Verfuehrt von einem Vampir - Band 1
überlassen wir die alten Möbel aus Solidarität einem guten Zweck, aber einen Dank hat uns das bisher nicht eingebracht.“
Ständig vergesse ich, wo ich mich befinde. Die Vampire sehen uns Menschen so ähnlich, außer durch die großen Augen und die Eckzähne sind sie von uns nicht zu unterscheiden. Wir haben noch nicht von Gabriel gesprochen, und ich will mehr erfahren. Meine Neugier frisst mich auf, ich habe keine Angst mehr vor einem tödlichen Biss, doch ich weiß überhaupt nichts über sie. Dieser Reichtum ist unvorstellbar – jedes Jahr ein neu möblierter Salon? Eine sehr extravagante Idee. Außerdem – warum sind sie so reich? Gabriel trägt jedes Mal, wenn ich ihn sehe, einen anderen Anzug. Welchen Beruf übt er aus? Magda wiederum steht Coco Chanel in nichts nach. Und ihr Alter? Gabriel sieht auf jedem Gemälde, egal, aus welcher Epoche es stammt, immer gleich aus, wie ein Mann von etwa 35 Jahren … Doch warum scheint Magda etwas älter als er, wenn doch auch sie unsterblich ist?
„Möchten Sie einen kleinen Snack in der Küche, während ich das Essen für heute Abend vorbereite?“
„Gerne, ich fühle mich etwas …“
„Einsam?“
„Ja.“
„Das ist ganz normal, meine Kleine, bringen Sie Ihre Sachen, die hierhergebracht wurden, in Ihr Zimmer und kommen Sie in einer halben Stunde zu mir, dann können wir uns unterhalten.“
„Danke, Magda.“
Liest sie meine Gedanken? Das Paket ist mir zu schwer, da trällert Magda plötzlich:
„Chaaaaarles? Chaaaaarles?“
Ein sehr schöner blonder, schlanker Mann, der mindestens zwei Meter groß ist, betritt den Raum. Charles ist unglaublich charmant, er ist eine jener Personen, die man nur einmal getroffen haben muss, um sie ein Leben lang wiedererkennen zu können.
„Charles, das ist die berühmte Héloïse, könntest du ihr bitte mit dem Paket helfen?“
Charles schenkt mir ein breites Lächeln und bittet mich, ihm zu folgen. Ich bemerke, dass ich für eine erste Begegnung reichlich wenig anhabe. Um Gottes willen, wie viele von ihnen gibt es noch in diesem Haus? Ich war sehr naiv, zu denken, dass wir hier nur zu dritt wären. Manchmal höre ich Schritte und Stimmen, doch ich sehe nie jemanden.
Charles stellt das Paket ab und verlässt lächelnd das Zimmer. Als ich wieder alleine bin, öffne ich das Paket und entdecke Dinge aus meinem Besitz. Wie konnte er an sie herankommen? Ich freue mich unheimlich, wieder meine Kleidung, mein Lieblingsbuch, mein Parfum zu haben. Ich atme den Duft der Vergangenheit ein und es versetzt mir einen Stich ins Herz. Ich bin nicht unglücklich, aber ich bin auch nicht frei. Ganz unten liegt ein Kuvert, auf dem mein Name steht:
„Liebe Héloïse,
im Moment können Sie nicht nach Hause zurück, also musste ich einige Fäden ziehen, sodass ein wenig aus Ihrer Welt den Weg in meine Welt findet. Das Spektakel, das Sie mich in der letzten Nacht erleben ließen, verfolgt mich noch immer, und ich brenne danach, Sie in dem Kleid zu sehen, das ich für Sie ausgewählt habe. Tragen Sie Ihre Strümpfe, wir werden sie benötigen. Ich verzehre mich nach Ihren Brüsten.
Bis heute Abend, G.“
Der Brief schlägt bei mir ein wie eine Bombe und entfacht erneut, was unter der Asche noch vor sich hin glühte. Gabriel findet immer die richtigen Worte und ist immer für mich da, um mir zu zeigen, dass es mir im Grunde niemals besser gehen wird als hier.
„Ich verzehre mich nach Ihren Brüsten“
, nur ein flüchtiger Gedanke, und die beiden fühlen sich angesprochen und stellen sich stolz unter meinem Nachthemd auf. Verträumt berühre ich sie.
Auf dem Bett bemerke ich einen großen Kleidersack mit den silbernen Initialen eines bekannten französischen Modehauses der Haute Couture. Das berühmte Kleid, das Gabriel für mich ausgesucht hat. Als ich den Reißverschluss des Kleidersacks öffne, denke ich an den Moment, in dem Gabriel mir das Kleid ausziehen wird, und ein Schauer läuft über meinen Rücken. Das Kleid ist wunderbar, auf den ersten Blick ist es schlicht (es ist schwarz und anständig geschnitten), doch es hat frivole Details. Der Rückenteil ist durchgeknöpft, das Kleid ist fließend geschnitten, der Stoff ist transparent, doch durch das Übereinanderliegen mehrerer Lagen ist diese Transparenz nur zu erahnen. Das passt zu Gabriels anspruchsvollem Geschmack: zeigen, ohne alles zu enthüllen, um der Fantasie Raum zu geben. Ich will es sofort anprobieren, sofort wieder ausziehen …
* * *
Magda poliert in ihrer
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