Verfuehrt, Verlobt - Verraten
überraschte sie, dass jemand, der so intelligent war, ihr nicht folgen konnte. Nur wurde ihr auch klar, dass sie mit einer Erklärung wohl die nächste schneidende Bemerkung über Albertos Absichten von ihm herausfordern würde. „Nichts“, murmelte sie und senkte den Blick.
„Aber aber … Sie werden doch wohl nicht plötzlich schüchtern? Das passt überhaupt nicht zu Ihnen.“
Im Umkehrschluss hieß das wohl, dass sie zu dreist war. Caroline fühlte sich gekränkt und war überzeugt, dass sie nie wieder so viel Abscheu für einen Menschen empfinden würde. „Nun, sollte Alberto wirklich in finanziellen Schwierigkeiten stecken, wird er das Haus wohl nicht halten können, nicht wahr? Ich meine, die Villa ist riesig, ein Großteil wird überhaupt nicht genutzt. Er wird das Haus verkaufen müssen. Und behaupten Sie jetzt nicht wieder, hier ginge es nur darum, Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. So ist das nämlich keineswegs.“ Sie seufzte resigniert. „Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das überhaupt sage, Sie glauben mir ja sowieso nicht.“ Liebend gern wäre sie jetzt sofort zu der Villa am See zurückgekehrt, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was sie dann machen sollte. Alberto auf das Problem ansprechen? Und ihm noch mehr Stress bereiten? „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Ihr Vater davon weiß. Er hätte bestimmt etwas erwähnt.“
„Warum sollte er? Sie sind doch erst kurz bei ihm. Wenn er sich mit jemandem bespricht, dann mit seinem Rechnungsführer.“
„Vielleicht hat er sich ja Pater Rafferty anvertraut. Ich werde zur Kirche gehen und den Pater fragen. Er wird die Dinge sicher in die richtige Perspektive rücken können. Pater Rafferty ist immer so logisch und vernünftig … und gleichzeitig so herzlich.“
„Pater Rafferty?“
„Ja. Alberto geht regelmäßig jeden Sonntag in die Kirche. Er und Pater Rafferty sind gute Freunde. Alberto mag den irischen Humor – und vermutlich auch das eine oder andere Glas irischen Whiskey. Ich sollte jetzt gehen. All das hier ist …“
„Wahrscheinlich sehr aufwühlend und sicherlich nicht das, was Sie sich vorgestellt haben, als Sie nach Italien gekommen sind.“
„Oh, das macht mir nichts aus.“ Sie verkniff es sich, noch hinzuzufügen, dass sich ja irgendjemand um Alberto kümmern musste.
Giancarlo wurde klar, dass er sein erstes Urteil wohl zu schnell gefällt hatte. Diese Frau war entweder eine ganz großartige Schauspielerin, oder aber sie hatte von Anfang an die Wahrheit gesagt. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Ich nehme an, diese Krankenschwester, die er eingestellt hat, bezahlt er privat?“
Caroline wurde bleich. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Wie viel mochte das wohl kosten? Bewies das nicht auch, dass Alberto nicht wusste, wie es um seine Finanzen bestellt war? Denn er würde doch niemanden einstellen, wenn er sich das gar nicht leisten konnte!
„Und Sie muss er ja auch bezahlen, nicht wahr? Wie viel?“
Er nannte eine Summe, die Caroline in helles Lachen ausbrechen ließ. Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen. Irgendwie brauchte sie wohl ein Ventil für die Anspannung der letzten Tage, sie konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Auch wenn sie merkte, dass Giancarlo sie ansah, als hätte er eine Irre vor sich.
„Entschuldigung.“ Jetzt bekam sie auch noch Schluckauf. „Aber das können Sie nicht ernst meinen. Nehmen Sie ein Viertel der Summe, dann kommen Sie ungefähr hin.“
„Lachhaft. Davon kann niemand leben.“
„Ich bin auch nicht wegen des Geldes hier“, erklärte sie geduldig, „sondern um mein Italienisch aufzubessern. Alberto tut mir einen Gefallen, und Kost und Logis sind frei. Es wird mir von großem Nutzen sein, eine Fremdsprache fließend sprechen zu können, wenn ich wieder nach England zurückgehe und mich für eine Stelle bewerbe. Warum starren Sie mich so an?“
„Stört es Sie nicht, dass Sie sich mit diesem Gehalt praktisch nichts leisten können?“ Wieso überraschte es ihn nicht, dass der Alte ihr so wenig wie möglich zahlte? Eine ausgebildete Krankenschwester würde ihre Dienste nicht aus reiner Güte zur Verfügung stellen, aber ein junges, unerfahrenes Ding wie Caroline? Warum sollte man sie nicht ausnutzen, wenn sie es mit sich machen ließ, nicht wahr? Oh, der Alte wusste genau, wie es um seine Finanzen bestellt war! Auch wenn sie das Gegenteil behauptete.
„Geld war mir nie so wichtig.“
„Wissen Sie was?“ Er machte dem Kellner ein Zeichen, die
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