Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
ertrank in dieser ungezähmten Energie; sie fühlte sich überschwemmt von Daighs Kräften.
»Du«, murmelte er. »Ich hatte recht. Du warst dort. Ich erinnere mich.«
»Nein«, entgegnete sie. Ihre gespreizten Hände lagen an seiner Brust, wie um ihn fortzustoßen. Aber ihn fortzustoßen war das Letzte, was sie wollte. Sie wollte ihn nur noch näher bei sich haben. Wie eine Motte vom Licht fühlte sie sich unausweichlich von ihm und der Faszination, die er auf sie ausübte, angezogen. Es war eine gefährliche Anziehungskraft.
Sein Mund presste sich wild und hungrig auf ihren, und er schob sie an die Wand zurück, um sie die ganze Härte seines kraftvollen Körpers spüren zu lassen. Nur das aufgeregte Pochen seines Herzens war ein Anzeichen dafür, dass seine Gefühle ebenso aufgewühlt waren wie die ihren.
Sabrina schob die Hände unter sein Hemd und ließ die Fingerspitzen über seinen Oberkörper und die rauen Narben darauf gleiten.
Daigh stöhnte, sein Mund öffnete sich auf ihrem, und sie teilte bereitwillig die Lippen, als seine Zunge zwischen sie glitt und ihr den Boden unter den Füßen wegriss mit der Leidenschaft, mit der er die warme Höhle ihres Mundes erforschte. Ein Soldat, der die Schwäche eines Feindes suchte.
Aber sie öffnete sich ihm, sie konnte gar nicht anders, weil ihr Kopf sich von ihrem Körper schon verabschiedet hatte. Gedanken schienen belanglos zu sein; das Einzige, was für sie noch zählte, waren Sinneseindrücke. Die glühende Hitze seiner Haut. Der warme Weingeschmack auf seiner Zunge. Der saubere Geruch nach Seife und Mann, der ihre Nase kitzelte. Das schnelle, raue Einatmen, mit dem er auf jede ihrer Zärtlichkeiten reagierte.
Er nahm ihr das Tuch vom Kopf und entfernte die Kämme aus ihren Haaren, sodass sie ihr offen über die Schultern fielen. Ein Erschauern durchlief sie, als er mit den Händen hindurchfuhr und sie langsam rückwärts auf das Bett zuschob.
Sie ließ sich auf die Matratze fallen, und er kniete zu ihren Füßen nieder wie ein Ritter aus einem Märchen und blickte ihr tief in die Augen. Seine Absichten waren mehr als offensichtlich, so wie seine sündhaft dunklen Augen glühten, und raubten ihr alle Kraft aus den Gliedern.
Doch plötzlich öffnete sich eine Tür am anderen Ende des Schlafsaals und sandte einen kalten Luftzug durch den Raum. Flackernd erlosch die einzelne Kerze, und der Zauber war gebrochen.
Daigh erhob sich von den Knien und rieb sich mit den Handballen die Augen. Tiefe Linien gruben sich in seine Mundwinkel, und das Lampenlicht ließ sein Gesicht geradezu gespenstisch hohl erscheinen.
»Du warst die Frau in meinem Traum. Ich irre mich nicht«, zischte er anklagend. »Warum gibst du vor, nicht zu wissen, wer ich bin?«
Sabrina blickte zur Tür, doch wer auch immer gestört hatte, war nach links in Richtung Treppe abgebogen.
»Antworte mir, Sabrina!« Mit finsterer Miene, die Brauen zu einem ärgerlichen Stirnrunzeln zusammengezogen, trat er beinahe drohend vor.
Wie konnte man von einer Sekunde auf die andere von glühender Hitze auf arktische Kälte umschalten? Sabrina schlang die Arme um ihren Oberkörper und zog die Knie an. »Ich gebe es nicht nur vor, das schwöre ich. Ich weiß nicht, warum du dich an mich erinnerst. Ich kenne dich nicht. Bis vor zwei Wochen hatte ich dich noch nie gesehen. Ehrlich nicht.«
Steifbeinig und mit gestrafften Schultern stand er da und ließ die Fingerknöchel knacken, als stellte er sich energisch seinem Schicksal in den Weg. »Aber du und ich … und das Versprechen. Das war real. Wie kann ich mich an etwas erinnern, das nicht geschehen ist?«
»Ich weiß es nicht. Doch wir werden die Antwort nur zusammen finden. Dessen bin ich mir sicher.«
Er schien das zu überdenken, denn sein Gesicht verlor etwas von seiner beängstigenden Wildheit. »Warum solltest du ein solches Risiko für einen Mann eingehen, den du angeblich nicht mal kennst?«
»Weil es genauso viel mit mir zu tun hat wie mit dir.« Sabrina rieb sich die Stirn, als könnte sie so das herzzerreißende Bild ihrer letzten Trennung auslöschen. »Schließlich bin ich es, die Visionen hat von Dingen zwischen uns, die sich nie ereignet haben.«
Daigh durchbohrte sie geradezu mit seinem scharfen Blick. »Sie sind real, diese Dinge, Sabrina, auch ich erinnere mich an sie.«
Sie unterdrückte die in ihr aufsteigende Panik, weil sie wusste, dass er recht hatte. Denn wie könnte sie sich an Dinge erinnern, die nie geschehen waren?
Daigh
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