Verführt im Harem des Scheichs
Möglichkeiten zu strafen hält, dann werden Sie feststellen, dass auch sie gegen die Todesstrafe ist.“
„Und Ihre Untertanen?“
„Einige der Wüstenstämme möchten an den alten Gesetzen festhalten. Für sie ist ein Leben ohne Gewalt – dazu zählen auch kriegerische Auseinandersetzungen – undenkbar. Es ist nicht leicht, sie dazu zu bringen, die kürzlich geschlossenen Friedensverträge einzuhalten. In ein paar Tagen werde ich einen der Stammesführer besuchen. Er lebt mit seinem Volk am Rande meines Reiches in der Nähe einer Oase, die mehreren Stämmen zugänglich sein sollte. Daran werde ich ihn nachdrücklich erinnern müssen. Und zweifellos wird er darauf bestehen, dass ich ihn mit Gold dafür entschädige, dass er auf etwas verzichtet, das er als sein Recht betrachtet.“
„Sie bestechen ihn, damit er mit seinen Kriegern niemanden überfällt?“
„Schockiert Sie das? Ihre Regierung benutzt diese Taktik doch auch. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass dieses Gold gut angelegt ist. Ein Krieg wäre für alle Beteiligten schlimmer und für mich zudem teurer.“
„Könnten Sie diesen Scheich nicht einfach durch einen Mann ersetzen, der die gleichen Ziele verfolgt wie Sie?“
Lachend schüttelte Ramiz den Kopf. „Auf diese Art würde ich mit Sicherheit einen Krieg heraufbeschwören. Doch genug davon. Vergessen wir meine Probleme eine Zeit lang und schauen wir uns im Basar der Stoffverkäufer nach Material für Ihre neuen Kleider um.“
„Leider habe ich kein Geld mitgenommen.“
„Ich werde für die Kosten aufkommen.“
„Auf gar keinen Fall! Ich kann Ihnen nicht erlauben, mir etwas zum Anziehen zu kaufen. Es gehört sich ganz und gar nicht.“
„Es gehört sich noch weniger, dass ich Ihnen gestatte, die Stoffe selbst zu bezahlen.“
„Dann werden wir eben beide nichts kaufen.“
Ramiz starrte sie fassungslos an. „Was soll das?“
„Es geht mir ums Prinzip. In England würde nur … nur eine Kurtisane einem Mann, mit dem sie nicht verheiratet ist, gestatten, ihr Kleidung zu schenken.“
„Aber wir befinden uns nicht in England. Hier ist es die Pflicht des Mannes, für alle Bewohnerinnen seines Harems zu sorgen. Da Sie in meinem Harem leben, werde ich die Stoffe bezahlen.“
Celia zögerte. Durfte sie ein solches Geschenk wirklich annehmen? An Ramiz’ Gesichtsausdruck erkannte sie, dass jede weitere Diskussion sinnlos war. Wenn sie ihm noch länger widersprach, würde sie ihn ernstlich erzürnen. Damit wäre der Tag verdorben. Nein, das wollte sie nicht! Ramiz hatte ein paar angenehme Stunden verdient. Zudem durfte sie ihn auf keinen Fall in seiner Ehre kränken. Also sagte sie: „Vielen Dank, Hoheit. Sie sind sehr großzügig.“
„Sie können mich mit diesen demütigen Worten nicht täuschen“, gab er gut gelaunt zurück.
Sie lachte. „Hoffentlich sind Ihre Schatzkammern gut gefüllt, denn ich werde mir nur das Allerschönste aussuchen.“
Noch tags zuvor hätte Ramiz sich über jeden lustig gemacht, der behauptet hätte, er würde es genießen, im Basar Seidenstoffe zu kaufen. Natürlich gefiel es ihm ebenso wie anderen Männern, eine gut gekleidet Frau anzuschauen. Aber nie hatte er auch nur einen Gedanken an die Materialien verschwendet, die Frauen für ihre Kleidungsstücke auswählten. Jetzt allerdings wurde er von Celias Begeisterung über die weichen, glänzenden Stoffe, die hübschen Bändchen und die kostbaren Knöpfe mitgerissen. Sie war wirklich bezaubernd.
Tatsächlich war Celia vollkommen überwältigt von dem, was der Basar zu bieten hatte. Nie zuvor hatte sie eine solche Fülle an Samt und Seide, an hauchdünner Gaze und leichten Baumwollstoffen gesehen. Sie zog einen Handschuh aus, um die Qualität der Stoffe besser erfühlen zu können. Vorsichtig rieb sie einen purpurfarbenen Samtstoff zwischen den Fingern. Sie presste einen weichen Kaschmirschal an die Wange und erschauerte leicht, als sie mit der Hand über einen bewusst unebenmäßig gewebten Baumwollstoff fuhr. Nie hätte sie gedacht, dass es eine so sinnliche Erfahrung sein könnte, ein paar Einkäufe zu machen.
In ihrer Aufregung vergaß sie vollkommen, dass sie Ramiz mit Hochachtung und Zurückhaltung begegnen sollte. Sie machte sich keine Gedanken mehr über das Protokoll und die Landessitten. Einmal ließ sie in einem Geschäft versehentlich ihre Handschuhe liegen. Und ein Laufbursche wurde losgeschickt, um sie ihr zu bringen. Zwei oder drei Mal schob sie sogar ihren Schleier beiseite,
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