Verfuehrt, Verlobt - Verraten
weißt genau, was!“
Er machte einen Schritt auf sie zu. Ärger flammte in ihm auf, als sie zurückwich. Glaubte sie etwa, er wolle sich auf sie stürzen?
„Du wolltest es.“ Seine Stimme klang scharf wie ein Peitschenknall, ließ ihr keinen Spielraum, so zu tun, als hätte er sie gegen ihren Willen geküsst. „Jetzt spiel nicht die bedrohte Unschuld. Du hast dich mir ja praktisch an den Hals geworfen.“
„Das habe ich nicht getan“, wisperte sie entsetzt und wusste doch, dass es stimmte. Sie konnte nur nicht verstehen, warum. Beschämt wandte sie das Gesicht ab, bekam aber noch mit, dass er wild den Kopf schüttelte.
Als sie ihn dann wieder ansah, wendete er das Boot mit grimmiger Miene. Sie leckte sich über die Lippen und räusperte sich. Es war nie gut darin, so etwas unausgesprochen stehen zu lassen. Sie hatte sich von einem Moment der Schwäche mitreißen lassen, und sie würde das bereinigen müssen.
„Es tut mir leid“, hob sie tapfer an. Sie blickte auf sein Profil, seine versteinerte Miene wirkte keineswegs ermutigend. „Ich weiß, dass ich mitverantwortlich bin …“
Mit zusammengezogenen Brauen sah er sie zornig an. „Wie nett von dir, dass du deine Meinung noch einmal überdenkst. Ich bin also nicht das Monster, das dich skrupellos ausnutzt.“
„Ich weiß, dass du das nicht bist.“ Bittend lehnte Caroline sich vor. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich mag dich ja nicht einmal! Alles an dir ärgert mich.“
„Alles, Caroline? Darauf wollen wir lieber nicht genauer eingehen. Sonst musst du dieses Urteil auch revidieren.“ Giancarlo war nicht nur wütend über ihren Rückzieher, wo es doch so offensichtlich gewesen war, dass sie ihn ebenso sehr wollte wie er sie, sondern die Wut über sich selbst brodelte ebenfalls in ihm. Er wagte es nicht, sie anzusehen, weil er wusste, dass dann seine Libido erneut völlig verrücktspielen würde.
„Du hast mich überrumpelt.“
„Also sind wir wieder da angekommen? Ich, der Don Juan, und du das schüchterne Mauerblümchen?“
„Es liegt an der Hitze“, behauptete sie mit wachsender Verzweiflung. „Und an der ganzen Situation. Ich war noch nie mit einem Boot auf dem Wasser. Es ist einfach alles zu viel.“ Offen sah sie ihn an. „Es ist unmöglich, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Wir verstehen uns überhaupt nicht, und was du mit Alberto vorhast, ist meiner Meinung nach abscheulich. Mich haben Menschen, denen Geld das Wichtigste ist, noch nie beeindruckt, und Männer, die Angst vor Bindungen haben, kann ich nicht respektieren. Deshalb …“
„Trotzdem konntest du mir nicht widerstehen. Was bedeutet das wohl?“
„Das versuche ich dir doch gerade zu erklären! Es bedeutet nichts.“
Die Panik in ihrer Stimme war nicht zu überhören, nur wusste Giancarlo nicht, wie er damit umgehen sollte. Er hätte sie noch direkt auf dem Boot geliebt, und er kannte keine Frau, die sich die Chance hätte entgehen lassen. Diese Frau jedoch schien zu denken, dass sie so schnell und so weit wie möglich Abstand von ihm nehmen musste. Ehrlich gesagt … es war beleidigend.
Caroline hatte sich endlich wieder unter Kontrolle. „Wir sollten diese unglückliche Episode am besten vergessen. Tun wir so, als wäre es nie passiert.“
„Du fühlst dich zu mir hingezogen, Caroline.“
„Hast du nicht zugehört? Ich habe überreagiert, weil ich auf einem Boot bin. Männer wie du reizen mich nicht. Du siehst das sicher als Beleidigung, aber es ist nun mal so.“
„Du fühlst dich zu mir hingezogen“, wiederholte er. „Je eher du das akzeptierst, desto besser kommst du damit klar.“
„Wieso bist du dir da so sicher, Giancarlo?“
„Die Vernunft sagt dir, was du dir wünschen sollst – einen netten Mann aus dem Dorf, ein hübsches Einfamilienhaus in der Nähe deiner Eltern und drei Kinder. Doch hier bin ich, nicht nur ein Wunschbild, sondern ein realer Mann, und du kannst einfach nicht dagegen an. Aber mach dir keine Sorgen, denn erstaunlicherweise beruht das auf Gegenseitigkeit.“
Caroline wurde blass. Er sprach aus, was sie nicht wahrhaben wollte. Ihr Verhalten ergab keinen Sinn. Als Mensch fand sie ihn unmöglich, doch sie gab ihm schneller nach, als sie es sich je hätte erträumen lassen.
Es war schlichte Lust. Und nur weil er ein Ego von der Größe eines Wolkenkratzers besaß, wollte Giancarlo dieses Geständnis von ihr erzwingen. Glaubte er wirklich, sie würde es als Kompliment auffassen, dass das Gefühl
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