Verfuehrt von einem Vampir - Band 1
strahlend sauberen Küche die Gläser. Wozu brauchen sie eigentlich eine Küche? Ich weiß wirklich wenig über ihre Sitten und Gebräuche, aber eine Sache weiß ich: Vampire ernähren sich von menschlichem Blut … Ist dies nicht ihr einziges Bedürfnis?
„Haben Sie Hunger?“
„Ja! Aber ich will ihn mir für heute Abend aufheben!“
„Kosten Sie, ein kleiner Vorgeschmack.“
Magda reicht mir einen Löffel mit einer samtigen perlgrauen Creme und einigen kleinen schwarzen Perlen.
„Das ist köstlich! Was ist das?“
„Trüffelschaum mit schwarzem Kaviar.“
„Oh. So etwas habe ich noch nie gegessen, das schmeckt toll, fein und intensiv gleichzeitig. Ich liebe es!“
„Inzwischen ist es einige Jahre her, da habe ich für eine Familie gearbeitet, die großen Wert auf delikate Köstlichkeiten legte. Dort hatte ich zum ersten Mal mit dem Kochen zu tun und habe viel gelernt. Ich bin sogar richtig süchtig nach eurem guten Essen geworden.“
„Ach, Sie essen also auch?“
„Natürlich!“
„Aber … ähm … Sie brauchen es doch nicht … oder doch?“
„Nein! Das ist ja das Gute daran! Ihr Menschen braucht zum Beispiel keinen Wein, um zu überleben, doch Ihr stellt Spitzenweine her und genießt sie. Warum? Einfach nur des Genusses wegen, und wenn es etwas gibt, das jeder besonders mag, dann ist es der Genuss. Wir sind doch alle nur Genussmenschen.“
„Meine Frage erscheint Ihnen wahrscheinlich … peinlich, aber seit wann sind Sie ein …“
„Schon immer, ich bin aus einer Union hervorgegangen, nicht gebissen worden. Darauf bin ich sehr stolz … Gabriel übrigens auch.“
„Das wollte ich gerade fragen.“
„Ich war bei seiner Geburt dabei! Und ich habe ihn aufwachsen sehen. Er hat sein endgültiges Alter vor … einiger Zeit erreicht.“
„Sein endgültiges Alter?“
„Ja, so wie ihr Menschen stellen auch wir uns Fragen zu unseren „Wurzeln“. Wir sind unterschiedliche Individuen, es gibt die „gebissenen“ und die „echten“ Vampire. Wenn man, wie ich, als Vampir geboren wird, wird man erwachsen, man altert und eines Tages erreicht man das sogenannte endgültige Alter. Ich habe es mit 40 erreicht, Gabriel war jünger.“
„Wie alt ist er?“
„Hm, da sind wir Vampire etwas eitel. Fragen Sie ihn doch, Sie sind einander doch recht nah.“
„Nun ja …“
„Ach, ich weiß, er ist ein guter Mann, aber etwas verschlossen und schweigsam, seitdem er seine Frau verloren hat.“
„Seine Frau?“
„Der Krieg des Blutes hat nicht nur aufseiten der Menschen Opfer gefordert. Sie ist verschwunden und man hat nichts mehr von ihr gehört … Ich glaube, Sie sind die erste Frau, die ich seitdem an seiner Seite sehe.“
Magda wird bewusst, dass sie zu viel gesagt hat, sie sieht auf die Uhr.
„Huch, die Zeit vergeht, in knapp zwei Stunden werden sie kommen!“
„Sie?“
„Gabriels Freunde natürlich, wegen des Dinners! Und jetzt beeilen Sie sich und machen Sie sich fertig, meine Kleine.“
Ich bin durch Magdas Enthüllungen vollkommen verwirrt, und als ich in mein Zimmer komme, muss ich mich setzen. Gabriel hatte eine Frau, sie lebten zusammen, ich kann ihn mir in dieser Rolle nicht vorstellen und suche in den Porträts um mich herum nach Hinweisen zu dieser mysteriösen verschwundenen Frau. Ich bin eifersüchtig auf sie, doch ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, denn ich habe Angst vor etwas anderem. Magda sagte:
„Gabriels Freunde.“
Ich werde also in Gesellschaft einiger Personen sein, die ich nicht kenne, dabei wollte ich Gabriel heute Abend doch für mich alleine haben.
* * *
Es wäre gelogen, zu sagen, ich hätte mich nicht besonders bemüht, um Gabriel zu gefallen, doch ich fühle mich unwohl beim Gedanken daran, dass ich diese Leute kennenlernen soll, von denen ich annehme, dass sie „nicht wie ich“ sind. Ich mache mir die Haare, schminke mich und creme mich mit einer Lotion ein, die zart nach Karamell duftet. Ich muss körperlich bereit sein und Selbstbewusstsein ausstrahlen. Mit Gabriel fühle ich mich als Frau, ich sehe in den Spiegel und finde mich hübsch. Jemand klopft an die Tür und ich öffne selbstbewusst.
„Monsieur Gabriels Gäste sind im roten Salon eingetroffen und erwarten Sie.“
Mein Selbstbewusstsein ist beim Teufel, ich folge Charles mit gesenktem Kopf und hinter dem Rücken verschränkten Armen. Bevor er die Glastür zum Salon öffnet, dreht Charles sich um und sagt:
„Sie sehen umwerfend aus, Mademoiselle Héloïse. Ganz
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