Verfuehrt von einem Traumprinzen
nichts“, versicherte Alice rasch. „Erin hatte eine sehr unglückliche Kindheit, und als Teenager ist sie wohl einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Es war nur eine kleine Sache, soweit ich weiß.“ Sie hielt inne, ganz offensichtlich beschämt, weil sie so viel ausgeplaudert hatte. „In jedem Fall hat Faisal Erin vertraut“, sagte sie fest, während sie aufstand und etwas Holz ins Feuer warf. „Auch wenn sie keine normale Ehe geführt haben, so haben sie sich doch sehr gemocht.“
Keine normale Ehe? Zahir wurde neugierig und hätte Alice am liebsten weitere Fragen gestellt, doch die Köchin hatte ganz rote Wangen und wirkte peinlich berührt, er musste seine Ungeduld zügeln. Sobald wie möglich würde er Omran, seinen persönlichen Assistenten, anrufen und beauftragen, Erins Hintergrund zu durchleuchten.
Zahir wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kazim zu, und diesmal war sein Lächeln echt. „Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht“, erzählte er dem kleinen Jungen, dessen Augen sofort aufleuchteten. „Es ist ein Spielzeug-Kamel, es sieht so aus wie die echten Kamele in der Wüste. Was hältst du davon, wenn du mit mir in meine Heimat kommst und auf einem richtigen Kamel reitest?“
Erin schob die Tür zur Bibliothek auf und sah, wie Kazim völlig gebannt Zahir in die Augen blickte. Faisals Bruder kniete auf dem Boden, sodass er auf einer Höhe mit dem Kleinen war. Sofort erkannte Erin die frappierende Ähnlichkeit zwischen Onkel und Neffe. Auch Alice schaute den Mann aus Qubbah mit einem derart verträumten Ausdruck an, dass Erins Verärgerung weiter wuchs. Also gut, der Mann sah aus wie Lawrence von Arabien, und seine Stimme klang nicht mehr kalt und überheblich, sondern warm und sinnlich wie geschmolzener Honig – doch das war noch lange kein Grund, ihn derart anzuschmachten, dachte sie wütend.
„Erin! Ich habe ein Kamel!“ Kazim hatte sie entdeckt und rannte quer durch den Raum auf sie zu, wobei er fröhlich mit dem Kuscheltier winkte. „Ich werde auf einem reiten – einem echten“, fügte er aufgeregt hinzu. „Können wir jetzt gleich in die Wüste fahren?“
Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Erin schaffte es, den Jungen anzulächeln, während sie gleichzeitig Zahir, der sich gerade aufrichtete, einen mörderischen Blick zuwarf.
„Heute nicht, Schätzchen“, murmelte sie. „Die Wüste ist ganz weit weg von hier.“ Kühl lächelte sie Zahir an. Hoffentlich sah man ihr nicht an, wie heftig ihr Herz schlug!
„Gordon Straker hat gut daran getan, sich auf den Weg zu machen, ehe das Wetter noch schlechter wird. Ich schlage vor, Sie tun dasselbe. Sie wollen doch sicher nicht in diesem ‚zugigen Monstrum von einem Haus‘ festsitzen“, fügte sie süßlich hinzu. „Alice, würdest du Kazim in die Küche mitnehmen? Es ist Zeit für seinen Tee.“
„Oh – natürlich.“ Alice wirkte ob Erins brüskem Tonfall leicht überrascht, streckte Kazim jedoch die Hand entgegen und verließ zusammen mit dem Kleinen den Raum.
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, schaute Erin zu Zahir hinüber und stellte mit sinkendem Herzen fest, dass er sie voller Zorn anstarrte.
„Sie gönnen mir nicht mal fünf Minuten mit dem Sohn meines Bruders?“, fragte er harsch. „Kazim ist mein Fleisch und Blut …“
„Ich wusste nichts von Ihnen“, verteidigte sie sich. „Faisal sagte mir, dass weder er noch seine erste Frau Familie hätten. Sie müssen verstehen, dass Ihr heutiges Auftauchen ein ganz schöner Schock für mich ist.“ Sie biss sich auf die Lippen, während ihre Gedanken nur so durcheinander wirbelten. „Als Sie sagten, dass Kazims Familie in Qubbah lebt – wen meinten Sie da genau?“
„Meinen Vater …“ Zahir zögerte. Erin schien wirklich überaus verwirrt darüber, dass Faisal Familie besaß. Aus irgendeinem Grund musste sein Bruder ihr verschwiegen haben, dass er ein Prinz und sein Sohn der rechtmäßige Nachfolger auf den Thron von Qubbah war. Im Moment sah Zahir jedoch keinen Grund, ihr die Wahrheit zu sagen. „Meine Familie verfügt über sehr viel Macht und Einfluss in Qubbah“, teilte er ihr lediglich mit. „Mein Vater, Scheich Kahlid, kann es nicht abwarten, seinen zehnten Enkel zu sehen. Meine drei Schwestern sind verheiratet und haben etliche Kinder, die alle Kazims Cousinen und Cousins sind. Außerdem hat mein Vater sechs Geschwister, die alle wiederum verheiratet sind. Kazim besitzt wirklich eine riesige Familie.“ Er machte eine kurze
Weitere Kostenlose Bücher