Verführt im Harem des Scheichs
Peregrine empfing.
Zuvor wollte er sich natürlich von Akil alles berichten lassen, was dieser bereits von dem jungen Engländer erfahren hatte.
„Dieser Finchley-Burke gehört also gar nicht zum Personal des Generalkonsuls“, vergewisserte Ramiz sich. „Müssen wir das als Beleidigung deuten? Oder sollen wir uns lieber darüber freuen, dass Lord Winchester so rasch jemanden geschickt hat, der die Verhandlungen anstelle von Lord Clevenden führen soll?“
„Hoheit, eine Beleidigung ist ganz sicher nicht beabsichtigt. Allerdings habe ich auch nicht den Eindruck gewonnen, dass der junge Mann weitergehende Befugnisse hat. Ich glaube, er ist lediglich hier, um sich über Lady Celias Schicksal Klarheit zu verschaffen.“
„Dann geht Lord Winchester wohl davon aus, dass ich ihr und Finchley-Burke eine Eskorte zur Verfügung stelle. Das ist typisch für diese arroganten Briten.“
Akil runzelte die Stirn. So reizbar hatte er Ramiz selten erlebt. „Vielleicht soll er sie gar nicht mit zurücknehmen“, meinte er beschwichtigend.
„Was soll das nun wieder heißen?“
Akil beeilte sich zu sagen: „Nichts, Hoheit. Verzeiht meine unüberlegten Worte.“
„Wenn du nichts Vernünftiges zu sagen hast, dann halt den Mund und hol diesen Engländer endlich herein. Mir ist heiß!“
„Ramiz“, jetzt sprach Akil als Freund und nicht als Berater des Prinzen, „ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
„Es sieht so aus, als könne ich mich heute nicht klar verständlich machen.“
Akil öffnete den Mund zu einer Entgegnung – und schloss ihn wieder. Es war wohl besser, Finchley-Burke sofort hereinzuführen. Der junge Mann tat ihm allerdings jetzt schon leid.
„Wie soll ich den Fürsten ansprechen?“, fragte Peregrine nervös. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, obwohl er sich diese schon mehrfach mit einem riesigen Taschentuch abgewischt hatte.
„Die richtige Anrede ist: Hoheit. Ihren Hut und Ihre Handschuhe können Sie hier lassen. Reichen Sie dem Herrscher nicht die Hand. Verbeugen Sie sich nur. Und schauen Sie ihm nicht in die Augen.“
„Was soll ich hiermit machen?“ Er zog ein versiegeltes Schreiben des Generalkonsuls aus der Tasche.
„Halten Sie es vor sich, wenn Sie sich verbeugen. Fürst Ramiz wird es Ihnen abnehmen. Er freut sich darauf, Sie kennenzulernen. Also wollen wir ihn nicht warten lassen. Kommen Sie!“ Akil schickte eine kurze Bitte um Vergebung für diese Lügen zum Himmel. „Sie brauchen keine Angst zu haben.“
Peregrine schluckte und fuhr sich ein letztes Mal mit dem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. „Gehen wir.“
Akil verdrehte die Augen und bedeutete dem Wachposten, dass er die Tür zum Thronsaal öffnen solle. Der Mann gehorchte sogleich, beeilte sich allerdings nicht, die Tür wieder hinter Finchley-Burke zu schließen. Es war spannend zu beobachten, wie der Engländer zögernd Fuß vor Fuß setzte. Offenbar trat er dem Fürsten mit einer Begeisterung entgegen, die vergleichbar war mit der, die ein überführter Mörder dem wartenden Scharfrichter gegenüber empfand.
Ramiz hatte sich erhoben, um den Boten des britischen Generalkonsuls in Kairo zu empfangen. Er sagte wenig, zeigte jedoch keine Ungeduld und ließ sich weder seine schlechte Laune noch seine innere Anspannung anmerken. Er nahm den Brief entgegen, brach das Siegel und faltete das Papier auseinander. Was er las, bewirkte, dass er sich mit jedem Satz mehr entspannte. Schließlich beauftragte er Akil, der sich im Hintergrund gehalten hatte, für Tee zu sorgen.
Gleich darauf erschienen mehrere Diener, um ein Tablett mit Tee, einen niedrigen Tisch und mehrere Sitzkissen zu bringen. Ramiz lud Peregrine ein, sich mit ihm niederzulassen und ein Glas Tee zu trinken. Der junge Mann gehorchte, ohne sich der Ehre bewusst zu sein, die ihm zuteilwurde.
„Sie sind also nicht hier, um Lady Celia abzuholen?“
Peregrine starrte in Erinnerung daran, dass er dem Prinzen nicht in die Augen schauen sollte, auf sein Glas mit gesüßtem Tee. „Nein, Hoheit. Lord Winchester hat mich aufgefordert, Ihnen mitzuteilen …“ Er räusperte sich. „Also, er sagte, dass er es unter den gegebenen Umständen für das Beste hält, wenn Lady Celia von ihrem Vater abgeholt wird. Er bedauert es aufrichtig, Ihnen solche Umstände zu machen.“
„Es ist nur selbstverständlich, dass wir uns bemühen, Lady Clevendens Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten. Es tut uns sehr leid, dass ihr Gatte auf dem Gebiet von
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