Verfuehrt von einem Highlander
Labyrinth wurde von brennenden Fackeln in dicken eisernen Wandhaltern erhellt.
Isobel lächelte die Fremden nicht an, die sie anstarrten, sondern griff stattdessen nach Cams Hand. Sie hätte ihm nicht erlauben sollen herzukommen. Ihre Angst wegen ihres Fehlers in der Einschätzung der Situation wurde bestärkt, als drei riesige Highlander auf sie zukamen und wie angewurzelt stehen blieben, als Maggie nur dieses eine Wort sagte: »Fergussons.«
»Hölle!«, brummte einer von ihnen voller Abscheu.
»Bekommen wir sie zum Abendessen serviert?«, knurrte ein anderer, dessen dichtes rotes Haar von Grau durchsetzt war. Vom Ohr bis zum Kinn zog sich eine lange Narbe über sein Gesicht.
»Vorsicht, Angus!«, warnte Tristan ihn mit einem schiefen Grinsen. »Dieses schöne Mädchen wird zurückbeißen.«
Isobel wollte ihn anlächeln, weil er ihr mehr Courage zusprach, als sie vermutlich hatte, und weil er ihr zu Hilfe gekommen war. Ganz egal, was man hier von ihm dachte, Tristan, wie sie ihn kannte, hätte König Artus stolz gemacht.
»Angus! Brodie!« Der Laird stand oben auf der Treppe und rief die beiden barsch zu sich. »Ihr sorgt dafür, dass Camlochlins Gäste gut behandelt werden.«
Die Drohung musste nicht laut ausgesprochen werden. Die beiden stämmigen Highlander gaben ohne weiteres Wort oder noch einen Blick in ihre Richtung den Weg frei.
»Jamie«, rief der Laird dem dritten Mann zu. »Begleite Cameron hinaus zu Finn und behalte den Kleinen im Auge! Er heißt Tamas. Pass auf, dass er nicht zu Schaden kommt!«
»Aye, Laird.«
Zum ersten Mal, seit sie die Burg betreten hatte, atmete Isobel erleichtert auf. Und sie musste Callum MacGregor danken. Als sie zu Tristans Vater hinaufschaute, lag Wertschätzung in ihren Augen, nicht Hass. Die Bilder, die sie von ihm hatte, waren aus dem Schrecken ihrer Kindheit entstanden und wurden langsam von barmherzigen Blicken und der Sanftheit in seinen großen, narbigen Händen verdrängt, mit der er sein Plaid um die Schultern ihres jüngsten Bruders gelegt hatte. Irgendwie hatte Tamas seine Zuneigung gewonnen. Das allein sagte viel über Callum MacGregor aus.
»Ihr zwei.« Es lag nichts Barmherziges in seinen Augen, als er auf sie und Tristan herunterzeigte. »Ihr kommt mit.«
Sie folgten ihm einen schwach erhellten Gang hinunter, an dessen Wänden schwere Behänge hingen und der von lachenden Kindern bevölkert wurde, die ihnen voraus zur Treppe rannten. Als Tristans Vater die Tür erreichte, blieb er nicht stehen, sondern stieß sie auf und betrat das Zimmer.
»Er ist hier. Rede mit ihm!«
Kate MacGregor strafte ihren Mann mit einem vernichtenden Blick, wandte sich jedoch Tristan und Isobel zu, als sie den großen Wohnraum betraten.
»Also gut«, erklärte sie kühl. »Miss Fergusson, ich bin sicher, Ihr seid eine reizende Frau, aber Ihr wisst, dass Euer Vater kaltblütig das Leben meines Bruders ausgelöscht hat. Ihr und Eure Familie werdet von mir hier nicht willkommen geheißen.«
Isobel nickte stumm, sie hatte dazu nichts zu sagen. Sie fühlte sich, als schaute sie in einen Teich und starrte auf sich selbst. Jene Augen waren ihre Augen, gefüllt mit Wut, ihre unnachgiebigen Lippen, die diese unversöhnlichen Worte sprachen, die sie nur allzu gut verstand.
»Soll sie für die Verbrechen ihres Vaters sühnen?«, fragte Tristan an ihrer Stelle. »Vielleicht sollten wir Maggie fragen und ihre Antwort hören.«
»Tristan«, mischte sich sein Vater warnend ein. »Bedenke, was du sagst!«
»Ich werde bedenken, was ich sage, wenn ich mich irre, Vater. Irre ich mich?«
»Nein, du irrst dich nicht«, gab der Laird zu, während seine Frau sich ihm zuwandte. »Katie …«, begann er in einem so sanften Ton, wie Isobel ihn bis jetzt noch nicht von ihm gehört hatte.
»Nein, Callum«, fiel sie ihm ins Wort. »Du solltest das besser verstehen als jeder andere. Du warst alles, was deine Schwester hatte, als sie aufwuchs. Du hast nicht zugelassen, dass deine Feinde sie töten.« Sie wandte sich wieder zu Isobel und Tristan, dieses Mal hatte sie Tränen in den Augen. »Wir waren Waisen, allein gelassen, um von einer Hand voll alter Soldaten großgezogen zu werden. Robert war es, der mir Mut gegeben hat. Er war mehr als ein Bruder. Er war mein Spielkamerad, mein liebster Freund und der ritterlichste Mann, den ich je kannte. Robert hatte es nicht verdient, in der Dunkelheit von einem Wahnsinnigen niedergeschossen zu werden, der sich in seinem Stolz verletzt gefühlt
Weitere Kostenlose Bücher