Verführt im Harem des Scheichs
Auftrag des britischen Generalkonsuls nur an ihre Pflichten gegenüber dem Vaterland erinnern, an die Bedeutung, die dieser Vertrag für England hat, und natürlich an die Loyalität, die sie ihrem verstorbenen Gatten schuldete. Verständlicherweise hat man es als hilfreich angesehen, dass Ihr Lady Celia Sympathie entgegenbrachtet.“
„Du willst mir hoffentlich nicht zu verstehen geben, dass sie meine Sympathie ausnutzen sollte, um mich auszuhorchen!“
Akil trat einen Schritt vor und legte Ramiz die Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid, mein Freund.“
Ramiz schüttelte Akils Hand ab.
Sein Berater senkte kurz den Blick, fuhr dann aber unbeirrt fort: „Habt Ihr Euch nie gefragt, warum eine Frau ihrer Herkunft Euch solche Freiheiten gestattet? Ich bin sicher, dass sie Euch kaum Widerstand entgegengesetzt hat.“
Ramiz’ schnellte vor und traf Akils Kinn, ehe der auch nur wusste, was ihm geschah. Er taumelte und starrte entsetzt auf das wutverzerrte Gesicht des Fürsten.
„Ich wünschte“, stieß Ramiz hervor, „ich hätte mich nicht beschmutzt, indem ich dich berührt habe. Man sollte dich auspeitschen!“
„Lasst mich also auspeitschen“, gab Akil standhaft zurück. Sein Kinn schmerzte, und auch die Unterlippe schien etwas abbekommen zu haben. Jedenfalls schmeckte er Blut. „Es wird an der Wahrheit nichts ändern. Sie hat Euch ausgenutzt. Und gewiss wird sie eine Möglichkeit finden, alle interessanten Informationen an ihren Vater weiterzugeben, ehe er morgen die Verhandlungen mit Euch fortsetzt.“
„Raus!“, brüllte Ramiz.
„Mein Freund …“
„Raus! Und zwar sofort!“
Akil verbeugte sich und floh.
Ramiz ließ sich auf den Diwan sinken und stützte den Kopf in die Hände. Akil musste das, was er von Finchley-Burke erfahren hatte, irgendwie falsch verstanden haben. Denn anlügen würde Akil ihn nicht. Sie kannten einander zu lange und zu gut, um Zuflucht zu Unwahrheiten zu nehmen. Allerdings gab es auch für Finchley-Burke keinen Grund zu lügen. Im Gegenteil. Selbst ein auf dem diplomatischen Parkett so unerfahrener junger Mann wie Peregrine Finchley-Burke würde sich niemals eine solche Geschichte ausdenken.
Nun, es musste eine Erklärung für all das geben. Und diese Erklärung würde er direkt von Celia fordern!
Celia musste ihre ganze Überredungskunst aufwenden, um Lady Sophia dazu zu bringen, sich von Fatima beim Baden helfen zu lassen. „Ich verspreche dir, Tante Sophia, dass es dir gefallen wird. Ein Bad im Hammam des Harems ist nicht nur erfrischend, sondern etwas ganz Besonderes.“
Schließlich gab die alte Dame nach. Und es gefiel ihr tatsächlich – zumal sie in der Abgeschiedenheit des Badezimmers in Ruhe über all das nachdenken konnte, was sie von ihrer Nichte erfahren hatte.
Celia hatte viel von Balyrma berichtet und auch von ihrem Ausflug in die Wüste, aber wenig von Ramiz.
Es war gerade Celias Zurückhaltung in diesem Punkt, die Tante Sophia Sorgen bereitete. Ihre Nichte war verliebt. Das verrieten die rosigen Wangen, die strahlenden Augen und vor allem dieses ganz spezielle Leuchten, das ihr Gesicht so veränderte. Das verriet auch die Art, wie sie sich bewegte. Und die Tatsache, dass sie sich innerhalb weniger Wochen in eine halbe Orientalin verwandelt hatte, ließ außerdem nur einen Schluss zu: Der Mann, von dem sie so hingerissen war, musste ein Araber sein, der klug und einflussreich genug war, ihr seine Kultur nahezubringen. Scheich Ramiz al-Muhana!
Ich werde, dachte Lady Sophia, gleich morgen früh mit Henry darüber reden müssen; je eher wir Celia aus dem Einflussbereich dieses Scheichs entfernen, desto besser.
Celia, die nichts von diesen Überlegungen ahnte, amüsierte sich unterdessen mit Cassie aufs Beste. Cassie hatte das Angebot, sich in orientalische Kleidungsstücke zu hüllen, begeistert angenommen. Und nun schritt sie vor ihrer Schwester auf und ab, drehte sich um die eigene Achse und bewundert sich im Spiegel.
„Man könnte dich für die Königin von Saba halten“, neckte Celia sie gerade, als die Tür zur Außenwelt so heftig aufgestoßen wurde, dass sie gegen die Wand krachte.
Die Schwestern wechselten einen Blick und stürzten zum Fenster. Ramiz überquerte mit großen Schritten den Innenhof. Sein Gesicht war blass vor Zorn.
„Ist etwas mit Papa nicht in Ordnung?“, rief Celia ihm angstvoll entgegen.
„Verräterin!“, donnerte er auf Arabisch. Dann stand er vor ihr. Seine Brust hob und senkte sich rasch, so aufgewühlt
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