Verführt von einer Lady
sie.
Dieses Mädchen – nein, diese Frau –, die er all die Jahre so höflich ignoriert hatte, hatte ihn im Innersten berührt und sein Herz gestohlen.
Plötzlich wusste er nicht mehr, wie er je auf die Idee hatte kommen können, dass sie Jack heiraten solle.
Er wusste nicht, wie er auf die Idee gekommen war, ohne sie leben zu können.
Oder wie er auch nur einen einzigen Tag weiterleben konnte ohne die Gewissheit, dass sie seine Frau werden würde. Ihm Kinder schenken würde. Mit ihm alt werden würde.
„Thomas?“
Ihr Flüstern brachte ihn wieder zur Besinnung, und er bemerkte, dass er aufgehört hatte, sich zu bewegen. In ihrem Blick lagen Neugier und Begierde, und ihre Augen … ihr Ausdruck … er konnte nicht erklären, was mit ihm geschah oder wie es passiert war, aber er war glücklich.
Weder zufrieden noch befriedigt oder erheitert.
Glücklich.
Liebeskrank, Champagner im Blut, es aller Welt erzählen wollen – so glücklich war er.
„Warum lächelst du?“, fragte sie, und dann lächelte sie ebenfalls, weil es ansteckend war. Musste es ein. Er konnte es nicht bei sich behalten.
„Ich liebe dich“, sagte er, und er wusste, dass sich die Überraschung und das Staunen, die er empfand, in seiner Miene spiegelten.
Sofort wurde sie misstrauisch. „Thomas …“
Sie musste es unbedingt verstehen. „Ich sage das nicht, weil du es gesagt hast, und ich sage es auch nicht, weil ich dich jetzt natürlich heiraten muss, ich sage es, weil … weil …“
Sie wurde ganz still unter ihm.
Schließlich flüsterte er: „Ich sage es, weil es wahr ist.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und er beugte sich sanft zu ihr und küsste sie fort. „Ich liebe dich“, flüsterte er. Und jetzt konnte er sich ein durchtriebenes Lächeln doch nicht ganz verkneifen. „Aber dieses eine Mal werde ich nicht das Richtige tun.“
Erschrocken riss sie die Augen auf. „Wie meinst du das?“
Er küsste sie auf die Wange, dann das Ohr, dann das anmutige Kinn. „Das Richtige wäre wohl, mit diesem Wahnsinn auf der Stelle aufzuhören. Nicht dass du nicht ohnehin schon völlig ruiniert wärst, aber ich sollte wirklich erst die Erlaubnis deines Vaters einholen, ehe wir weitermachen.“
„ Damit weitermachen?“, stieß sie hervor.
Er wiederholte seine Küsse auf der anderen Seite ihres Gesichts. „So ungehobelt wäre ich nie. Ich habe die Werbung gemeint. Allgemein gesprochen.“
Sie klappte mehrmals den Mund auf und zu, und endlich breitete sich auf ihrem Gesicht etwas aus, was selbst nicht so recht wusste, ob es ein Lächeln werden wollte.
„Aber das wäre grausam“, murmelte er.
„Grausam?“, wiederholte sie.
„Hmmm. Nicht damit weiterzumachen.“ Er schob sich ein Stück vor. Nur ein winziges Stückchen, aber sie quiekte vor Überraschung auf.
Er liebkoste ihren Nacken und wechselte in einen schnelleren Rhythmus über. „Etwas anzufangen und nicht zu Ende zu bringen – das ist doch auch nicht richtig, oder?“
„Nein“, erwiderte sie, aber ihre Stimme war angespannt, und ihr Atem ging keuchend.
Und so machten sie weiter. Er liebte sie mit seinem Körper, gerade so, wie er sie mit dem Herzen liebte. Und als sie unter ihm erschauerte, ließ er sich endlich gehen, ergoss sich in sie mit einer Macht, die ihn müde und erschöpft zurückließ – und ganz.
Vielleicht war es nicht der richtige Weg gewesen, die Frau zu verführen, die er liebte, aber es war auf jeden Fall gut gewesen.
22. KAPITEL
Am Ende tat Thomas dann doch das Richtige.
Beinahe.
Amelia hatte erwartet, dass er ihren Vater am nächsten Tag aufsuchen und förmlich um ihre Hand anhalten würde. Stattdessen bat er sie, seine Nachricht und seinen Ring wie geplant abzugeben, und fügte dann hinzu, er werde sie dann in vierzehn Tagen in England sehen.
Er liebte sie, sagte er. Er liebe sie mehr, als er sagen könne, aber er müsse allein nach Hause zurückkehren.
Amelia hatte Verständnis dafür.
Und so geschah es, dass sie beinahe drei Wochen später mit ihrer Mutter, ihren vier Schwestern und zwei Hunden ihres Vaters im Salon von Burges Park saß, als der Butler in der Tür erschien und verkündete: „Mr. Thomas Cavendish, Mylady.“
„Wer?“, fragte Lady Crowland prompt.
„Das ist Wyndham!“, zischte Elizabeth.
„Jetzt ist er aber nicht mehr Wyndham“, korrigierte Milly.
Amelia sah auf ihr Buch – irgendein grässliches Benimmbuch, das ihre Mutter als „erbaulich“ bezeichnet hatte – und lächelte.
„Warum um
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