Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros

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Kurs der Argonaut gekreuzt hatte?
    Was, wenn das Mädchen nie als Köder gedacht gewesen war?
    Was, wenn es unberührt war?
    So oder so – er konnte es sich kaum leisten, seinen Heißhunger zu stillen, während sein Schiff in eine kriegerische Auseinandersetzung mit einem Flaggschiff der Royal Navy geriet, das mit vierundsiebzig Kanonen bestückt war. Die Tiberius , eine Begleitfregatte, war leichte Beute gewesen und hatte sich kampflos ergeben. Doch die Argonaut würde sich seinen brachialen Verführungskünsten nicht so bereitwillig fügen.
    »Segel reffen und beidrehen!«, befahl er.
    Nie zuvor hatte sein Steuermann einen Befehl in Frage gestellt. Doch jetzt herrschte verwirrtes Schweigen vor der Kajüte, dann folgte ein zögerliches »Aye, aye, Sir!«, und leise entfernten sich die Schritte.
    Doom zählte darauf, dass der Nebel und das Mysterium, das sein Schiff umgab, ihm Zeit geben würden. Er zog ein Messer aus der Tasche, kniete sich hin und säbelte an den Fesseln des Mädchens herum.
    Vom kalten Metall auf ihrer Haut aus träumerischer Benommenheit gerissen, zuckte Lucy heftig. Ihre Lippen prickelten noch von der kurzen, verführerischen Begegnung mit einer süßen Sünde.
    Doom führte das Messer mit geübter Hand. Seine muskelbepackten, breiten Schultern streiften die Innenseite ihrer Oberschenkel, während er vor ihr hockte. Warme Finger umfassten ihre Knöchel und hielten sie fest, als er das Seil fortzog.
    Dann hielt er kurz inne, nahm ihre Hände und massierte das Blut in die geschundenen Gelenke zurück. »Sieht ganz so aus, als bekämen wir unerwünschten Besuch. Freunde von Ihnen?«
    Sie holte zittrig Luft. »Nein, aber Feinde von Ihnen, wie ich vermute.«
    »Wer wäre das nicht?« Sein müder, resignierter Tonfall verstörte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte.
    Er zog sie hoch, doch die tauben Beine weigerten sich, sie zu tragen. Sie taumelte ungelenk gegen seine Brust, und Doom musste sie um die Taille packen, um sie am Fallen zu hindern. Ihre Lippen berührten einander fast, ihrer beider Atem vermischte sich, und ihre Körper verschlangen sich in einer gefährlichen Harmonie, die Lucys sittsame Welt in ihren Grundfesten erschütterte und die Zeit stillstehen ließ.
    Von einem Zwang besessen, der jede Vorsicht in den Wind schlug, wanderte ihre Hand nach oben und erforschte die verbotenen Ebenen seines Gesichts. Er holte scharf Luft, doch er hielt sie nicht auf. Ihre Fingerspitzen berührten die raue Seide seines Barts.
    Das Schiff geriet beim Beidrehen ins Schlingern und kugelte sie fort von ihm.
    Der knarrende Protest seines Schiffs brachte Doom zur Vernunft. Er packte Lucy am Arm, derber als zuvor, und zerrte sie zur Tür.
    Ihr Schicksal von seinem unerbittlichen Griff besiegelt, blieb ihr nichts anderes übrig, als hinter ihm herzustolpern. Sie rannten durch den Bauch des Schiffs, und Lucy krachte mit jeder Biegung, die sie nahmen, schmerzhaft gegen die Planken der Wand.
    Sie schnappte entsetzt nach Luft, als Dooms starke Arme sich um ihre Taille legten und sie hochhoben. »Runter!«, kommandierte er und schob sie durch eine enge Luke nach oben.
    Sie gehorchte, ohne zu wissen, ob sie gerade einem Kratzer entgangen war oder einer Enthauptung. Ihr Entführer stieß sie aus dem schützenden Frachtraum ins Freie. Der Wind toste, klebte ihr die Kleider an den Leib und brachte ihre Zähne zum Klappern. Doom war hinter ihr, und Lucy konnte nicht widerstehen, sich an den festen, warmen Körper zu drücken. Einmal mehr dankbar dafür, dass er menschlich war.
    Sie erschauderte, als er von hinten die Arme um sie legte. »Dummes Ding«, murmelte er in ihr Haar. »Ein Mädchen, das so klug ist wie Sie, sollte sich nicht im Nachtgewand entführen lassen.«
    Lucy wollte gerade fragen, weshalb er ihr respektables Kleid ein Nachtgewand nannte, aber er war schon wieder dabei, sie hinter sich herzuzerren. Ein seltsamer Anfall von Heiterkeit überkam sie. Ihr war, als könne sie auf ewig blind hinter diesem Mann herlaufen. In jede Gefahr, in jede Dunkelheit, in jede heulende Böe, die ihr den Atem verschlug und das Haar an die Wangen peitschte.
    War dies das vermaledeite Erbe ihrer Mutter, die sündhafte Schwäche des Fleisches, vor der der Admiral sie immer gewarnt hatte? Oder die Woge primitiver Erregung, die den Seemann ergriff, bevor er sich in die Schlacht stürzte?
    Sie horchte nach der Mannschaft der Retribution , die eigentlich damit beschäftigt sein musste, sich auf den Kampf vorzubereiten. Aber