Verfuehrt
ihrer Rede gesagt hat. Ich habe auch das Gefühl, dass Matteo und mich viel verbindet, dass wir ein gutes Team sind – oder dass wir es sein könnten, wenn er es zulässt. Aber ist die Tatsache, dass er heute hier ist, ein Zeichen dafür – oder ist das irgendein Spiel, das ich noch nicht durchschaue?
Mein Herz fragt nicht nach den Gründen, es spielt jedes Mal verrückt und klopft wild, wenn wir uns zufällig berühren. Und diese Gelegenheiten scheint Matteo zu suchen. Er legt oft die Hand in meinen Rücken, wenn er mit den anderen am Tisch redet, streift mein Knie mit seinem oder unsere Finger treffen sich, wenn wir gleichzeitig nach etwas greifen. Und jedes Mal halte ich den Atem an und versinke in seinen Augen, spüre, wie sich die Spannung zwischen uns ein bisschen mehr steigert, bis ich irgendwann zwischen meiner hilflosen Wut auf ihn und der Erregung, die er in mir weckt, kaum noch unterscheiden kann. Ich muss mit ihm sprechen, aber ich kann es nicht hier – weil ich nicht weiß, was passiert, wenn ich es tue. Deshalb funktioniere ich weiter, lächle und antworte auf Fragen, während ich eigentlich nur daran denken kann, wie nah Matteo mir ist.
»Uff, das wäre geschafft«, stöhnt Grace, als sie wieder bei uns am Tisch ist. »Ich dachte, ich sterbe vor Aufregung.«
»Du hast das wundervoll gemacht«, versichert ihr Jonathan und runzelt dann die Stirn. »Aber ich glaube, man erwartet von uns, dass wir jetzt den Tanz eröffnen«, sagt er und deutet auf die Tanzfläche.
»Nein, tut mir leid.« Sie schüttelt entschieden den Kopf. »Ich glaube, wenn ich mich jetzt drehe, wird mir schwindelig – mein Kreislauf spielt manchmal ein bisschen verrückt wegen der Schwangerschaft.« Auffordernd blickt sie in die Runde. »Wenn also unbedingt jemand tanzen soll, dann müsst ihr das übernehmen.«
Alexander reagiert sofort und fordert Sarah auf, die ihm begeistert auf die Tanzfläche folgt, und ich spüre, wie mir ein Schauer über den Rücken läuft, als ich das Glitzern in Matteos Augen sehe.
»Willst du tanzen?«, fragt er, und ich möchte Nein sagen. Ich möchte ihm sagen, dass er sich zur Hölle scheren soll – oder zumindest nach Rom. Aber stattdessen lege ich meine Hand in seine und lasse mir von ihm aufhelfen, folge ihm zur Bühne, vor der sich schon mehrere Paare versammelt haben.
Die Musik ist konservativ und klassisch, ein Walzer – ausgerechnet. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als Matteo mich in seine Arme zieht und anfängt, sich mit mir zu der langsamen, wiegenden Musik über die Tanzfläche zu bewegen. Oder schweben wir? Er ist ein guter Tänzer, führt mich leichtfüßig und sicher und für einen kurzen Moment vergesse ich, wo wir sind, genieße es einfach, seinen Körper dicht an meinem zu spüren. Doch dann spanne ich mich an, wehre mich gegen die Gefühle, die er in mir auslöst und versuche, wieder böse auf ihn zu sein. Was mir auch gelingt – bis ich ihn leise lachen höre und überrascht den Kopf hebe.
Matteos Augen funkeln belustig. » Cara , wenn du weiter so grimmig guckst, werden die Leute glauben, dass ich dir ständig auf die Füße trete.«
»Okay, dann erklär es mir«, sage ich, ohne sein Lächeln zu erwidern, und spüre, dass ich nicht mehr kann. Ich muss es wissen. »Wieso bist du hier, Matteo? Ich dachte, das wäre keine gute Idee.«
Er nutzt die nächste Drehung, um mich noch ein bisschen enger an sich zu ziehen. »Ist es auch nicht.«
»Und warum bist du trotzdem gekommen?«
Einen Moment lang sagt er nichts, dann stößt er die Luft aus, was beinah ein bisschen gequält klingt. »Ich weiß es nicht, Sophie. Wahrscheinlich, weil ich geahnt habe, dass du wieder dieses Kleid tragen wirst, in dem ich dich schon unglaublich sexy fand, als du mir damit in Rom in die Arme gefallen bist. Weil ich ständig dein Bild vor mir sehe, wenn ich versuche, mich auf diese verfluchte Expertise zu konzentrieren. Weil ich von dir träume. Weil ich dich vermisse.«
Seine Worte sind wie Balsam für meine angeschlagene Seele und lassen die Wut, an die ich mich so verzweifelt geklammert habe, restlos verrauchen. Zurück bleiben nur Sehnsucht – und die Hoffnung, auf die ich eigentlich gar nicht mehr setzen wollte.
»Aber woher weiß ich, dass du das morgen auch noch so siehst? Was, wenn dir dann wieder einfällt, dass es nicht geht mit uns?«
Er sieht mich an, und ich kann mich seinem intensiven Blick nicht entziehen, falle ohne Netz in die goldenen Tiefen seiner Augen.
»Willst du
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