Verfuehrt von einem Traumprinzen
sich Erin, er würde sie wieder in seine Arme schließen und sie so lange küssen, bis sie beide nur noch von Verlangen erfüllt waren. Doch als er schließlich sprach, wünschte sie sich, im Erdboden versinken zu können.
„Wie ich sehe, lag ich mit meiner Einschätzung Ihres Charakters vollkommen richtig“, höhnte er. „Mein Bruder ist kaum drei Wochen unter der Erde, und schon sind Sie sexuell frustriert. Ich frage mich wirklich, wie lang es wohl dauern wird, bis ein steter Strom von Liebhabern durch dieses Haus zieht? Wer wird sich dann um Kazim kümmern, wenn Sie keine Zeit für ihn haben?“
„Ich möchte, dass Sie jetzt gehen“, erklärte Erin gepresst. Sie war krampfhaft bemüht, Sauerstoff in ihre Lungen zu pumpen.
Sorgsam wich sie seinem Blick aus. Es hatte keinen Zweck, sich zu verteidigen oder ihm klarzumachen, dass sie in ihrem ganzen zweiundzwanzigjährigen Leben noch nie einen Freund gehabt hatte. Zahir hielt sie ganz offensichtlich für die Mata Hari von Yorkshire, und nach der beschämenden Art und Weise, wie sie auf ihn reagiert hatte, konnte sie ihm das noch nicht mal verübeln.
Zitternd riss sie die Bibliothekstür auf und trat zur Seite, um Zahir den Weg freizugeben. Im nächsten Moment keuchte sie auf, denn er hatte sie am Arm gepackt, die Tür wieder zugeknallt, und nun fuhr er sie voller Empörung an.
„Ich bin hergekommen, um den Sohn meines Bruders abzuholen, und ohne den Jungen gehe ich nirgendwohin“, erklärte er entschlossen.
„Ach ja? Was wollen Sie denn tun? Ihn kidnappen? Ihn gewaltsam entführen?“, fragte Erin voller Panik. „Sie behaupten, dass Sie nur das Beste für Kazim wollen, dabei sind Sie bereit, ihn zu Tode zu ängstigen, nur um Ihren Willen durchzusetzen!“
„Natürlich habe ich nicht vor, ihn zu verängstigen“, fauchte Zahir ungeduldig. Dennoch hatten ihre Worte einen wunden Punkt getroffen. Während er sie anstarrte und die Furcht in ihren Augen las, meldete sich sein Gewissen.
Er hatte nicht vorgehabt, die Beherrschung zu verlieren. Mein Gott, nie im Leben hätte er sie so küssen dürfen – aber sie machte ihn rasend wie nie ein Mensch zuvor, und dann hatte sie auch noch auf ihn reagiert, verdammt noch mal. Er konnte sie jetzt noch schmecken, konnte sich an den Moment reiner Süße erinnern, als sie die Gegenwehr aufgegeben, die Lippen geteilt und sich an ihn geschmiegt hatte.
Mit einem unterdrückten Fluch wandte er sich ab und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. Sie war die Witwe seines Bruders, erinnerte er sich grimmig. Schon allein aus Respekt gegenüber Faisal war sie für ihn tabu.
„Ich habe nicht die Absicht, Ihnen meinen Neffen wegzunehmen“, knurrte er schließlich. Er hatte ja gesehen, wie sich der Kleine an Erin geklammert und nur von ihr hatte trösten lassen. Natürlich konnte er Kazim nicht von der einzigen Mutter trennen, die er je gekannt hatte.
„Nicht?“, murmelte Erin benommen. Noch vor einer Minute hatte er geschworen, nicht ohne Kazim zu gehen.
„Nein.“ Zahirs Kiefermuskeln spannten sich an. Natürlich hatte er keine Lust, die Frau, die seine Hormone in derartigen Aufruhr stürzte, mit in sein Heimatland zu nehmen, aber es blieb ihm keine andere Wahl. „Ich sehe ein, dass Kazim Sie braucht, und daher ist klar, dass Sie ihn nach Qubbah begleiten müssen.“
Dieses Angebot meinte er vollkommen ernst, erkannte Erin, als sie das entschlossene Funkeln in seinen Augen sah. „Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz“, begann sie. „Ich werde Sie weder nach Qubbah begleiten noch sonst irgendwohin, und Kazim auch nicht …“
„Nein, Sie sind diejenige, die nicht versteht“, unterbrach Zahir sie barsch. „Mein Vater sehnt sich verzweifelt danach, seinen Enkel kennenzulernen.“
„Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Ihr Vater Kazim gerne hier besuchen kann“, verteidigte sich Erin, die unter seinem erbosten Blick zusammenzuckte.
„Die Reise würde ihn umbringen.“ Er ignorierte ihr leichtes Keuchen. „Vor zwei Monaten hat er sich einen Virus zugezogen, der sein Herz angreift. Die Ärzte haben ihm verschiedene Medikamente verschrieben, und sie behandeln ihn mit Sauerstoff, aber ein langer Flug ist vollkommen ausgeschlossen. Die einzige Lösung besteht darin, dass Sie Kazim nach Qubbah begleiten, und ganz ehrlich – ich habe nicht die Zeit, mich mit Ihnen herumzustreiten“, fügte er in warnendem Ton hinzu, als sie bereits den Mund öffnete, um zu protestieren. „Mein Vater wollte sich mit Faisal
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