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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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schlimm macht, dass ich ihn einfach noch mal küssen muss – auch auf die Gefahr hin, dass seine Mutter uns dabei erwischen wird.
    Matteo scheint ihre Anwesenheit jedoch gar nicht nervös zu machen. Im Gegenteil. Er wirkt ganz entspannt, und als unsere Blicke sich treffen, suche ich vergebens nach diesem abweisenden Ausdruck, den ich fürchten gelernt habe. Deshalb erwidere ich sein Lächeln aus vollem Herzen.
    »Mit wem hast du eben so lange telefoniert?«
    »Mit Sebastiano«, antwortet er und legt zu meiner Überraschung den Arm um meine Schultern. »Er ist einer meiner Studenten, und ich hatte ihn beauftragt, wegen des Enzos noch mal in der Bibliotheca Hertziana zu recherchieren, erinnerst du dich?«
    Ich überlege, und dann nicke ich. Er hat jemanden angerufen, als Sarah in Ashbury Hall war, weil ihm noch ein Archiv in Rom eingefallen war, in dem er recherchieren wollte. Dass es die Bibliotheca Hertziana war, wusste ich nicht, aber das ist eine gute Idee. Das renommierte Forschungsinstitut beschäftigt sich, soweit ich weiß, vor allem mit der italienischen Kunst der Nachantike, und der Schwerpunkt liegt unter anderem auf der Renaissance, also genau in Enzos Schaffenszeit.
    »Ist er auf etwas gestoßen?«
    »Ja, vielleicht. Er sitzt gerade an der Auswertung und gibt mir Bescheid, wenn er fertig ist. Dann wissen wir zumindest …«
    Matteo spricht den Satz nicht zu Ende, weil in diesem Moment seine Mutter zurück ins Wohnzimmer kommt. Seinen Arm zieht er jedoch nicht zurück, lässt ihn in meinem Rücken liegen, was seiner Mutter nicht entgeht. Sie lächelt aber nur, als wäre das völlig normal.
    »Norman bedauert es übrigens sehr, dass er nicht mitkommen konnte. Er hätte dich gerne gesehen. Kommt schließlich nicht oft vor, dass wir dich zu Gast haben«, sagt sie, während sie ihm ebenfalls Tee eingießt und sich dann wieder setzt.
    Matteos Blick wandert zu mir. »Es könnte sein, dass ich in Zukunft öfter hier bin«, teilt er seiner Mutter mit, und mein Herz schlägt schneller.
    Das klingt auf jeden Fall nach einem Plan, denke ich, und ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, fließt in mein Lächeln, das nur ihm gehört.
    Erst als plötzlich ein Telefon klingelt, löse ich den Blickkontakt und schaue überrascht auf. Es ist keins unserer Handys, die klingen anders, also muss es das Festnetztelefon von Matteos Mutter sein.
    Sie hat sich auch bereits erhoben und ist auf dem Weg in den Flur, woher das Klingeln kommt.
    »Das wird Norman sein«, verkündet sie uns. »Ich habe ihn noch nicht erreicht, und er will sicher wissen, ob ich gut angekommen bin.«
    Als sie den Raum verlassen hat, sehe ich wieder Matteo an, versinke in seinen goldenen Augen, die meine festhalten, und glaube, in den Tiefen etwas zu entdecken, das vorher nicht da war. Es wird alles gut werden, denke ich und hebe den Kopf, will ihn noch einmal küssen.
    Doch Harriet ist schon wieder zurück im Wohnzimmer. Das Lächeln, das auf ihrem Gesicht lag, ist verschwunden. »Lord Ashbury will dich sprechen«, sagt sie und reicht Matteo das Mobilteil. »Er sagt, bei deinem Handy geht nur die Mailbox dran.«
    Matteo meldet sich und hört sich an, was Lord Ashbury zu sagen hat. Was nicht viel ist, denn schon nach einem kurzen Moment nickt er.
    »Ja, natürlich. Ich mache mich gleich auf den Weg.«
    Mit einem Kopfschütteln legt er wieder auf.
    »Was ist?«, frage ich beklommen, und mein Herz rast, als Matteo mich ansieht. Denn in seinen Augen steht eindeutig Sorge.
    »Er will mich sprechen, jetzt sofort. Und euch auch – er sagt, er hat schon im Auktionshaus angerufen und deinen Vater ebenfalls nach Ashbury Hall bestellt.«
    »Warum?«
    Matteo zuckt mit den Schultern. »Das hat er nicht gesagt. Aber es klingt nach Ärger.«

12
    »Was kann denn bloß passiert sein?«, fragt mein Vater mich, während wir noch darauf warten, dass uns Mallory die schwere Tür von Ashbury Hall öffnet.
    Ich weiß, dass er furchtbar nervös und angespannt ist, und nur deshalb sehe ich ihm nach, dass er mir diese Frage schon gefühlte tausend Mal auf der Fahrt hierher gestellt hat.
    Die Begründung, die ihm am plausibelsten erscheint, ist die, dass Lord Ashbury von meiner Affäre mit Matteo erfahren hat und uns jetzt deshalb zur Rede stellen will. Ein kleines bisschen befürchte ich das auch, selbst wenn ich im Auto vehement bestritten habe, dass das der Grund dafür sein könnte, dass er uns einbestellt hat.
    »Wenn er Bertani nicht mehr glaubwürdig findet, was dann?«

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