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Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Flasche 1962er Dom Perignon.
    Die Nacht ist mondlos, die Luft still. Ich beobachte durch die Fenster, dass wir die Küste hochfahren. In Del Mar biegt Robert auf eine Seitenstraße ab, die sich von der Küste ins Vorgebirge emporschlängelt. Ich lehne mich zurück, nippe Champagner aus einer Kristallschale und genieße die Vorfreude auf das gewaltige Chaos, das ich in Averys Welt anrichten werde. Dasselbe Chaos, das er in meiner angerichtet hat. Die Vorstellung von seinem lichterloh brennenden Haus wärmt mich und stärkt meine Entschlossenheit.
    Doch all das muss ich jetzt sogar aus meinem Unterbewusstsein verdrängen. Ich muss eine andere Art von Feuer schüren. Er muss glauben, ich käme in Liebe zu ihm, bereit, das Leben anzunehmen, das er mir bietet. Und es ist wirklich nicht so schwierig, diesen Schalter umzulegen. Immerhin glüht die Leidenschaft, die sich entzündet, wann immer wir zusammen sind, ebenso heiß wie der Hass in mir.
    Der Wagen wird langsamer und hält vor dem Tor der Einfahrt zu einem privaten Club – zumindest steht das auf dem Schild neben dem Wachhäuschen. Ein Mann in Uniform steckt den Kopf aus dem Häuschen und nickt Robert zu. Das Tor öffnet sich. Ich stelle mein Glas weg und schaue hinaus, um zu sehen, was Avery sich für mich ausgedacht hat.
    Es ist so ziemlich das, was ich erwartet hatte.
    Lampions beleuchten eine Auffahrt, die zu einer weitläufigen Villa im Kolonialstil mit Säulenvorbau führt. Das Haus schwebt in der Nacht wie ein bleiches Spukschiff. Es brennt nirgends künstliches Licht. Nur Kerzen flackern in jedem Fenster. Eine märchenhafte Kulisse.
    Robert hält, und ein livrierter Diener eilt die Treppe herab, um mir die Wagentür aufzuhalten. Wortlos tritt er beiseite, als ich aussteige, geht dann an mir vorbei die Treppe hinauf und hält mir die Haustür auf. Ich erwarte, dass Avery mich drinnen empfängt, doch das Einzige, was mich begrüßt, ist leise Musik, die durch eine offene Glastür vor mir hereintreibt. Ich blicke mich um, aber der Diener ist verschwunden. Ich soll mich wohl allein zurechtfinden.
    Die offene Glastür führt zu einem Rosengarten, die Luft ist von Blumenduft erfüllt. Doch auch hier wartet niemand, deshalb folge ich einem Pfad brennender Fackeln zu einer großen Terrasse. Das ist eine Pool-Terrasse, und das schimmernde Wasser verschmilzt ohne Bruch mit dem Horizont. Ein Tisch ist für zwei gedeckt.
    Aber immer noch kein Avery.
    Ich gehe zu dem Tisch und schenke mir ein Glas Champagner ein – das zweite heute Abend. Aber es wird das letzte sein. Ich muss einen klaren Kopf behalten.
    Aber warum denn?
    Die Frage treibt vom anderen Ende des Swimmingpools durch die stille Nachtluft zu mir. Ich drehe mich um und beobachte, wie Avery in der Tür eines kleinen Badehauses erscheint und auf mich zugeht. Er hat eine silberne Vase mit roten Rosen in der Hand.
    Dies ist der perfekte Abend, um dich dem Augenblick hinzugeben. Keine Vernunft, keine Hemmungen, kein »klarer Kopf« ist vonnöten. Dieser Abend ist nur für dich.
    Er kommt näher, und seine Augen glitzern im Mondlicht wie die Flammen der Kerzen, die im Pool schwimmen. Er stellt die Vase auf den Tisch.
    Eigentlich sollten sie schon hier stehen, wenn du ankommst. Er streckt den Zeigefinger aus, an dem ein Blutstropfen im Kerzenschein schimmert. Aber ich habe mich an einem Dorn gestochen, und es hört einfach nicht auf zu bluten.
    Ich stelle das Champagnerglas auf den Tisch und umfasse seine Hand mit beiden Händen. Ich führe den Finger an die Lippen und sauge zart an der Wunde, bearbeite den Einstich mit der Zunge, bis ich spüre, dass die Haut sich schließt, ganz ähnlich, wie er es bei meinem verletzten Bein gemacht hat. Ganz ähnlich, wie ich es vorhin bei David gemacht habe. Ich halte meinen Geist sorgfältig verschlossen.
    Als ich zu Avery aufblicke, hat er die Augen geschlossen und schwankt ein wenig – ob er dem verführerischen Klang der Musik nachgibt, die nun lauter zu uns dringt, oder dem Gefühl meiner Zunge auf seiner Haut, kann ich nicht sagen. Er kommt wieder zu sich, als er meinen Blick spürt.
    »Du bist eine gute Schülerin«, sagt er. »Wenn ich nicht aufpasse, erfährst du alle meine Geheimnisse und brauchst mich nicht mehr.«
    Ich sehe ihm in die Augen. »Ich glaube, es gibt noch ein paar Geheimnisse, die du mir vorenthalten hast, nicht wahr?«
    Er tritt einen Schritt zurück, doch statt mir zu antworten, betrachtet er mich und das Kleid. »Wunderschön. Ich wusste, dass es

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