Verführt im Harem des Scheichs
niedrigen Tisch herum. Vergoldete Schüsseln standen darauf. Köstliche Düfte erfüllten den Raum.
„Gehen Sie zuerst nach hinten“, sagte Ramiz.
Dort entdeckte Celia einen großen Krug mit parfümiertem Wasser, eine Waschschüssel, Tücher, mit denen man sich abtrocknen konnte, und einen Spiegel. Dankbar wusch sie sich den Staub aus dem Gesicht und fuhr sich glättend mit der Hand übers Haar. Dann ließ sie sich Ramiz gegenüber am Tisch nieder.
Das Essen war köstlich, abgeschmeckt mit den exotischen Gewürzen, die sie während der letzten Tage zu schätzen gelernt hatte. Viele der Speisen kannte sie bereits, so zum Beispiel eine Art Pastete, die mit Mandeln, Datteln und zartem Fleisch gefüllt war. In einer Schale lag eine reiche Auswahl an Obst. Eine Limonade aus Zitronen und Minze stillte ihren Durst.
Nicht nur die Zusammenstellung des Menüs war anders als in England. Auch die Gebräuche unterschieden sich. Daheim hatte sie gelernt, man dürfe nur von den Gerichten nehmen, die in Reichweite standen. Hier hingegen durfte man alles kosten, was auf dem Tisch stand.
Das gefiel Celia, und sie sagte: „Hier kommt mir jede Mahlzeit wie ein Picknick vor. Ich kann von allem ein wenig probieren, und mir mehr von dem nehmen, was mir am besten schmeckt. Sie ahnen ja nicht, wie oft ich mich daheim durch ein mehrere Gänge umfassenden Menü regelrecht hindurchkämpfen musste, weil vieles nahezu ungenießbar war.“
„Es ist bei euch üblich, alles in Soßen zu ertränken“, gab Ramiz zurück. „Ich habe mich immer nach dem Grund gefragt.“
Celia begann zu lachen. „Kochen steht auf der Liste der englischen Tugenden nicht besonders weit oben.“
Sie tauchte ihre Finger in eine kleine Wasserschale, die vor ihr auf dem Tisch stand.
Ramiz beobachtete sie unauffällig und wunderte sich wieder einmal darüber, wie sehr sie ihn anzog. Er begriff nicht, warum sie ihn so faszinierte. Immerhin schien die Anziehungskraft eine gegenseitige zu sein. Sonst hätte Celia ihm wohl kaum so viele Freiheiten zugestanden. Was reizte sie an ihm? Mochte sie ihn, weil er sie in die Geheimnisse der sinnlichen Erfüllung eingeführt hatte? War er aus ebendiesem Grund so von ihr hingerissen? Erregte ihn diese Vorstellung?
Jetzt jedenfalls war er erregt.
Er wollte sie küssen. Er musste sie küssen. Also stand er auf, zog sie auf die Füße, hielt sie fest und schaute ihr tief in die Augen.
„Was haben Sie vor?“, fragte Celia atemlos. Natürlich wusste sie genau, was er wollte. Sie wollte es ja auch. Ihr Mund war nur einen Fingerbreit von seinem entfernt. Seine Augen hatten die Farbe von Bronze angenommen und spiegelten deutlich sein Verlangen wider.
Ein Verlangen, das auch sie erfüllte … Er war ein so wundervoller Mensch, stark, mutig, männlich! Ihr Herz machte einen Sprung. Ihr Brustspitzen richteten sich auf. Flammen schienen in ihrem Inneren aufzulodern.
Ramiz stieß einen kleinen Laut aus, der Celia einen heißen Schauer über den Rücken jagte. Dann küsste er sie.
Es war ein hungriger Kuss. Der Kuss eines Mannes, der um Beherrschung gerungen hatte und dann doch seinem leidenschaftlichen Verlangen hatte nachgeben müssen. Da war ein wenig Scham darüber, dass die Vernunft nicht gesiegt hatte. Aber auch eine ungeheure Erleichterung, weil dieser Kuss so viele Wünsche erfüllte – obwohl er gleichzeitig neue weckte. Ramiz spürte, wie das Blut in seinen Adern rauschte und wie es sich an der Stelle sammelte, die Celia vor ein paar Stunden so hingebungsvoll liebkost hatte.
Celia! O Gott, wie sehr er sie begehrte!
„Warum haben Sie mich in der vergangenen Nacht nicht aufgefordert aufzuhören?“, stieß er hervor.
„Ich konnte nicht, obwohl ich wusste, dass ich es hätte tun sollen.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Es muss mit der Haremsatmosphäre zusammenhängen. Im Harem habe ich das Gefühl, weit fort von der wirklichen Welt zu sein. Es ist … Es ist, als würden die meisten Regeln dort nicht gelten.“
„Werden Sie mich jetzt stoppen?“
„Das wird nicht nötig sein“, sagt sie und senkte den Blick.
Ramiz seufzte. „Eine sehr diplomatische Antwort.“ Er strich sanft über ihr Haar. „Wir sollten uns auf den Heimweg machen.“
8. KAPITEL
P eregrine Finchley-Burke war der vierte Sohn eines Earls.
Sein ältester Bruder, der Erbe des Vaters, verbrachte viel Zeit bei White’s sowie in verschiedenen leicht anrüchigen Spielclubs und auf Bällen, wo er von jungen Damen umschwärmt wurde. Sein
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