Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
an der Schulter, und ein lähmender Schmerz wie von tausend Nadeln fuhr ihm durch den Arm. Nur weil er sich blitzschnell in den Raum hineinwarf, entkam er einem zweiten Versuch, ihm den Schädel einzuschlagen.
    In der Dunkelheit war der Angreifer nicht auszumachen, deshalb nahm Daigh nur den Luftzug einer gespenstischen Bewegung wahr, bevor ihn ein Faustschlag in den Magen traf, der ihm den Atem raubte. Ein weiterer Hieb in den Nacken zwang ihn auf die Knie.
    Wütend schüttelte er den Kopf, um Klarheit zu erlangen, und ließ die bösartige Präsenz in seinem Kopf das Raubtier in ihm wecken. Seine verengten Pupillen richteten sich auf einen Mann, der dunkel, schlank und von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet war. Nur das silberne Glitzern des Dolches in seiner Hand verriet ihn. Die Klinge wurde nach Daighs Kehle gestoßen und erwischte seine Hand, die er hochwarf, um den Angriff abzuwehren.
    Mit größter Vorsicht rappelte er sich vom Boden auf und warf seinem Angreifer einen bösen Blick zu. Erneut blitzte der Dolch auf und traf ihn an den Rippen. Beim dritten Angriff zielte er auf Daighs Magen.
    Daigh warf sich zur Seite, aber nicht rechtzeitig genug.
    Ein scharfer, heißer Schmerz durchfuhr ihn, als die Klinge sein Fleisch durchbohrte. Durch Muskeln und Sehnen drang sie bis ans Heft zwischen zwei Rippen, wo sie zitternd stecken blieb. Daighs Mund öffnete sich zu einem Schrei, den er jedoch tapfer unterdrückte, sodass nur noch ein dumpfes, gequältes Stöhnen über seine Lippen kam.
    Dies war seine Jagd und der Eindringling seine Beute. Er würde nicht die Schwestern aufwecken. Nicht, bis er sich über die Gefahr im Klaren war.
    Der Mann lächelte triumphierend, bevor er sich von Daighs zusammengekrümmtem Körper abwandte und den Kerzenstummel wieder anzündete. Dann setzte er in aller Ruhe und sehr methodisch seine schon begonnene Durchsuchung der Regale fort.
    Ohne auf Daigh achtzugeben.
    Was ein schwerwiegender Fehler war.
    Weil Verletzungen seine enormen kämpferischen Fähigkeiten zwar verlangsamten, sie aber keineswegs zum Erliegen brachten. Und er ohnehin nicht sterben konnte.
    Daigh legte eine Hand um den vom Blut glitschigen Dolch, riss ihn heraus und verlor beinahe das Bewusstsein von dem Schmerz. Er zitterte am ganzen Körper und biss die Zähne zusammen gegen die Krämpfe, die ihn sich verspannen ließen. Mit geschlossenen Augen zählte er bis hundert. Als er sie wieder öffnete, zog sich eine weitere frisch verheilte Narbe über seinen Oberkörper. Ein weiterer Strich auf dieser Straßenkarte durch die Hölle und zurück.
    Mit der Fingerspitze fuhr er die noch unebene neue Haut nach und verspürte zwar eine kribbelnde, eisige Taubheit, darüber hinaus jedoch keine bleibende Nachwirkung einer Wunde, die ihn eigentlich hätte töten müssen.
    Der Mann war vor dem Wandbehang hinter Ard-siúrs Schreibtisch stehen geblieben, auf dem dunkel gekleidete Gestalten eine verhangene Sänfte auf ein offenes Grab zutrugen. Einen Moment befingerte er den schweren Stoff, bevor er ihn mit einem Schulterzucken und zufriedenen Grunzen von der Wand losriss, ihn zusammenfaltete und in eine mitgebrachte Ledertasche stopfte.
    Das war Daighs Stichwort. Den blutigen Dolch in der zitternden Hand, erhob er sich wie ein wandelnder Toter. Sein Körper war angespannt wie eine Bogensehne, und seine Nerven lagen blank. »Du solltest sichergehen, dass deine Opfer tot sind, wenn du mordest.«
    Der Mann erstarrte in einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen. »Wie kann das sein?«, flüsterte er. »Ich hab doch gesehen …« Sein Blick glitt zu dem Dolch. »Niemand könnte eine solche Verletzung überleben. Kein lebender Mensch könnte …« Er straffte sich, und ein Ausdruck des Verstehens trat auf sein Gesicht. »Aber du bist ja auch kein Mensch, nicht wahr?«, höhnte er mit einem erbarmungslosen Grinsen. »Oder genau genommen nicht einmal lebendig, was?«
    Die Präsenz in Daigh versuchte mit aller Macht, sich zu befreien. Die Schlange entfaltete ihre ganze Kraft, entrollte sich und schlug die giftigen Fänge in Daighs Blutstrom.
    Er zuckte unter dem Biss zusammen, der seine Hände zum Zittern brachte und seine Atmung auf das Hecheln eines Tieres reduzierte, aber mit purer Willenskraft hielt er sie noch in Schach. Dieser schwarz gekleidete Schurke kannte ihn. Er wusste, wer er war. Und was er war.
    Daigh konnte den Dieb jedoch nicht töten, bis er aus ihm herausgeholt hatte, was er wusste. Dann erst konnte er mit ihm machen, was

Weitere Kostenlose Bücher