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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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streichelte er sanft ihren Nacken, was neue Freudenschauer produzierte.
    »Captain wer?«, wiederholte sie verträumt und rieb ihre Wange an seinem Unterarm.
    Es zog ihm den Magen zusammen. Das sehnsuchtsvolle Schimmern in Lucys Augen galt nicht mehr dem geisterhaften Piraten, sondern ihm. Er wollte den Triumph spüren, er sehnte sich nach jenem berauschenden Gefühl, das jede neue Eroberung begleitete. Doch alles, was er fühlte, war wachsende Panik.
    Wo, in Gottes Namen, sollte er die Kraft hernehmen, sich umzudrehen und diese Augen zu vergessen? Die hingebungsvolle Zuneigung in ihrem Blick? Dass Lucy seinen Beschützerinstinkt geweckt hatte, hätte ihm Warnung genug sein sollen. Doch er hatte die Warnung auf eigene Gefahr ignoriert.
    Er war in den Dienst des Admirals getreten, um eine bestimmte Angelegenheit zu erledigen, sagte er sich nüchtern. Eine Angelegenheit, die keinen Wankelmut duldete und keine Ablenkung. Nicht einmal dann, wenn die Ablenkung so verführerisch war wie die süße Tochter seines Dienstherrn.
    Er kämpfte das bittere Bedauern nieder, rettete seine Augengläser aus dem Bett und setzte sie auf. Lucys Blick verdunkelte sich, als spürte sie genau, welch unsichtbare Barriere er da zwischen ihnen aufgebaut hatte. Er konnte nur hoffen, dass die Barriere nicht so durchschaubar wie unsichtbar war.
    »Das Theater dürfte bald aus sein«, sagte er barsch und mied ihren Blick, während er ihre Arme in die Ärmel des Gehrocks schob. »Wir fahren lieber nach Hause, bevor wir vom Admiral wieder eine Strafpredigt zu hören bekommen.«
    »Haben Sie da nicht etwas vergessen?«
    Das trotzig gereckte Kinn machte ihn misstrauisch. Er zog eine Braue hoch. »Ihre Handschuhe, vielleicht? Oder das Täschchen?«
    »Ihre Position in unserem Haus. Sie haben nämlich keine mehr. Sie haben gekündigt.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Die zu langen Ärmel seines Gehrocks verdarben ihr fast den mutwilligen Auftritt. »Ich, Sir, sollte nicht länger Ihre Sorge sein.«
    Gerard bedurfte jedes Quäntchens an Selbstdiziplin, das ihm geblieben war. Er stützte die Hände hinter ihr ans Kopfende des Betts und nahm sie zwischen muskulösen Unterarmen gefangen. Lucy erschauderte – allerdings erst, nachdem sie sich mit der süßen kleinen Zungenspitze die Lippen geleckt hatte. Gerard sehnte sich schmerzlich danach, sie erneut zu küssen, und fluchte auf die Konsequenzen.
    Doch dann beugte er sich nur so weit vor, dass seine Nasenspitze fast die ihre berührte, und grollte: »Sie, Miss Snow – und Gott sei uns beiden gnädig -, sind ganz und gar meine Sorge.«

14
     
    Lucy bohrte den Stopfen in den Kristallflakon mit Limonenessenz und wünschte sich nur, Gefühle ließen sich ebenso leicht verpfropfen. Seit ihr Leibwächter sie aus dem Gasthaus nach Hause eskortiert und mit knapper Verbeugung vor der Eingangstür hatte stehen lassen, wollte es ihr einfach nicht gelingen, die aufgewühlten Emotionen zu beruhigen und einzuschlafen. Zum ersten Mal überhaupt wünschte sie sich eine Mutter, der sie sich anvertrauen konnte. Jemanden, der älter und erfahrener war und ihr durch das Durcheinander aus widersprüchlichen Gefühlen hindurch half.
    Sie wischte eine feine Schicht Reispuder von der Marmorplatte der Frisierkommode und zupfte Haar für Haar aus der silbernen Bürste. Wenigstens ins Tohuwabohu des Schlafzimmers ließ sich ein wenig dringend erforderliche Ordnung bringen. Als die Bürste sauber war, schnappte sie sich den einsamen Strumpf vom Bettpfosten.
    Ihre Finger zogen an der zarten Seide, als sei sie eine Rettungsleine. Vielleicht hatte Vater ja Recht, überlegte sie unglücklich. Vielleicht hatte sie ja Mutters Hang zur Hysterie geerbt? Warum sonst schwankte sie so wild zwischen Jubel und Verzweiflung?
    Sie kniff die Augen zu und erschauderte beim Gedanken an Gerards Kinn mit dem verlockenden Schatten frischer Bartstoppeln, die ihr rau über den Hals strichen. Der Strumpf entglitt den kraftlosen Fingern. Der harte Bettpfosten presste sich an ihren Rücken und machte ihr die zerwühlte Dekadenz des Bettzeugs hinter ihr bewusst.
    Sie riss die Augen wieder auf. Sie war nicht wie ihre Mutter. Sie war aus viel stabilerem Holz. Sie würde sich nicht den gottlosen sinnlichen Gelüsten ergeben, die ihre Mutter die Liebe des Admirals gekostet hatten und letztlich das Leben.
    Lucy lief zum Kleiderschrank und stopfte die verstreute Unterwäsche ins sichere Gefilde der Schubladen. Doch das rebellische Gewirr aus Seide und

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