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Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Mitte sechzig, dünn. Er hat blondes Haar und blaue Augen, und als er sich über David beugt, um einen der Schläuche am Rand der Rollbahre zu befestigen, sehe ich die Einstichstellen an der Innenseite seines Arms.
    Bedient sich wohl gern an seinen Vorräten.
    Das erklärt, warum er hier ist. Vielleicht ist er nicht einmal ein richtiger Arzt, aber anscheinend weiß er, was er tut. Er sagt kein Wort mehr zu mir, bis er fertig ist und die beiden Schläuche, durch die Flüssigkeit in Davids Körper geleitet wird, sicher befestigt sind. Dann wendet er sich mir zu.
    »Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Entweder er kommt durch oder nicht.«
    Nicht sonderlich ermutigend. »Wie lange, bis wir es wissen?«
    »Ein, zwei Tage. Ich werde ihn gut im Auge behalten.«
    Culebra tritt zu uns an Davids Bett. »Du hast alles getan, was du konntest.«
    Habe ich alles getan? David liegt so still und blass auf dieser Rollbahre. Er hat sich nicht gerührt, keinen Laut von sich gegeben. Wenn er stirbt –
    Der Arzt untersucht jetzt die Verletzung an seinem Hals und dreht sich zu mir um. »Waren Sie das?«
    Kalte Wut packt mich. »Nein, war ich nicht. Können Sie das in Ordnung bringen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Es gibt nur einen Weg, Vampirbisse zu heilen. Ich habe nicht die nötige Ausrüstung, sozusagen.«
    Culebra berührt meinen Ellbogen.
    Ich begreife sofort, was er mir sagen will. Ein Vampirbiss kann nur von einem Vampir geheilt werden. Aber dazu müsste ich die Wunde wieder aufreißen. Ich würde Davids Blut schmecken. Ich habe bisher nur bei Vampiren getrunken, noch nie bei einem Sterblichen.
    Der Arzt ist beiseitegetreten, so dass ich Davids zerfleischten Hals deutlich sehen kann. Die Wunde ist offen und nässt, die Haut hängt in Fetzen. Wenn ich es nicht tue, wird er die Narben für den Rest seines Lebens tragen – eine unübersehbare Botschaft an jeden anderen Vampir, dass einer von ihm getrunken hat. Wie Averys Hausmädchen.
    Culebra spürt, dass ich meine Entscheidung gefällt habe, und bedeutet dem Arzt, ihm zu folgen, er zieht den Vorhang vor dem Eingang zu und lässt David und mich allein.
    Kann ich das wirklich?
    Ich trete an Davids Bett. Technisch gesehen, weiß ich, wie es geht. Ich habe es schon bei Avery gemacht. Aber bei Avery geschah das in Verbindung mit Sex und Erregung und dem sicheren Wissen, dass ich nicht zu weit gehen konnte. Das hier ist David, und ich weiß nicht, ob das Blut eines Sterblichen mich nicht in eine Art unkontrollierbaren Rausch versetzen könnte.
    Aber was bleibt mir anderes übrig? Die Zeit läuft mir davon. Mir bleiben nur noch zwei Stunden, bis Avery mir diesen Wagen schickt.
    Also beuge ich mich über David, drücke ihn an mich und lege die Lippen sanft an seinen Hals. Ich brauche seine Haut nicht zu zerreißen, die Ader liegt fast frei, dicht unter der Oberfläche. Als ich sie öffne, ist sein Blut warm und süß und voller Lebenskraft. Aber ich gestatte mir nicht zu trinken, der leichte Biss dient nur dazu, den Heilungsprozess in Gang zu setzen. Mein Speichel mischt sich mit seinem Blut, benetzt das Gewebe, und ich fühle, wie es beginnt. Sehnen und Blutgefäße fügen sich wieder zusammen, zerrissene Haut wird elastisch. Die Wunde schließt sich.
    Als ich mich aufrichte, ist nichts mehr zu sehen als ein rötlicher Fleck an seinem Hals. Und selbst der verblasst zusehends. Ich beuge mich noch einmal vor und küsse David auf die Wange.
    »Bleiben Sie über Nacht?«
    Der Arzt ist wieder da. Ich habe keine Ahnung, woher er wusste, dass ich mit David fertig bin, aber er untersucht jetzt die Stelle und nickt, als sei er mit dem Ergebnis zufrieden.
    »Nein. Ich kann nicht bleiben. Nicht heute Nacht. Aber ich komme morgen früh wieder.«
    Hoffe ich.
    Ich spüre Culebras Blick. Auch er hat das Zimmer wieder betreten. Ich drehe mich zu ihm um. Wir haben eine Abmachung?
    Er nickt und streckt die Hand aus. Sein Händedruck ist trocken und fest.
    Während dieses Handschlags fällt mir ein, dass ich Vorkehrungen für David treffen muss, falls ich morgen nicht zurückkommen sollte. Culebra ist der Einzige, dem ich jetzt trauen kann.
    Er neigt den Kopf zur Seite, als lausche er einem inneren Monolog. Vermutlich meinem.
    Gleich darauf sagt er: Ich werde mich um ihn kümmern, falls du nicht zurückkommst. Du hast einen Freund hier in Mexiko, der ihn kennt, nicht wahr?
    Ich erschrecke. Max. Aber woher weiß Culebra das?
    Er zuckt mit den Schultern. Falls etwas passieren sollte, werde ich ihn

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