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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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den weichen Samt ihrer Ohrläppchen. Ihre Haut war zart wie die eines Lämmchens, und er fragte sich, ob sie wohl überall so geschmeidig war. Er sehnte sich schmerzlich nach ihr, wollte seinen Ruf als gnadenloser Verführer einlösen. Das Teak und Mahagoni seines erbeuteten Betts schienen ihn herbeizuwinken, während er sich in einem Dilemma verfing, das jeden Mann ereilte, der eine Frau ganz in seiner Gewalt hatte.
    Er brauchte ihr ja nicht wehzutun, sagte er sich. Er konnte sanft sein und verführerisch. Er würde keinen Kratzer, kein Mal auf ihrer schönen Haut hinterlassen, nur die Erinnerung an einen unsichtbaren Geliebten, der sie bei Dunkelheit besessen und im Morgengrauen verlassen hatte.
    »Bitte«, flüsterte sie, als ahne sie, welch gefährliche Richtung seine Gedanken einschlugen.
    »Was für bezaubernde Manieren«, murmelte er und war dankbar, ihre Augen nicht sehen zu müssen. Ein paar glitzernde Tränen hätten vermutlich seinen ganzen durchtriebenen Plan ruiniert. »Sagen Sie mir, Lucy, worum bitten Sie so hübsch? Ihr Leben?« Er wob seine Finger in ihr Haar und machte sie so vollends zur Gefangenen. »Oder um Ihre Seele?«
    Die sanftmütige Antwort verblüffte ihn. »Vielleicht um Ihre Seele, Sir. Denn die steht auf dem Spiel, wenn Sie eine schwere Sünde begehen.«
    Sein bitteres Lachen ließ sie zusammenzucken. Er lockerte auf der Stelle seinen Griff und strich ihr mit den Fingerspitzen über die Stirn. »Haben Sie es vergessen? Ich bin längst ein toter Mann, dem weder Seele noch Gewissen irgendwelche Bedenken machen.«
    »Die Seele ist unsterblich, Captain. Und ich habe den Verdacht, dass die Ihre nicht so schwarz ist, wie Sie mich glauben lassen möchten. Noch nicht, jedenfalls.«
    Dooms Blick verweilte auf ihrem Mund. Vollen, tückischen Lippen, die ihn schmerzlich an eine Zeit erinnerten, als Gerechtigkeit ihm mehr bedeutet hatte als Rache. Einer Zeit, als er den Unterschied noch begriffen hatte.
    Wenn er gegen ihren Willen mit diesem Mädchen schlief, war er nicht besser, als Vater es gewesen war, der Mutters Liebe gewonnen hatte, um dann auf immer fortzusegeln und das Strahlen ihrer Augen mit sich zu nehmen. Nicht besser, als der namenlose Matrose, der ihr ein Kind gemacht und sie in einem Dreckloch hatte sterben lassen.
    Seine Stimme war brüchig vor Ernüchterung. »Wirklich anrührend, wie Sie sich um mein Seelenheil sorgen, Miss Snow. Aber hätte ich eine Predigt haben wollen, hätte ich einen Pfarrer entführt. Ich hätte besser auf die Augenbinde verzichtet und Sie stattdessen geknebelt.«
    Doch er hegte den Verdacht, dass ihre Augen seine schlafenden Triebe nicht weniger forderten als ihre Lippen. Jene Lippen, die jetzt leicht geöffnet waren, nachgiebig unter den wissbegierigen Diensten seiner Fingerspitzen. Sie hatte auf seine kundige Hand zugänglich wie ein Kätzchen reagiert, und er fragte sich, wie sie wohl reagierte, wenn er Ernst machte, wie sie sich unter ihm bewegen würde, welche zarten Töne sie wohl stammelte.
    Er fluchte leise. Er würde sich ihren Körper versagen, doch verdammt wollte er sein, wenn er sich den Geschmack ihrer köstlichen Lippen verwehrte. Er beugte sich zu ihr und streifte sacht seinen Mund über den ihren, spürte die feinfühlige Pracht durstig Feuer fangen wie trockener Zunder. Seine Zunge wanderte die unwiderstehlichen Konturen entlang und machten sie bereit für die zärtliche Invasion.
    Eine Faust hämmerte gegen die Tür. »Vierundsiebzig-Kanoner von Nord, Captain.« Der unerschütterlich ruhige Tonfall des Mannes unterstrich die Dringlichkeit der Nachricht nur noch. »Kanalflotte, Sir. Flaggschiff Argonaut .«

3
     
    Doom richtete sich auf und verbiss sich einen weiteren Fluch. Er betrachtete die heimtückischen Lippen des Mädchens, immer noch geöffnet und glänzend von der Feuchte seiner Torheiten. Er bereute zutiefst, dass ihm keine Zeit blieb, herauszufinden, ob sie als Dirne so talentiert war wie als Schauspielerin.
    Er verfluchte sich dafür, den verführerischen Köder gekostet und Lucien Snow genug Zeit verschafft zu haben, dass die Kanalflotte ihn an den Haken bekam. Einen düsteren Moment lang war er versucht, das letzte bisschen Anstand über Bord zu werfen und sie sich zu nehmen, um im Ausgleich für diese Unannehmlichkeiten wenigstens einen Moment der Ekstase zu erleben. Doch als er ihre zitternden Lippen betrachtete, setzten ihm all die nagenden Fragen zu.
    Was, wenn er sich irrte?
    Was, wenn die Retribution einfach nur den

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