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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Dad sieht mich anklagend an, aber ich bin nicht bereit, mich auf einen Streit einzulassen.
    »Wir sollten uns erst mal anhören, was überhaupt das Problem ist«, erwidere ich deshalb kühl und immer noch wütend, weil er Matteo einfach nicht in Ruhe lassen kann.
    Dennoch ist mir sehr bewusst, wie wichtig es ist, uns gegenüber Lord Ashbury als das seriöse, altvertraute Team von »Conroy’s« zu präsentieren. Deshalb bin ich nach dem Anruf sofort zum Auktionshaus aufgebrochen und habe Dad hierher begleitet. Tatsächlich bin ich sogar den Wagen gefahren, weil Dad so aufgelöst wirkte.
    Sorgen mache ich mir allerdings auch, und ich wünschte, Matteo wäre bei uns. Aber er war schneller als wir, sein Alfa stand schon vor dem Herrenhaus, als ich den Wagen dort geparkt habe.
    »Seine Lordschaft erwartet Sie im blauen Salon«, verkündet uns Mallory, nachdem er – wieder in seiner altmodischen Livrée – die Tür geöffnet und uns erkannt hat.
    Wir schweigen, während wir ihm folgen, deshalb kann man die lauten, aufgebrachten Männerstimmen hinter der Tür zum blauen Salon schon von weitem hören. Die eine gehört Matteo, aber die andere nicht Lord Ashbury, und als Mallory die Tür öffnet und uns eintreten lässt, sehe ich, dass sich tatsächlich neben den beiden noch ein weiterer Mann im Raum befindet.
    Er ist vielleicht Ende vierzig und deutlich kleiner als Matteo und Lord Ashbury. Sein mittelbraunes Haar ist oben auf dem Kopf schon ein bisschen schütter, und er hat kleine dunkle Augen, mit denen er Matteo, vor dem er sich aufgebaut hat, angriffslustig anfunkelt.
    »Aber Sie können es nicht schlüssig beweisen«, sagt er gerade herausfordernd. »Weil das Bild nicht von Enzo gemalt wurde. Und das werden wir jetzt …«
    Er bricht ab und sieht genau wie Matteo und Lord Ashbury zu uns hinüber, als er unsere Ankunft bemerkt. Die Männer treten auseinander und schweigen, während Mallory pflichtbewusst unsere Ankunft ankündigt und sich dann zurückzieht.
    »Gut, dass Sie da sind«, sagt Lord Ashbury, doch seinem Gesicht kann man ansehen, dass gar nichts gut ist. Er wirkt verstört, so als wüsste er nicht mehr, was er denken soll. Sogar die Feindseligkeit, die bei seinen letzten Besuchen in seinen Augen gelegen hat, erkenne ich jetzt nicht mehr, er scheint eher überfordert zu sein.
    »Das ist mein Freund Arnold Highcombe«, stellt er uns den dritten Mann vor. Ich suche sofort Matteos Blick, der mir signalisiert, dass er auch wenig begeistert davon ist, sich erneut persönlich mit dem Mann auseinanderzusetzen, von dem er so wenig hält.
    Und nach dem ersten Eindruck zu urteilen, ist Highcombe auch mir extrem unsympathisch. Er lächelt jetzt zwar, aber er mustert mich dabei mit einem abschätzenden Blick, der etwas zu lange an meinem Busen klebt. Was in mir den Wunsch weckt, ihn einfach zu ignorieren, doch das geht leider nicht. Denn Highcombe ist eindeutig der Grund, warum Lord Ashbury uns herbestellt hat.
    »Arnold hat mich überzeugt, dass das Gemälde nicht von Enzo stammen kann.« Er sagt es zögernd, fast so, als wäre er noch gar nicht wirklich überzeugt. »Deshalb habe ich Sie hergebeten«, fährt er fort. »Ich werde mit sofortiger Wirkung von dem Kauf zurücktreten und ich erwarte, dass ich den Kaufpreis zurückbekomme. Sollten Sie darauf nicht eingehen, erstatte ich Anzeige.«
    Dad holt einmal tief Luft, bleibt gefasst. »Das ist zwar sehr bedauerlich, denn wir waren uns doch einig, dass Sie erst die Expertise von Signore Bertani abwarten wollten. Aber«, sagt er, und ich höre in seiner Stimme einen Hauch von Erleichterung, »in Anbetracht der Situation ist das vielleicht die beste Lösung.«
    »Ach, finden Sie, Mr Conroy?«, mischt sich jetzt Arnold Highcombe ein. »Es ist schon bemerkenswert, wie schnell Sie sich aus der Sache herauswinden wollen. Vermutlich hoffen Sie, dass diese ganze Angelegenheit dadurch irgendwie unter den Tisch fällt?« Er schüttelt den Kopf. »Aber das werden wir nicht zulassen. Ich habe Robert von Anfang an gesagt, wie ungewöhnlich es ist, dass Sie ihm dieses Bild schon vor der Auktion abtreten wollten. Da ist doch ganz klar etwas faul. Und deshalb ist jetzt Schluss mit Ihren Machenschaften. Zu Ihrem Pech habe ich mich nämlich nicht nur sehr intensiv mit der Materie befasst – ich habe auch als Kunsthistoriker noch ein Gewissen. Ich kann belegen, dass es sich bei diesem Bild eindeutig nicht um ein Original von Enzo handelt, und die Fachwelt muss über Ihr skrupelloses

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