Verfuehrung auf Italienisch
sah immer noch so bedrückt und unglücklich aus wie gestern Abend.
"Buongiorno", grüßte sie ihn lächelnd. "Ich würde gerne ins Bad gehen, und dann hätte ich gerne eine Tasse Kaffee."
Er nickte, wenn auch zögernd.
Als sie im Bad stand, hörte sie Marco nach unten in die Küche gehen. Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte hinaus.
Der Korridor war leer, und sie dachte daran, jetzt einfach die Flucht zu ergreifen, aber dann überlegte sie, dass sie ja keine Ahnung hatte, wo sie sich befand.
Aus dem Raum gegenüber hörte sie ein Schnarchen. Auf Zehenspitzen schlich sie hinüber und öffnete die Tür.
Sie krauste angeekelt die Nase, als der Geruch von Alkohol und Schweiß ihr entgegenschlug. Fabio lag ausgestreckt auf einem Bett, eine leere Flasche Grappa neben sich auf dem Boden, und schnarchte laut mit offenem Mund.
Der ist erst mal ruhig gestellt, dachte sie. Das war die Gelegenheit, Marco zu bearbeiten.
Vorsichtig schlich sie zum Fenster, dessen Läden offen standen. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt. Das Haus, das offensichtlich Marcos Mutter gehörte, lag völlig abgelegen, nichts als Felder und Wiesen rund herum. Aber unter dem Fenster stand Fabios Auto, das jetzt im Sonnenlicht noch verbeulter und rostiger aussah als zuvor.
Wenn ich nur an die Schlüssel kommen könnte, dachte sie. Schließlich muss irgendwo eine Hauptstraße verlaufen.
Fabio schmatzte und drehte sich auf die andere Seite. Hastig verließ Clare das Zimmer.
Gerade, als sie die Tür wieder zuzog, kam Marco die Treppe herauf, mit einem Tablett in der Hand, auf dem eine Tasse dampfenden Kaffees und ein Teller mit Brot, Schinken und Käse standen.
"Danke." Wieder lächelte sie ihn an. "Sie kümmern sich wirklich sehr um mich. Ihre Mutter wird sicher stolz auf Sie sein." Sie sah sich um. "Und wie hübsch sie ihr Heim eingerichtet hat."
"Grazie, Signorina."
"Schade, dass sie nicht hier bleiben kann."
Marco runzelte verständnislos die Stirn. "Wie meinen Sie das?" Clare nippte an dem Kaffee und beobachtete Marco dabei genau. "Na ja, vom Gefängnis aus wird sie sich nicht mehr um das Haus kümmern können."
"Gefängnis?"
Marcos Gesicht erstarrte. "Meine Mutter wird nicht ins Gefängnis gehen. Und ich auch nicht.
Es gibt viele Orte, wo man sich verstecken kann, selbst vor einem Bartaldi."
"Mag sein", fuhr sie berechnend fort. "Aber Sie haben mich im Haus Ihrer Mutter gefangen gehalten. Das macht sie zu einer Komplizin. Zumindest für die Polizei."
"Aber Sie kennen die Wahrheit, signorina. Sie werden ein Wort für sie einlegen. Sie ist nicht mehr die Jüngste, und gesund ist sie auch nicht."
"Das hätten Sie sich vorher überlegen müssen, Marco, bevor Sie sich auf Fabios Plan, eine schnelle Lira zu machen, einließen." Sie beugte sich vor und schaute Marco beschwörend an.
"Es gibt nur einen Menschen, der Ihnen helfen kann, der Sie aus diesem Schlamassel herausholen kann, und das ist der Marchese. Allerdings wird er das nicht wollen. Warum sollte er auch? Sie haben sein Vertrauen missbraucht und haben ihn bestohlen. Sie können wegrennen, Marco, aber er wird Sie finden. Und Ihre Mutter wird unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen."
"Nein, das kann nicht sein. Fabio hat nichts davon gesagt, dass ..."
"Natürlich nicht. Schließlich ist es ja nicht seine Mutter."
Clare sah ihn durchdringend an. "Wenn die Polizei die Spur zu diesem Haus findet, steckt Ihre Mutter bis zum Hals mit drin."
Marco sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. "Das darf ich ihr nicht antun. Was soll ich nur machen, signorina?"
Clare wagt den letzten Schritt. "Nun", meinte sie langgezogen, "Sie könnten mich gehen lassen."
"Damit Sie die Polizei auf mich ansetzen? So dumm bin ich auch wieder nicht!"
"Marco, hören Sie mir zu." Im Geist drückte sie die Daumen, dass ihr Plan gelang. "Wenn Sie mich gehen lassen, werde ich beim Marchese ein gutes Wort für Sie einlegen. Werde ihm sagen, wie nett Sie waren und wie gut Sie sich um mich gekümmert haben. Und ich werde ihn daran erinnern, wie lange Ihre Familie schon für ihn arbeitet, ich bitte ihn sogar, Ihnen Ihre Stellung zurückzugeben. Sie wissen, dass er fair ist. Wenn Sie mir jetzt helfen", sie machte eine bedeutungsvolle Pause, "dann werden Sie sich selbst und Ihrer Mutter helfen."
Marco dachte lange nach. Dann fragte er: "Woher soll ich wissen, dass er das alles tut?"
Clare hob ihr Kinn. "Sie haben Fabio doch gehört _ ich bin Bartaldis
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