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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zurück und pinnte sie mit einem kraftvollen Knie fest. Seine kunstfertigen Fingerspitzen tasteten jeden verzweifelten Pulsschlag.
    Lucy hatte sich geirrt. Dieser Mann würde sie nicht in den Himmel schicken, sondern höchstpersönlich in die Hölle eskortieren. Die blutverschmierte Klinge in seiner Hand fing einen Funken Mondlicht ein.
    Ich habe gehört, er ritzt seinen Opfern sein Zeichen ein, Teufel, der er ist.
    Sie fürchtete, er werde ihr das Messer in die zarte Wange stoßen, doch sie schluckte die Angst hinunter und drehte das Gesicht weg.
    Doom wühlte ihr die Hand ins Haar und drehte ihr Gesicht wieder zurück. Seine Stimme gurgelte, erstickte. »Nun, ich sollte Sie eigentlich …«
    Ohne Vorwarnung bemächtigte sich sein Mund ihrer Lippen. Seine Zunge vergewaltigte ihren jungfräulichen Mund mit einem Kuss, der so dunkel und voller Kraft war, dass ihre Knie nachgaben. Sie klammerte sich an seinem Hemd fest, sie hing förmlich an ihm in ihrer hilflosen Kapitulation. Ihre Welt bestand nur noch aus dem verbotenen Geschmack seiner Zunge, die ihren Mund plünderte. Sein würziger Moschusduft ließ ihre Nasenflügel beben, der unnachgiebige Druck seines Knies zwischen ihren Schenkeln, ließ es an Stellen prickeln und schmerzen, die Lucy nicht einmal mit Namen hätte benennen können. Sein warmes Blut durchtränkte den zarten Stoff ihres Miederoberteils.
    Eine körperlose Stimme kam von oben aus dem Himmel: » Argonaut kommt auf, Captain. Nicht mehr viel Zeit.«
    Doom riss sich mit schmerzvollem Ächzen von ihr los. Bevor Lucy noch wusste, wie ihr geschah, hatte er ihre Hände von seinem Hemd gelöst und sie mitten aufs windige Deck gestoßen. Schwankend wie ein Trunkenbold, setzte er ihr nach, den Brieföffner in der Hand.
    Sie wich zurück, fühlte sich nackt und verloren.
    Seine wilde Mähne wehte im Wind. Der Schatten der Takelage warf ein Kreuzmuster auf sein bärtiges Gesicht und webte ein verführerisches Gitter aus Wirklichkeit und Illusion.
    »Sie werden Ihrem Vater eine Nachricht überbringen, Miss Snow«, röhrte seine Stimme über den Wind. »Sagen Sie ihm: Captain Doom ist gekommen, mit ihm abzurechnen.«
    Er kam noch ein Stück näher. Lucy wich zurück.
    »Was wollen Sie von mir?«, schrie sie, die Stimme heiser vor Angst.
    »Sicher haben Sie schon gehört, dass Piraten ihre Gefangenen über die Planke gehen lassen.« Sie nickte stumm. Ihr Rücken berührte schon die Steuerbordreling Er lehnte sich so weit vor, dass ihrer beider Nasenspitzen sich berührten. »Ich habe aber gerade keine passende Planke da.«
    Der Brieföffner klirrte aufs Deck. Er packte sie bei den Schultern, küsste sie noch einmal kurz und heftig. Dann packte er sie und warf sie über die Reling ins Meer.
     
    Doom sank an der Reling auf die Knie. Jetzt, wo das Mädchen weg war, verließ ihn die Willensstärke, gegen den Schmerz anzukämpfen.
    »Captain!«, rief Tam vom Ausguck auf dem Fockmast. Ihm fehlte die Gelassenheit, die der Maat an den Tag legte. Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. »Zwei Schiffe in Schlachtformation von Backbord. Sie kreisen uns ein!«
    Wo zur Hölle war Kevin? Immer noch bei seinem Nickerchen in der eisernen Jungfrau? Kein Zweifel, er schlief die Ausschweifungen der letzten Nacht aus.
    »Position halten!«, bellte er und schaute ins trübe Wasser hinunter.
    Der Blutverlust schien ihm den Verstand zu rauben. Er konnte nicht fassen, dass er Leben und Freiheit seiner Crew riskierte, nur um sicherzugehen, dass das Mädchen auch schwimmen konnte. Die Spielernatur in der Familie war eigentlich Kevin.
    »Captain!«
    Doom ignorierte Tams flehentliches Geheul.
    Das Mädchen paddelte kläglich im Kreis wie eine verwundete Turteltaube. Christus, musste er es etwa noch selber retten? Er hievte sich gerade auf die Beine, um genau das zu tun, da fand das Mädchen die Orientierung und schwamm mit kräftigen Schlägen auf das nächstgelegene Schiff zu.
    Doom zog die Augen zusammen. Der entschlossene Überlebensinstinkt des Mädchens vertrieb seine letzten Zweifel, dass sie tatsächlich Lucien Snows Tochter war.
    Toms Gezeter war zu einem leisen »Heilige Maria, hilf!«, degeneriert, doch Doom wartete immer noch ab. In diesem lächerlichen weißen Fähnchen war das Mädchen doch unmöglich zu übersehen!
    Aus Richtung der Argonaut übertönte ein Ruf den Wind. »Mann über Bord!«
    »Na, also«, brüllte Doom. »Bringt uns, zur Hölle, hier raus!«
    Die Achterluken des Schiffs flogen auf und entließen

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