Verfuehrt, Verlobt - Verraten
Blut in die Wangen. „Ich hasse Streiten.“
„Hätte ich nicht gedacht.“
Und noch immer grinste er sie an. Sie wurde mit jeder Sekunde verlegener. Hier draußen war es so ruhig, außer dem leisen Gurgeln des Wassers und dem entfernten Lachen der anderen Ausflügler auf dem See störte nichts die friedliche Stille. Caroline hatte plötzlich das Gefühl, als wären sie meilenweit weg von allem in einer eigenen kleinen Welt. Sie wünschte sich, er würde sie noch einmal küssen. Mit diesem Eingeständnis schockierte sie sich selbst so sehr, dass ihre Lippen sich halb öffneten und sie die Luft anhielt. „Du musst zugeben, dass du mir genügend Gründe lieferst, um mit dir zu streiten.“
„Muss ich das?“
Er neckte sie, und das Rot auf ihren Wangen vertiefte sich. Verzweifelt versuchte sie, sich an all die Gründe zu erinnern, aus denen sie Giancarlo nicht mochte. Sie stritt nicht gern, war auch nicht besonders erfahren in der Kunst des Diskutierens, aber im Moment schien ihr das sicherer als alles andere und die beste Lösung, um diese seltsame Spannung zu mildern.
Sie streckte sich auf der Bank aus, auf einen Ellbogen gestützt, und ahnte nicht, dass sie wie ein erotischer Akt wirkte.
„Und wie sieht es mit Freundinnen bei dir aus?“
„Freundinnen?“ Giancarlo konnte kaum glauben, dass sie ein Gesprächsthema weiterführte, das er längst für abgeschlossen gehalten hatte. „Wieso fragst du?“
„Ich … ich will einfach nur nicht über Alberto reden“, behauptete Caroline. Es war ein Vorwand, denn während sie sich hier friedlich mitten im azurblauen Wasser leise auf und ab wiegten, hätte der Gedanke an die ganze undurchsichtige Angelegenheit zwischen Alberto und seinem Sohn nicht weiter entfernt sein können.
„Und natürlich steckst du deine neugierige Nase gern in Dinge, die dich nichts angehen – das hast du vergessen zu erwähnen.“ Eigentlich müsste er wütend sein, wie indiskret sie hier eine Grenze nach der anderen überschritt, doch seltsamerweise störte es ihn nicht. „Im Moment gibt es niemand Besonderen. Meine letzte Beziehung habe ich vor zwei Monaten beendet.“
„Wie war sie? Deine Freundin, meine ich.“
„In den ersten beiden Monaten sehr anschmiegsam und zufrieden. Das änderte sich abrupt, als ich die Sache beendete.“
„Vermutlich wünschen die meisten Frauen sich mehr als nur einen kurzen Flirt. Die meisten hoffen nach einer gewissen Zeit wohl darauf, dass es in eine bestimmte Richtung weitergeht.“
„Ja, ich weiß. Und genau das ist der Fehler.“
Giancarlo fragte grundsätzlich nicht nach den früheren Erlebnissen einer Frau. Ihn interessierte nur die Gegenwart. Jetzt jedoch trieb die Neugier ihn, die eigenen Regeln zu brechen. „Wie ist das mit dir? Wie kommt es, dass eine junge Frau sich dazu bereiterklärt, in einer abgelegenen Villa zu leben, nur mit einem alten Mann als Gesellschaft? Erzähl jetzt nicht wieder, dass der Garten und die Spaziergänge so wunderschön sind. Bist du nach Italien gekommen, weil du vor etwas wegläufst? Willst du vielleicht ein gebrochenes Herz auskurieren?“
Sie schnaubte und riss den Blick von den durchdringenden dunklen Augen los. „So ein Unsinn!“
„Na schön, du hast dich also nicht in den falschen Mann verliebt. Was war es dann? Wurde dir die Dorfidylle mit den liebevollen Eltern, den freilaufenden Hühnern und dem Scheunentanz jeden Freitagabend zu viel?“
Unter halb gesenkten Wimpern warf sie ihm einen bösen Blick zu. Wie hatte er es geschafft, die Unterhaltung so auf den Kopf zu stellen?
„Nun?“, hakte er leise nach. „Das Spiel, dass man dorthin geht, wo man eigentlich nichts zu suchen hat, können auch zwei spielen. Wusstest du das nicht?“
„Ach, was soll’s! Vielleicht war es mir ja wirklich ein wenig zu langweilig auf dem Dorf. Na und?“ Sie fingerte an einer Ecke des Handtuchs, fühlte sie sich doch plötzlich wie eine Verräterin gegenüber ihren Eltern, weil sie es zugegeben hatte. Und das war allein seine Schuld! „Italien schien eine großartige Idee zu sein. London ist einfach zu teuer. Man braucht einen wirklich gut bezahlten Job, um dort leben zu können. Als mein Dad dann durch den Kontakt mit Alberto Italien vorschlug, bin ich prompt darauf angesprungen. Und hier haben Alberto und ich sofort einen Draht zueinander gefunden.“
„Warum dann diese schuldbewusste Miene?“
„Ich glaube, meine Eltern hatten darauf gehofft, dass ich einen netten Mann aus dem Städtchen heirate
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