Verfuehrt zur Liebe
Hammond-Schwestern. Und was Drusilla betraf ...
Kitty, die mit erzwungen scheinender Lebhaftigkeit Ambrose und James neckte, schien die einzige Möglichkeit... ein niederschmetternder Gedanke.
Portia warf einen Blick zu Lady O., dann schaute sie auf ihren Teller. Langsam kam ihr der Verdacht, dass Lady O. - weit davon entfernt, schockiert zu sein - ihr ungeschminkt sagen würde, sie habe bisher nur an der Oberfläche gekratzt und noch viel zu lernen.
Sie brauchte keine weitere Ermunterung. Neugier nagte an ihr; sie wagte es nicht, Simon anzusehen, für den Fall, dass er es erraten würde. Eine Sache, die sie nicht geklärt hatten, war die Häufigkeit ihrer Lektionen; sie wollte nicht zu ... »eifrig« erscheinen - das war das einzige Wort, das ihr einfiel. Tief innerlich war sie davon überzeugt, dass es nicht klug wäre, ihn wissen zu lassen, wie fasziniert und begeistert sie war. Er war schon ohne dieses Wissen überzeugt genug von sich; sie musste seinem Stolz nicht noch neue Nahrung geben, ihm einen Grund liefern, sich überlegen zu fühlen.
Folgerichtig erhob sie sich mit den anderen Damen und ging nach draußen, um auf Stühlen Platz zu nehmen, sich im Sonnenschein zu unterhalten und müßig Klatsch auszutauschen. Simon schaute ihr nach, gab ihr aber kein Zeichen. Und sie ihm auch nicht.
Eine Stunde später rief Lady O. sie zu sich, damit sie ihr nach oben auf ihr Zimmer half.
»So, und nun erzähl mir, welche Fortschritte du machst.« Lady O. streckte sich schwerfällig auf ihrem Bett aus und ließ sich von Portia die Röcke ordnen.
»Es läuft gut, aber bislang bin ich noch weit von irgendeiner Entscheidung entfernt.«
»Ach ja?« Lady O.s schwarze Augen waren weiter auf ihr Gesicht gerichtet, dann machte sie »Hm.« »Du und Simon, ihr müsst meilenweite Spaziergänge unternommen haben!«
Portia zuckte nonchalant die Achseln. »Wir waren am See.«
Lady O. runzelte die Stirn, dann schloss sie die Augen. »Nun, wenn das alles ist, was du zu berichten hast, dann kann ich dir nur vorschlagen, dich etwas mehr zu beeilen. Wir sind ja nicht endlos hier.«
Portia wartete; als Lady O. weiter nichts sagte, verabschiedete sie sich leise und ging.
Langsam schlenderte sie durch das riesige Haus zurück, überlegte ...
Wie viele Tage brauchte sie, um alles zu lernen? Oder wenigstens genug? Sie kam an die lange Galerie und betrat eine der tiefen Fensternischen in der Wand und setzte sich auf die Bank vor dem Fenster. Blicklos auf das Sonnenlicht auf der Holztäfelung starrend, begab sie sich in Gedanken zurück, ließ ihre Sinne frei ...
Und spürte alles wieder, merkte, wie eingeschränkt ihre Erfahrung immer noch war. Da war eine Grenze, hinter der so viel lag, was sie noch fühlen musste, wissen musste.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort saß, keine Ahnung, wie lange Simon sie beobachtet hatte; als sie aus ihren Gedanken auftauchte, spürte sie seine Anwesenheit, schaute zu ihm und sah ihn am Rand der Fensternische lehnen. Sie blickte in seine Augen.
Ein Augenblick verstrich, dann hob er eine Braue. »Bereit für die nächste Lektion?«
War es zu sehen? Sie hob ihr Kinn. »Wenn du Zeit hast.«
Das hatte er schon die gesamte vergangene Stunde. Simon verzichtete darauf, das auszusprechen, neigte kühl den Kopf und richtete sich auf.
Sie erhob sich, ordnete ihre weichen Röcke über ihren langen Beinen. Er streckte die Hand aus, nahm ihre und musste dagegen ankämpfen, sie zu sich zu zerren. Jede Unze Selbstbeherrschung aufbietend, hakte er sie bei sich unter und ging den Flur hinab.
Sie schaute ihm ins Gesicht. Nach einem Augenblick fragte sie: »Wohin gehen wir?«
»Irgendwohin, wo wir nicht gestört werden.« Er hörte die Härte in seiner Stimme, wusste, dass sie sie auch gehört hatte. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen: »Übrigens wäre es sinnvoll, sofern du die verschiedenen Stationen durchlaufen und zu irgendeinem vernünftigen Ergebnis kommen willst, wenn du dich auch bereit halten würdest.«
Sie blinzelte erstaunt, dann schaute sie nach vorne. »Ich gehe oft nachmittags in den Musiksalon - um zu üben. Das wollte ich eigentlich jetzt auch tun.«
»Du kannst gut genug Klavier spielen - und kannst es dir leisten, dich einmal ablenken zu lassen. Oder auch zweimal. Wir sind nur noch ein paar Tage hier.«
Er blieb stehen und öffnete eine Tür, stieß sie schwungvoll auf und schob sie hindurch in einen kleinen Vorraum, der zu einem Schlafzimmer gehörte, das im Moment nicht
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