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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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verunzierte.
    Geistesabwesend fuhr er mit dem Daumen zart über die Verfärbung. »Scheusal«, schnaubte er vor sich hin und war nicht sicher, wen er meinte – den Mann, der ihr das angetan hatte, ihren Vater oder sich selbst.
    Lucys Puls pochte unter seiner Hand, während er sich hinabbeugte und zärtlich die Lippen auf die Strieme presste. Ihr Kopf fiel zurück, und wie Seide ergoss sich das Haar über seine rauen Knöchel. Er hätte sich nie träumen lassen, wie süß Limonen schmeckten. Doch sie stillten seinen Hunger nicht, sondern machten ihm nur Appetit auf die köstlich zarte Haut unter seinen Lippen.
    Ihre Kehle vibrierte wie der Inbegriff der Wollust. Er hob den Kopf, betört vom sachten Schwung ihres entblößten Halses, den geröteten Wangen, den geöffneten Lippen. Sie hatte die Lider fest geschlossen, als wolle sie verleugnen, was geschah, und sich einreden, dass sie nur einmal mehr dem geisterhaften Liebhaber aus ihrer eigenen Traumwelt begegnete.
    Langsam und verschleiert vor Verwirrung, flatterten ihre Augen auf. Ihre Finger liebkosten seine Schläfen, als sie nach oben griff, ihm die Augengläser abnahm und ihn als den Narren enttarnte, der er war. »Mr. Claremont?« Und dann wie ein Flüstern, das einem Traum entsprang: »Gerard?«
    Als sein Mund sich auf den ihren senkte, entglitt das Binokel ihren zitternden Fingern und fiel auf die Bettdecke. Federleicht streiften seine Lippen über ihre. Ihrer beider Atem wurde eins, ihr Herzschlag, ihre Körper. Die ungewohnte Nähe brachte sie zum Beben. Er webte seine Finger in ihr Haar und zog ihr den Kopf in den Nacken, was ihm noch größere Freiheiten erlaubte. Sein Mund neigte sich auf ihre Lippen und formte sie mit exquisiter Behutsamkeit nach seinem Willen. Und so war es nur folgerichtig, dass Lucys Lippen sich für ihn öffneten und seiner hinreißend liebkosenden Zunge die geheimsten Stellen des Mundes preisgaben.
    Der Kuss berauschte geradezu. Er schmeckte sogar noch besser, als er duftete – wie dampfende Gewürzplätzchen am Weihnachtsmorgen, wie warmer Apfelwein an einem frostigen Winterabend, wie die Tasse Kaffee in einer exotischen, weit entfernten Hafenstadt. Widersprüchliche Empfindungen hüllten sie in einen Nebel sinnlicher Laszivität. Seine warme Zunge streichelte die sensible Kontur ihrer Lippen mit einer zärtlichen Kunstfertigkeit, die Lucy alle Bedenken in den Wind schlagen und mit eigener Zunge antworten ließ.
    Gerard ergötzte sich an der schmelzenden Süße ihres Mundes und fragte sich, ob er wohl alles an ihr dazu verleiten konnte, ihn so großzügig willkommen zu heißen. Die verwegene Vorstellung fachte die Glut in seinen Lenden zu einem tosenden Feuer an. Er verfluchte jene Fantasiebilder, die ihn über endlose Jahre erzwungener Enthaltsamkeit hinweggerettet hatten, und begnügte sich mit ihrem Kuss. Er wusste instinktiv, dass er sie verlor, wenn er tat, wonach er sich sehnte, und sie in die Kissen zurückdrückte.
    Unfähig, nur noch eine scheue Zärtlichkeit zu ertragen, war Gerard derjenige, der sich von ihr löste – aus Angst, die zauberhafte Marter könne ihn jegliche Kontrolle verlieren lassen.
    Immer noch seine Unterarme umklammernd, lehnte sie sich zurück und betrachtete fragend und ernst seine ungeschützten Augen. Eine düstere Ahnung stieg in ihm auf, und er realisierte zu spät, dass er möglicherweise einen fatalen Fehler begangen hatte.
    »Was ist los?«, fragte er betont leichthin.
    »Ich dachte gerade …«, erwiderte sie mit heiserem Unterton, »ich dachte gerade, dass Sie so ganz anders küssen als Captain Doom.«
    Er musste unwillkürlich lachen. Er hätte protestieren sollen, doch er war zu erleichtert. Ihre Unterlippe war noch feucht von seinem Kuss. Er strich mit dem Daumen darüber und rätselte über die bebende Reaktion. »Hat der Admiral Ihnen denn nicht beigebracht, dass es ungezogen ist, Küsse miteinander zu vergleichen? Und dann haben Sie mich auch noch die ganze Zeit glauben lassen, dass Doom Ihnen gegenüber den Gentleman markiert hat. Der Kerl ist eine ziemliche Enttäuschung.«
    Beide hatten sie das Bedürfnis, Doom zu vergessen. Lucy sagte noch: »Aber Captain Doom hätte mich auch …« Doch Gerard packte sie am Genick, bemächtigte sich seiner Beute und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss, der keine Gnade kannte und keine Gefangenen machte.
    »Sie wollten noch etwas zum Thema Captain Doom sagen?«, fragte er seidenweich, als ihr Keuchen zu leisem Schniefen abgeebbt war. Dann

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