Verführt im Harem des Scheichs
werden Sie sich so erfrischt fühlen, Mylord, dass Sie das Wiedersehen mit Ihrer Tochter gewiss nicht länger aufschieben wollen.“ Er kam sich sehr geschickt vor.
Ramiz hatte unterdessen seinen juwelenbesetzten Agal abgenommen und die Ghutra achtlos auf den Boden geworfen. „Ich wünsche, dass du dir diesen jungen Dummkopf einmal allein vornimmst. Irgendetwas geht hier vor. Und ich möchte wissen, was es ist“, sagte er zu Akil.
„Und der Vertrag?“
„Dazu gibt es vorerst nichts Neues. Lord Armstrong weiß, wie schwach seine Position ist. Wenn wir geschickt vorgehen, wird er keine Einwendungen gegen die wichtigsten der von uns geforderten Punkte erheben. Sind Lady Celias weibliche Verwandte in den Harem gebracht worden?“
„Ja.“ Akil nickte. „Wenn alles gut geht, können die Engländer schon morgen mit Lady Celia abreisen.“
„Du willst sie loswerden? Warum? Was hast du gegen sie?“
„Nichts. Wenn die Umstände andere wären, würde ich sie sogar sehr mögen. Es ist nur … Lady Celia gehört nun mal nicht hierher.“
„Du hast selbst erlebt, wie angetan Scheich Farid von ihr war. Auch seine Frauen und Kinder waren von ihr begeistert.“
„Fast alle finden sie sympathisch. Yasmina ja auch. Sie ist eine charmante junge Dame.“
„Aber?“
Akil zuckte die Schultern. „Ihr wisst, was ich denke, Ramiz. Wir wollen deshalb nicht streiten. Euer Volk würde sie nicht akzeptieren. Und ihre eigene Familie würde nicht wollen, dass sie bleibt. In den Augen von Leuten wie Lord Armstrong sind wir nichts weiter als Heiden. Es würde mich nicht wundern, wenn er den Verdacht hegte, Lady Celia sei als Konkubine in Eurem Harem festgehalten worden.“
„Wenn er das dächte, wäre er gewiss nicht so freundlich gewesen“, widersprach Ramiz.
„Er ist in erster Linie Diplomat und erst in zweiter Vater. Er wird warten, bis dieser Vertrag unterschrieben ist, ehe er irgendetwas unternimmt, was dessen Zustandekommen gefährden könnte. Erst danach wird er sich mit dem Schicksal seiner Tochter beschäftigen. Dass er sich jetzt freundlich gibt, hat wenig zu bedeuten. Sobald die Staatsgeschäfte erledigt sind, wird er sich laut und deutlich zu Wort melden, wenn ihm in Bezug auf seine Tochter irgendetwas nicht passt. Wir können nur hoffen, dass Lady Celia keine Klagen hat.“
Ramiz stieß einen Fluch aus. „Du solltest hoffen, dass ich keine Klagen über dich habe! Und jetzt finde heraus, was dieser Finchley-Burke im Schilde führt. Ich möchte, dass du mir noch vor dem Abendessen Bericht erstattest. Und bring Yasmina morgen früh mit hierher. Sie wird sich von Lady Celia verabschieden wolle.“
„Lady Celia verlässt uns also wirklich?“
„Wäre es so schrecklich, wenn sie bleiben würde?“
Klugerweise antwortete Akil nicht darauf. Er verbeugte sich vor seinem Herrscher und verließ den Thronsaal ohne ein weiteres Wort.
Ramiz starrte noch eine Weile auf die Tür, die sein Freund und Berater sorgfältig hinter sich geschlossen hatte. Wohl zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich vollkommen hilflos. Die Vorstellung, dass Celia bleiben könne, erschreckte ihn keineswegs. Im Gegenteil! Er wollte sich einfach nicht damit abfinden, dass sie Balyrma verließ. Ein Leben ohne sie erschien ihm leer und sinnlos. Er hätte nicht zu sagen gewusst, wie es dazu gekommen war, doch fest stand, dass sie sich unentbehrlich gemacht hatte. Er wollte den Rest seines Lebens gemeinsam mit ihr verbringen. Aber würde das möglich sein? Es war ermutigend, dass Scheich Farid und auch andere einflussreiche Männer sie nicht nur respektierten, sondern sie offenbar ins Herz geschlossen hatten. Der größte Widerstand gegen sie kam erstaunlicherweise von Akil.
Was war nur mit Akil los? Ramiz stieß einen tiefen Seufzer aus. Warum wollte sein Freund und Berater unbedingt verhindern, dass Celia in A’Qadiz blieb? Früher war er ihm nie wie ein Mann vorgekommen, der krampfhaft an alten Sitten und Gebräuchen festhielt. Selbst traditionsbewusste Stammesfürsten wie Scheich Farid akzeptierten Celia inzwischen. Was hatte der Scheich gesagt? „Sie besitzt den Verstand eines Mannes und dabei den bezaubernden Körper einer Frau.“
Aber würden Farid und die anderen Mitglieder des Ältestenrats sich auch damit abfinden, dass ihr Herrscher eine Fremde zur Gattin nahm? Würden sie verstehen, wie wichtig es für ihn war, eine Gefährtin zu haben, mit der er ein erfülltes Leben führen konnte? Würden sie ihre Zustimmung dazu geben,
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