Verfuehrerisches Geheimnis
größter Mühe konnte sie nicht ernst bleiben. Patrick Hepburn verfügte über einen zweideutigen und boshaften Humor, und ihr war klar, dass dies seine männliche Anziehungskraft nur steigerte. Catherine sah sich nach einem Aufsteigebock um, und da sie keinen sah, blieb ihr nichts übrig, als seine Hilfe anzunehmen. »Augen zu.« Als er sich bückte, war sein Gesicht auf einer Höhe mit ihrem, und als er den Blick senkte, sah sie sein Gesicht aus der Nähe an. Er hob die schwarzen Wimpern, schaute ihr direkt in die Augen und ertappte sie dabei, dass sie ihn musterte. Verwirrt beeilte Cat sich, in den Sattel zu kommen.
Die zwei Hunde sprangen herbei, gewillt, ihren Herrn zu begleiten. »Na, dann kommt mit«, zeigte er sich nachgiebig.
Kaum waren sie an den Obstgärten vorbeigaloppiert, als Tor laut krächzend in die Krone eines knorrigen Apfelbaums flog. Dann erhob sich der Rabe wieder in die Lüfte und folgte den Hunden.
»Da die Hunde mitkommen, glaubt der Rabe, es ginge auf die Jagd.«
Hepburn überließ es ihr, die Gangart zu wählen. Als sie losgaloppierte, erfasste der Wind ihre Haarschleife, und das Haar wehte hinter ihr her. Cat konnte sich nicht erinnern, jemals so unbekümmert gewesen zu sein. Plötzlich lachte sie spontan und voller Freude laut heraus.
Hepburn bewahrte kluges Schweigen und ließ sie die Stimmung auskosten. Als sie sich Seton näherten, hob Patrick wachsam den Kopf und sog den Wind ein. Einen flüchtigen
Moment hatte er beim Passieren eines Waldstückes das Gefühl, beobachtet zu werden, doch als die Hunde sich ins Gehölz stürzten, verflog der Eindruck.
Auf Winton Castle angelangt, rief er die Hunde zu sich, und Catherine blieb im Sattel, da sie erwartete, er würde absitzen und sie herunterheben. Als er nichts dergleichen tat, wusste sie nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht war. »Vielen Dank für die Reitlektion, Mylord.«
Es ist die erste vieler Lektionen, die ich dir erteilen werde, meine Schöne!
»Ihr werdet Jenny doch gestatten, mich auf Seton zu besuchen?«, bat sie.
»Man wird sehen, was ihr Vater dazu sagt.«
Als er davonsprengte, sah sie ihm nach, bis er außer Sicht war. Cat stieg vorsichtig ab und rieb ihre Kehrseite. Heute war sie bei Andrew und seiner Mutter Janet zum Abendessen eingeladen. Nach einem ausgedehnten warmen Bad hoffte sie, bei Tisch ohne größere Beschwerden sitzen zu können. Und morgen wollte sie sich sogleich an die Arbeit machen und ein praktisches Reitkleid entwerfen. Vielleicht würde sie mit Maggie nach Edinburgh fahren und dort das Material für das Reitkostüm kaufen sowie hübsche Stoffe für die Festkleider der kleinen Mädchen aussuchen.
Als Maggie die Vorhänge zurückzog, setzte Catherine sich im Bett auf.
»Wie steht es um deine Schmerzen und Wehwechen, dein Ächzen und Stöhnen, um Stein und Bein, mein Lämmchen?«
»Mein Hinterteil ist brettsteif. Gestern war ich so müde, dass ich an Andrews Tisch fast eingeschlafen wäre, er aber hat es mir nicht übel genommen. Ich mag ihn gern, und seine Mutter auch.«
»Geordies Schwestern Jessie und Janet sind mit Lindsays verheiratet. Ihr Clan ist nordwestlich von Seton beheimatet.«
»Also heißen Andrew und Malcolm Lindsay?«
»Richtig. Anfangs fällt es einem schwer, die Namen auseinander zu halten.«
»Ich habe den Eindruck, dass Malcolm sich wünscht, sein Name wäre Seton.«
»Wer wäre nicht gern ein Seton?«
Als wenig später Cat und Maggie hinunter zum Frühstück gingen, kündigte Geordie an: »Catherine, du hast frühe Besucher.«
Sie trat in die Große Halle und sah das rothaarige Mädchen, dem sie am Tag zuvor begegnet war, in Begleitung eines stämmigen Mannes in Leder. »Jenny! Ach, wie bin ich froh, dass du gekommen bist.« Danke, Patrick!
Jenny knickste kurz. »Das ist mein Vater, Mylady.«
Catherine streckte ihre Hand aus. »Mr. Hepburn, danke, dass Ihr Jenny gebracht habt. Sie bot mir an, mir Reitstunden zu geben. Meint Ihr, dass sie zwei Tage bleiben könnte, Sir?«
»Bitte, Vater«, bat Jenny.
Nach kurzem Zögern nickte Hepburn.
»Danke, Sir. Morgen Abend bringen wir Jenny sicher zurück nach Crichton«, versprach Catherine.
Wieder nickte er, warf seiner Tochter einen mahnenden Blick zu und ging dann so wortkarg, wie er gekommen war.
»Komm und frühstücke mit uns«, lud Cat das Mädchen ein.
»Ich habe zwar schon gegessen, vertrage aber noch etwas«, zeigte Jenny sich einverstanden, als sie Catherine in das kleine Speisezimmer
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