Verführt im Harem des Scheichs
A’Qadiz den Tod gefunden hat. Möchten Sie den Leichnam nach Kairo überführen?“
„Um Himmels willen, nein!“ Peregrine war blass geworden. „Er muss … Ich meine, er soll … Ein guter Soldat wird da begraben, wo er gefallen ist, nicht wahr.“ Vorsichtig trank er einen Schluck Tee. Und stellte erstaunt fest, dass dieser sehr erfrischend war. Er hob das Glas erneut an die Lippen und rutschte ein wenig auf dem Kissen herum, um eine möglichst bequeme Stellung zu finden. Sein Gesäß schmerzte von dem ungewohnten langen Kamelritt durch die Wüste. „Ich kannte den Burschen nicht, aber zweifellos war er für große Dinge bestimmt.“
Ramiz dachte daran, wie Clevenden in Panik aus dem Zelt geflohen war. „Große Dinge“, wiederholte er. „Wahrhaftig.“
„Eine Nachricht an Lord Armstrong wurde mit der guten alten Eilpost nach England geschickt.“ Peregrine entspannte sich noch ein bisschen mehr. Dieser Fürst schien ein netter Kerl zu sein. Komisch, dass alle Welt hatte durchblicken lassen, al-Muhana sei so gefährlich wie ein Feuer speiender Drache. „Ich glaube, im Hafen von Alexandria lag gerade eine Fregatte zum Auslaufen bereit. Wenn der Wind günstig steht, hat sie England bereits erreicht und Lady Clevendens Vater kann ziemlich schnell hier sein. Ein fähiger Mann!“
„Sie kennen Lord Armstrong?“
„Bei Gott, nein! Dazu bin ich nicht wichtig genug. Er ist ein großes Tier. Und wie man munkelt ein Vater, der seinen Töchtern viel Freiheit lässt. Lady Celia soll ja eine dieser erschreckend selbstständigen jungen Damen sein. Sie wissen schon, eine von denen, die …“
Ramiz hob die Augenbrauen.
Und da Peregrine ganz vergessen hatte, dass er dem Prinzen nicht ins Gesicht schauen sollte, erschrak er über dessen Ausdruck und setzte rasch hinzu: „Ich meine, sie kennt jeden und … Nicht, dass Sie mich missverstehen, Hoheit. Ich werfe ihr keine Neugier vor. Auch nicht, dass sie sich einmischt. Nur …“
Jetzt sah der Fürst sehr streng drein.
Was Peregrine in Erinnerung rief, welche Anweisungen er von Akil erhalten hatte. Sogleich senkte er den Blick. „Verzeihen Sie, Hoheit. Ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich bin noch ganz neu im diplomatischen Geschäft und … Also noch mal: Es tut mir leid.“
Mit einer einzigen fließenden Bewegung erhob Ramiz sich. „Sie werden mit Lady Celia sprechen wollen.“
Finchley-Burke, der gehofft hatte, es würde noch etwas zu essen geben, ehe er Lady Celia gegenübertreten musste, war enttäuscht. Immerhin war ihm klar, dass er nicht sitzen bleiben konnte, wenn der Prinz stand. Er versuchte, es diesem nachzutun und aufzustehen, ohne sich mit den Händen abzustützen. Der Versuch misslang kläglich. Zum Glück fiel Peregrine ein, dass es immer richtig war, in Gegenwart eines Herrschers zu knien. Also blieb er auf den Knien liegen.
„Nun?“, fragte Ramiz ungeduldig.
„Natürlich, Hoheit. Gern, Hoheit.“
„Dann werde ich dafür sorgen, dass Sie sie morgen sehen können. Heute werden Sie von der Reise erschöpft sein, Akil wird Ihnen zeigen, wo Sie übernachten können. Wenn Sie möchten, können Sie auch den Hammam besuchen.“
„Das Bad?“ Peregrine wusste nicht, ob diese Einladung eine Ehre oder ein Angriff auf seine englischen Moralvorstellungen war. Warteten in diesem Hammam exotische Schönheiten darauf, ihn zu verwöhnen? Würden sie ihm beim Entkleiden behilflich sein, so wie einst seine Kinderfrau? Natürlich würden sie viel jünger und attraktiver sein als die alte Nanny Hughes, die – das fiel ihm plötzlich wieder ein – einen Damenbart gehabt hatte.
Seine Gefühle und Überlegungen waren ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Ramiz lächeln musste. „Die meisten Männer genießen es, sich nach einer Reise durch die Wüste den Staub abwaschen zu können“, sagte er.
„Natürlich, Hoheit. Danke, Hoheit.“
„Das Dinner wird nach Sonnenuntergang serviert. Ich hoffe, Sie werden mir Gesellschaft leisten?“
„Es wird mir eine Ehre sein.“ Er lächelte tapfer.
„Wenn Sie noch irgendetwas brauchen, wenden Sie sich einfach an Akil.“ Ramiz wandte sich ab und hatte den Raum verlassen, noch ehe es Peregrine gelungen war, sich von den Knien zu erheben.
Celia war in den Harem zurückgekehrt, ohne etwas von Finchley-Burkes Ankunft erfahren zu haben. Schöne, aber auch anstrengende Stunden lagen hinter ihr. Daher genoss sie es besonders, von Fatima mit duftendem Öl massiert zu werden. Sie konnte
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