Patrick, der zwar davon ausging, dass Cecil tätig werden würde, hatte jedoch mit seinem zweiten Brief bereits dafür gesorgt, dass die Heirat unter Garantie verhindert wurde.
»Um meine Anverwandte, Lady Arbella, braucht Ihr Euch nicht zu kümmern«, führte er aus. »Einen ähnlich lautenden Brief habe ich ihrem Onkel Gilbert Talbot gesandt, der jetzt sicher keinen Verdruss möchte, wo er nun einen Sitz im Kronrat innehat. Gewiss wird er seine Nichte wieder der strikten Obhut ihrer Großmutter in Derbyshire überantworten.«
Cecil neigte zustimmend sein Haupt, und
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