Verfuehrt zur Liebe
Entschluss, dass es sie nicht kümmerte. Lady O. hatte Recht - sie hatten genug Zeit verschwendet. Sie richtete sich auf und wandte sich zur Tür. »Gute Nacht. Wir sehen uns morgen früh.«
Denn es würde morgen sein. Ein ausgezeichneter Vorteil von Lady O.s Plan bestand darin, dass sie jetzt, wo sie ihr Morgenkleid schon trug, Simon nicht mehr im Morgengrauen verlassen müsste.
Simon war in seinem Zimmer, wartete, fragte sich, ob Portia einen Weg fände, zu ihm zu kommen - oder ob sie die Chance ergriffe, wegzubleiben und nachzudenken, all die Gründe durchzugehen, warum sie ihn nicht heiraten wollte, und neue Hürden vor ihm aufzubauen.
Er blieb am Fenster stehen, war sich seiner inneren Anspannung überdeutlich bewusst, während er von seinem Brandy trank, den er die letzte halbe Stunde schon in der Hand hielt, und blickte in die zunehmende Dunkelheit.
Er wollte nicht, dass sie zu sehr darüber nachdachte, wie er wohl als Ehemann sein würde. Und zur selben Zeit wusste er, wenn er es versuchte, sie davon abzubringen - egal, wie geschickt er dabei vorging -, würde er sich nur mehr Schwierigkeiten einhandeln, würde in ihr Zweifel wecken, ob man ihm vertrauen konnte, ihr zu erlauben, eigene Entscheidungen zu treffen.
Wie er sich auch drehte und wendete - es gab keinen Ausweg. Er war, wie er war, und er konnte nichts dagegen tun.
Sie würde trotzdem ihren eigenen Weg gehen; sie war zu scharfsinnig, zu geradeaus, sich den Tatsachen nicht zu stellen - seinem Charakter und ihrem, und den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten. Der einzige Trost, den er daraus ziehen konnte, war, dass, falls sie sich schließlich für ihn entschied, er dann wissen würde, dass sie sich unwiderruflich an ihn binden wollte.
Er zögerte, dann leerte er sein Glas. Das war die Qualen vorher beinahe wert.
Das Schloss klackte; er drehte sich um, als sie eintrat, schlank, elegant in einem frischen Kleid. Als sie näher kam, bemerkte er ein sanftes, zuversichtliches Lächeln auf ihren Lippen. Er stellte sein Glas auf die Fensterbank, legte ihr die Hände um die Taille, als sie zu ihm trat, geradewegs in seine Arme.
Er senkte den Kopf und küsste sie, eindringlich, lange. Die Glut, die dieser Tage dicht unter ihrem kühlen Äußeren wartete, glomm auf, sandte Flammen durch ihre Körper.
Erst jetzt merkte er, dass ihr Kleid vorne zu schließen war; er schob seine Hände zwischen sie und begann sich an den Knöpfen zu schaffen zu machen. Die waren jedoch winzig und saßen fest in ihren Löchern; er musste den Kuss unterbrechen und hinschauen, um sie aufzubekommen.
»Warum hast du dich umgezogen?« Aus ihrem anderen Kleid hätte er sie binnen weniger Augenblicke herausgehabt.
»Lady O.«
Er schaute sie an. Portia lächelte verschmitzt. »Sie hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich in einem Tageskleid morgen früh keinen Verdacht erregen würde, wenn mich jemand auf dem Rückweg sieht.«
Seine Finger verharrten. »Sie weiß, dass du hier bist?« Unterstützung im Hintergrund war eine Sache; solche unverhohlene Ermutigung hätte er nicht erwartet.
»Sie hat mich mehr oder weniger zur Tür hinausgeschoben und mir geraten, nicht länger Zeit zu verplempern.«
Den Blick auf die Knöpfe gerichtet, hörte er doch das unterschwellige Lachen in Portias Stimme, schaute ihr ins Gesicht -und verfluchte die Schatten; er konnte ihre Augen nicht gut genug erkennen, um in ihnen zu lesen. »Was ist?«
Er wusste, da war etwas ... etwas, das sie wusste oder an das sie gedacht hatte, er aber nicht. Das bestätigte sich, als sie seine Züge studierte, dann wieder lächelte und den Kopf schüttelte. »Nur Lady O. - sie ist eine schockierende alte Dame. Ich glaube, wenn ich alt werde, werde ich so wie sie.«
Der letzte Knopf glitt aus seinem Loch.
Sie griff nach oben, zog seine Lippen zurück auf ihre. »Wenn du jetzt fertig bist, dann denke ich wirklich, wir sollten tun, was sie sagt.«
Sie vergeudeten keine Zeit, aber er erlaubte ihr auch nicht, ihn zu hetzen. Dieses Mal - zum ersten Mal - trafen sie sich als Gleichberechtigte. Beide wussten, was sie wollten, wohin sie gingen und warum; beide machten sehenden Auges den letzten Schritt, traten Hand in Hand in das Feuer, Seite an Seite.
Es war eine Zeit, die man genießen sollte. An die man sich erinnern würde. Jede Berührung war voller Achtung, köstlicher Leidenschaft.
Er wusste nicht, was sie von der Nacht erwartete, was sie noch von ihm lernen wollte, was er ihr noch geben konnte. Er
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