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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zu haben, war keine geringe Verfehlung.
    Aber im Moment wollte er sie nur schleunigst an einen warmen, trockenen, ungestörten Ort bringen. Iona war keine gute Idee. Die Verdächtigungen und Strafpredigten ihres Vaters machten Lucys Zuhause zu einem Gefängnis und nicht zu einer Zuflucht. Er bewegte sich weiter vom Standplatz der Kutsche weg und ging auf die anheimelnden Lichter eines einfachen Gasthauses zu.
    Als er, von Wind und Regen begleitet, durch die Tür polterte, hörte der glatzköpfige Wirt damit auf, die Theke zu wischen. Die Hand voll Gäste, die sich an die Tische vor dem Kamin verteilt hatten, schauten interessiert von ihren Spielkarten und Ale-Krügen hoch.
    Beim Anblick des schlaffen – aber zweifelsfrei weiblichen – Bündels in Gerards Armen knallte der Wirt seinen Lumpen in die Ecke. »Jetzt aber, gnädiger Herr! Wir sind ein anständiges Haus und wollen mit so was nichts zu tun haben!«
    Lucy linste aus ihrem nun recht behaglichen Nest und zuckte zusammen, als sie die feindselige Männerstimme hörte. Gerard zog wortlos eine schwere lederne Börse aus der Tasche und warf sie dem Wirt hin. Sie landete mit verheißungsvollem Klong! auf der Theke. Trotz ihres wirren Zustands war Lucy noch in der Lage, sich verwundert zu fragen, wie Gerard zu solch einer Barschaft gekommen war. Der Admiral war Bediensteten gegenüber jedenfalls nicht für seine Großzügigkeit bekannt.
    Zur Ehre des Wirts muss gesagt werden, dass er sich nicht auf die Börse stürzte, wiewohl er es offensichtlich gerne getan hätte. Stattdessen verdrängte er blinzelnd seine moralischen Bedenken und gab freundlicheren, kaufmännischen Erwägungen den Vorzug. »Die Betten sind frisch bezogen, Sir. Sollen wir Ihnen ein Ale bringen?«
    »Warmes Wasser und heißen Kaffee«, befahl Gerard mit dem Selbstbewusstsein des Mannes, dessen Anordnungen man befolgte. »Und sorgen Sie dafür, dass wir nicht gestört werden.«
    »Sehr wohl, Sir, was immer Sie wünschen.«
    Während ihr Leibwächter sie die Stufen hinauftrug, grub Lucy das Gesicht in die abgetragenen Falten seines schlampig gebundenen Halstuchs und atmete den sauberen maskulinen Duft aus Lorbeer und Tabak, um den schnapsgeschwängerten Gestank des Kerls loszuwerden, der sie beinahe misshandelt hätte.
    Das dritte Zimmer war frei. Gerard legte sie auf das einfache Holzbett und löste sacht ihre Hände von seinem Revers, um den Mantel ausziehen und in ihr um die Schultern legen zu können. Keine Sekunde lang ließ Lucy ihn aus den hungrigen Augen, während er den Kerzenstummel aus Talg entzündete und die abgenutzte Decke über ihren Schoß legte.
    Tropfen eisigen Regens prasselten ans Fenster und zerstoben wie flüssige Diamanten, als sie das Glas berührten. Der ungeheizte Raum war frostig, doch nach dem bitterlich beißenden Wind draußen erschien er Lucy fast anheimelnd warm. Sie tupfte sich mit dem Handrücken die Nase und gestand sich ein, dass nicht das Zimmer ihr Geborgenheit vermittelte, sondern der Mann, mit dem sie es teilte.
    Ein paar Minuten später klopfte die Frau des Wirts an die Tür und brachte das Wasser und den Kaffee. Sie verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf das Bett zu erhaschen, aber Gerard schlug ihr vor dem neugierigen Gesicht die Tür zu.
    Während er das dampfende Wasser aus dem Krug in eine angeschlagene Keramikschüssel füllte, zerrte Lucy an ihren feuchten Haaren herum. Sie wusste, sie sah zum Fürchten aus. Gerard hatte sie keines Blickes gewürdigt, seit sie hier im Zimmer waren.
    Doch anstatt Lucy die Waschschüssel hinzustellen, tauchte er selbst die Hände hinein und schrubbte mit einer Inbrunst, die Lucy zusammenzucken ließ. Er trocknete sich die Hände, nahm einen tiefen Schluck Kaffee und setzte die Augengläser wieder auf. Dann erst sah er sie an, die Miene unergründlich im flackernden Licht. Er schien nicht willens, auch nur ein Stückchen näher zu kommen.
    Er konnte nicht wissen, dass seine selbstlosen Dienste Lucy heftiger mitgenommen hatten, als der Überfall es vermocht hatte. Ihr Vater hatte sie niemals auf den Armen getragen, sie niemals liebevoll zu Bett gebracht, ihr niemals übers Haar gestrichen oder im Glauben, sie schliefe schon, seine Lippen auf ihre Stirn gedrückt. Sie schwelgte immer noch in der Erinnerung an ihren zehnten Geburtstag, als Smythe ihr einen schüchternen Kuss auf die Wange gegeben hatte.
    Ihr Herz pochte schmerzvoll. Sie wand die leeren Ärmel des Gehrocks in den Händen, kam sich verletzlich und nackt

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