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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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auf Sabrina zu, die nun still wie der Tod auf der Strohmatratze lag. »Was meinen Sie, Douglas? Sollen wir dem hübschen Gesicht Ihrer Schwester ein paar Narben verpassen?«
    Da alle St. John ansahen, bemerkte keiner, dass Daigh nach der fallen gelassenen Sense griff. Dass er die Hand darum schloss und ausholte, um St. John die scharfe Klinge in den Rücken zu stoßen.
    Bis zur letzten Sekunde bekamen sie es nicht mit. Dann schrie Máelodor eine Warnung, die St. John herumfahren ließ, sodass das scharfe Werkzeug nur einen langen Schlitz in seinen Mantel riss. »Du!«
    Sein Vergeltungszauber traf Daigh wie eine Mauer, die über ihm zusammenbrach.
    Dunkelheit umhüllte ihn. Er rang fieberhaft nach Atem, seine Zunge schwoll an, und seine Kehle wurde immer enger. Es war kein Ersticken, aber ein erstickendes Gefühl der Panik überwältigte ihn. Dagegen anzukämpfen nützte nichts. Keine magische Energie beantwortete seine Rufe. Er war völlig machtlos.
    »Spielt fair.« Mit einer Bewegung seiner gebrochenen Hand und einem lautlosen Flüstern auf den Lippen erschütterte Douglas den Raum mit einem donnernden Beben antwortender Magie. Wände neigten sich, der Boden hob sich, und Staub und Stroh wehten in das von übel riechender Luft erfüllte Zimmer herein.
    St. Johns Zauber war gebrochen. Máelodors Gesicht war verzerrt vor Schmerz und wahnsinniger Wut; er taumelte, erschauerte, als fröstelte es ihn, und fiel auf die Knie.
    Aber kaum hatte der Meistermagier den Boden berührt, als sein Körper sich veränderte und verwandelte. Schatten überlappten Schatten, die immer noch mehr Mensch und weniger Schlange zeigten. Doch seine Augen waren rund und rot und ohne Lider, sein Mund ein klaffender, zu einer Grimasse verzogener Schlund mit gespaltener Zunge. Eine weite Kapuze bedeckte einen geschuppten Kopf, und Máelodors Körper verlängerte und verdrehte sich mit der verblüffenden Schnelligkeit der Schlange.
    »Er ist ein Heller!«, entfuhr es Douglas.
    »Gelweth a sargh dyest. Pádraic eskask.« Die Worte kamen düster und Unheil verkündend aus Máelodors Mund. »Dreheveth hesh distruot.«
    Eine riesige Schlange nahm im Mittelpunkt des Raumes Gestalt an. Ein schreckliches, sich windendes Ungeheuer einer Schlange.
    Mit gebleckten Zähnen stürzte es sich auf das nächste Opfer. Daigh.
    Der Nebel begrub sie unter seinen feuchten, klebrigen Schwaden, sodass die Bäume, das Gut, der Pfad und das Weinen hinter ihr zurückblieben. Eine Nachricht hatte sie erreicht. Die Männer waren tot. Der Prinz war gestorben, und seine Gefährten waren mit ihm abgeschlachtet worden.
    Totenklagen erfüllten die Luft und stiegen wie der dichte schwarze Rauch der Kochfeuer in den Himmel auf. Sabrina war so lange geblieben, wie sie es wagte. Aber die Nachricht war gekommen, und somit gab es keinen Grund mehr, an dieser Zeit und dieser Welt festzuhalten.
    Ihr Leben hier war erfüllt gewesen, die Erinnerungen daran kostbar. Doch ihr Liebster war tot, sodass es ihr freistand, zu ihrem Zuhause und ihrer Zeit zurückzukehren. Er hingegen würde die nächsten Jahrhunderte in einem Grab verschlafen und den abscheulichen Zauber erwarten, der ihm zu einer neuen Existenz unter den Lebenden verhelfen würde.
    Der Nebel lichtete sich zu silbernen Streifen, und die ausgedehnten, schützenden Wälder zogen sich zu den schmuddeligen Wänden eines Bauernhauses und einer kratzenden Strohmatratze unter ihrem Gesicht zusammen. Was Jahre für sie waren, verringerte sich auf bloße Minuten für die Männer, die mit ihr im Zimmer waren.
    Er stand mit dem Rücken zu ihr. Kerzengerade, die Schultern für den Kampf gestrafft.
    Sie versuchte, einen Kontakt zu seinem Bewusstsein herzustellen, rührte die Hitze, Liebe und Stärke eines Mannes an, von dem sie sich in ihrer Vision viele Monate zuvor unter Tränen und flehentlichen Bitten getrennt hatte.
    Sie hatte Máelodor geschlagen und Daigh gerettet.
    Nachricht war gekommen. Und obwohl sie Daigh in einem Leben verloren hatte, hatte sie ihn in einem anderen zurückgewonnen.
    Der Kopf der großen Schlange schwankte hin und her, als versuchte sie abzuschätzen, wer die leichtere Beute war. Atemlos und mit wild klopfendem Herzen wich Daigh gegen den Rand des Bettgestells zurück. Er war so geschwächt, dass seine Beine nachzugeben drohten. Schweiß brach zwischen seinen Schulterblättern aus und lief ihm über das Gesicht. Mit dem Handrücken wischte er ihn weg.
    Diesen Moment nutzte die Schlange, um anzugreifen.
    Ihr

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