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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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er wollte.
    Der Mann schnallte seine Tasche zu und hängte sie sich um. »Tut mir leid«, sagte er spöttisch. »Máelodor hielt dich für tot.«
    Daighs Lippen verzogen sich zu einem nichtssagenden Lächeln. »Wie du siehst, ist das schwerer zu erreichen, als man glaubt.«
    »Dann muss ich mich berichtigen. Du warst nicht tot, bist jedoch auch nicht zu eurem Treffen in Cork erschienen. Und Máelodor war so scharf darauf, den Wandteppich in die Hände zu bekommen, dass er mich an deiner Stelle losschickte.«
    »Ach ja?«
    Máelodor? Der Wandbehang? Nichts von alldem weckte irgendeine bedeutsame Erinnerung in Daigh, und so konzentrierte er sich auf seinen ersten Gedanken.
    »Du sagst, ich sei kein Mensch. Als was würdest du mich denn bezeichnen?«
    Der schwarz gekleidete Mann versteifte sich vor Misstrauen und Furcht und beäugte Daigh wie eine Krankheit, als er den Riemen der Tasche noch höher auf die Schulter zog. »Das war nicht böse gemeint.«
    »Und wie war es dann gemeint?«, stieß Daigh zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, weil seine Geduld sich ihrem Ende näherte.
    »Das ist ja wohl offensichtlich, oder? Sieh dich doch mal an! Tauchst aus dem Dunkel auf wie ein Dämon aus einem Albtraum. Ich hatte Máelodors Behauptung, einen Domnuathi von den Toten auferweckt zu haben, nie wirklich Glauben geschenkt. Es erschien mir zu weit hergeholt, wie etwas aus einem Märchen oder so.« Er verlagerte sein Gewicht und warf einen Blick zur offenen Tür. »Der Name passt aber zu dir. Lazarus, der von den Toten Auferstandene.«
    Daigh fuhr zusammen, und der Raum verschwamm vor seinen Augen, als die letzte Tür zu seinem Gedächtnis aufgerissen wurde.
    Nicht Lazarus. Nur ja nicht Lazarus.
    Er hatte einen anderen Namen. Ein anderes Leben.
    Die Kreatur durchbrach sämtliche Barrieren in seinem Schädel. Daigh hörte sie lachen, als sie ihn zwischen ihren schlangenartigen Windungen zermalmte.
    Seine Vernunft verlor sich im Geheul der Ekstase des Tötens, als er sich auf den Fremden warf. Durch das Dröhnen in seinen Ohren hörte er den Knall einer Pistole und stürzte auf die Knie, als ein glühend heißer Stoß ihn traf und sich tief in seine Brust eingrub.
    Der Dieb hielt keine Sekunde inne, sondern war mit einem Satz an der Tür, und Daigh konnte seine schnellen Schritte über die Steinplatten des Ganges poltern hören. Er hatte es aufgegeben, unbemerkt bleiben zu wollen.
    Daigh musste hilflos mit ansehen, wie der Mann mit der Tasche in der Hand verschwand.
    Máelodor. Ein Wandbehang. Domnuathi .
    Er war kein Mensch. Nicht wirklich lebendig.
    Nur ein von den Toten auferstandener Lazarus.
    Er griff sich an die blutige Brust, doch es war der Wirbelsturm in seinem Kopf, der ihn bewegungsunfähig machte.
    Oh Gott, in was für einen Albtraum war er da hineingestolpert? Und wie konnte er hoffen, sich je wieder herauszukämpfen?

Kapitel Acht
    W ie hatte sie das alles verschlafen können? War sie wirklich so müde gewesen, dass sie nichts von dem Tumult bemerkt hatte, der das Kloster in eine brodelnde Masse erhobener Stimmen, feindseliger Verhöre und, in ein oder zwei Fällen, weiblicher, an Hysterie grenzender Niedergeschlagenheit verwandelt hatte?
    Offensichtlich ja.
    Und als Sabrina jetzt in der Tür des Zimmers stand, das Daigh bewohnt hatte, atmete sie tief durch die Nase ein und nahm ihr jämmerliches Ich zusammen, während sie sich in dem leeren Raum umblickte. Jede Spur seines vorherigen Bewohners war so gründlich ausgelöscht, dass sogar Daighs Geruch unter nach Lauge riechender Luft verschwunden war. Als hätte es ihn nie gegeben. Als wäre er nur eine sehr komplizierte und lebensechte Halluzination gewesen.
    Sabrina versuchte, den heißen Kloß hinunterzuschlucken, der in ihrer Kehle steckte, und trotz der Enge in ihrer Brust tief durchzuatmen. Sie rieb sich die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die ihre Glieder überzogen hatte. Keine noch so überzeugende Halluzination könnte solch leidenschaftliche Empfindungen in ihr erzeugen. Daighs Umarmung war sehr real gewesen, sein Kuss sogar noch mehr als das.
    Es waren nur die Bilder von ihr selbst als Bestandteil von Daighs Vergangenheit, die aus dem Stoff waren, den man als Wahnvorstellungen bezeichnen könnte. Und die schrieb sie im beruhigenden Licht des Tages dem Übermaß seiner aufgewühlten Emotionen zu, die sich gewissermaßen auf sie übertragen hatten. Als übertriebene Anteilnahme ihrerseits, nicht mehr.
    Doch auf dem Weg zurück über den Gang

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