Verführt im Harem des Scheichs
meinte Lord Armstrong: „Ich glaube, wir sind einander schon einmal begegnet, Hoheit. Doch leider kann ich mich nicht erinnern, wann und wo das war.“
„In Madrid“, gab Ramiz zurück. „Ehe mein Bruder Asad auf so tragische Art ums Leben kam, habe ich im Auftrag meines Vaters und später auf Asads Bitten hin viel Zeit im Ausland verbracht.“
„Ah, Madrid also.“ Lord Armstrong nickte zufrieden. „Ich vergesse selten ein Gesicht. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir Namen leider nicht so gut merken kann. Doch kommen wir zum Zweck meines Besuchs. Ich habe England in aller Eile verlassen und habe dort eine Menge unerledigter Pflichten. Verzeihen Sie also bitte, wenn ich ein wenig ungeduldig erscheine.“
Ramiz wartete schweigend.
„Mein verstorbener Schwiegersohn George Clevenden – er ruhe in Frieden – hatte den Auftrag, mit Ihnen über die Nutzung des Hafens von A’Qadiz zu verhandeln. Nun bin ich ermächtigt worden, die Verhandlungen weiterzuführen.“
Als erfahrener Staatsmann erklärte Ramiz lächelnd: „Ich bin sicher, dass wir eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden werden. Mir ist natürlich bewusst, wie wichtig die Route durch mein Land für die East India Company ist.“
Lord Armstrong, der im Laufe seines Berufslebens schon mit allen möglichen Problemen konfrontiert worden war, ließ sich nicht anmerken, wie unangenehm es ihm war, dass der Prinz genau wusste, welch starke Verhandlungsposition A’Qadiz innehatte. Ebenfalls lächelnd stellte er fest: „Die Handelsgüter könnten bedeutend schneller von Indien nach England transportiert werden und umgekehrt. Das bringt Vorteile nicht nur für die East India Company selbst. Wir sind daher durchaus bereit, auf Ihre Wünsche einzugehen, Hoheit. Was erwarten Sie als Gegenleistung für Ihr Entgegenkommen?“
„Wenn es Ihnen recht ist, sprechen wir morgen über die Einzelheiten. Ich begreife, dass Sie Ihre Aufgabe hier möglichst rasch erledigen wollen. Aber Sie haben eine anstrengende Reise hinter sich und möchten sich gewiss etwas von den Strapazen erholen. Außerdem brennen Sie natürlich darauf, Ihre Tochter zu sehen. Ich möchte Sie daher nicht unnötig aufhalten. Doch lassen Sie mich Ihnen sagen, dass es mich sehr freuen würde, wenn ein Vertrag zwischen Ihrem und meinem Land zustande käme.“
„Danke, Hoheit. Und was meine Tochter angeht … Ich bin sicher, sie ist froh, sich erst ein bisschen mit ihrer Schwester Cassie unterhalten zu können. Es steht einer Fortführung unseres Gesprächs daher nichts im Wege.“
Peregrine runzelte die Stirn. Er erinnerte sich noch genau an die Anweisungen des Generalkonsuls. Ehe man in weitergehende Verhandlungen mit dem Scheich einstieg, sollte man mit Lady Celia sprechen, um herauszufinden, ob sie hilfreiche Informationen besaß. Aber wie konnte er den mächtigen Lord Armstrong darauf aufmerksam machen, ohne seine eigenen Kompetenzen zu überschreiten?
Vorsichtig zupfte er Lord Armstrong am Ärmel. „Mylord, wäre es nicht klug, zunächst nach Lady Celia zu sehen? Möchten Sie nicht herausfinden, wie es ihr geht und was sie während der vergangenen Wochen getan hat? Bestimmt kann sie es kaum erwarten, Ihnen alles über ihre Abenteuer zu erzählen.“
„Verflixt, junger Mann, ich sagte doch: Das kann warten.“
„Aber, Mylord …“
„Nicht jetzt!“ Armstrongs Stimme verriet seinen Zorn. Er wandte sich wieder Ramiz zu. „Ich bitte um Verzeihung für das unangemessene Benehmen meines … Assistenten. Er ist unerfahren und zudem erschöpft.“
Ramiz klatschte in die Hände. Und sogleich wurde die Doppeltür am anderen Ende des Thronsaals geöffnet. „Ich habe volles Verständnis für ihn – und für Sie, Mylord. Meine Leute werden Sie jetzt zu Ihren Räumlichkeiten führen. Bitte, scheuen Sie sich nicht, den Hammam zu benutzen. Später werden wir uns zum Dinner treffen.“ Er nickte den beiden Engländern zum Abschied zu und drehte sich dann zu seinem Freund und Berater um: „Einen Moment noch, Akil!“
Lord Armstrong und Peregrine zogen sich zurück, ersterer unwillig, da er das Gespräch mit dem Prinzen hatte fortsetzen wollen, letzterer sichtlich erleichtert, weil die Verhandlungen unterbrochen worden waren. Vielleicht hatte Lady Celia ja wirklich ein paar hilfreiche Informationen sammeln können.
Sobald sie außer Hörweite des Prinzen waren, flüsterte Peregrine also Lord Armstrong zu: „Ein Hammam ist so etwas wie eine Badeanstalt. Nach dem Bad
Weitere Kostenlose Bücher