Verführung der Nacht (German Edition)
Retter.
Warte hier auf mich , haucht er und küsst meine Lippen. Lilly geht grade die Treppe hinauf, als die Männer unten in den Keller verschwinden und ich alleine in der Küche stehe und der Stille lausche.
Die große Uhr zeigt 23 Uhr an und wenn ich genau hinhöre, kann ich den Sekundenzeiger ticken hören. Mein Blick gleitet durch den kleinen Raum, als Kyles Bruder auf einmal in der Tür steht und mich anstarrt. Als ich ihn bemerke, kommt er langsam auf mich zu.
Wo sind die anderen? , frage ich, doch er antwortet mir nicht, er bewegt sich einfach weiter auf mich zu.
Ich spüre, dass etwas nicht stimmt und mein Körper spannt sich an. Ich weiche vor Leon zurück, so lange bis ich die Wand in meinem Rücken spüre.
Was hast du vor?
Doch er antwortet mir wieder nicht, sondern hebt seine zur Faust geballte Hand und schlägt mit einer solchen Geschwindigkeit zu, dass ich seiner Bewegung mit den Augen kaum folgen kann. Gerade noch in letzter Sekunde kann ich ausweichen und der Schlag hinterlässt ein klaffendes Loch in der Wand.
Leon knurrt bedrohlich und die Panik packt mich vollends.
Ich hechte zur Tür um in den Keller zu laufen, zu meinem Retter und den Männern, wo ich nicht alleine und in Sicherheit bin. Doch der blonde Vampir ist schneller, fast so überdimensional schnell wie Kyle, und wirft mich zu Boden.
„ Kyle!“, schreie ich laut, doch der Ruf um Hilfe geht unter dem Gewicht meines Angreifers unter.
„ Verdammt, was willst du von mir, lass mich los!“
Doch Leon lässt mich nicht los, er setzt sich auf meinen Rücken, dreht meine Arme nach hinten und drückt mein Gesicht auf den Boden.
Nein, nein, nein! , schreie ich, während ich mich wehre und versuche mich zu befreien. Doch es ist vergebens, Leon ist zu schwer und zu stark. Er hält mich ohne Erbarmen fest und zwingt meine Arme weiter in eine fast schon unmögliche Position.
Wenn meine Königin ruft, dann folge ich , flüstert er und schlägt meinen Kopf hart auf den Boden. Die Welt vor meinen Augen verschwimmt, doch ich kämpfe dagegen an, versuche wach zu bleiben. Etwas Warmes läuft aus meinem Ohr und tropft auf die weißen Fliesen. Der Schmerz explodiert hinter meiner Stirn und bunte Punkte tanzen vor mir. Dann spüre ich Leons schwere Hand auf meinem Hinterkopf.
Flehe um Gnade, Mary , höre ich seine Stimme als er meinen Kopf so weit nach hinten beugt, dass es knackt und ihn dann ein weiteres Mal mit voller Kraft auf den Boden schlägt und die Welt um mich verschwindet.
Das Erste, was ich spüre, sind die Schmerzen, unmenschlich und nicht zu ertragen. Sie durchziehen meinen gesamten Schädel und verhindern jeden Versuch, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Flüssigkeit, die mir aus dem Ohr getreten ist, klebt nun an meinem Kinn und auch unter meiner Nase und meinen Augen.
Ich liege auf dem Rücken und kann keine Luft holen. Es fühlt sich an, als würde ich ersticken, ohne dabei zu sterben. Ich brauche keine Luft, doch trotzdem fällt es mir schwer, darauf zu verzichten.
Die Schmerzen sind wie ein Trommelschlag, der gewalttätig gegen mein Bewusstsein schlägt. Ich versuche ihn zu ignorieren und mich auf andere Dinge zu konzentrieren, doch das macht alles nur noch schlimmer.
Wasser tropft auf den Boden, das Geräusch hallt in meinem Kopf wieder, vibriert durch meinen Körper. Der Boden, auf dem ich liege, ist kalt, die Kälte scheint sich in mich hinein zu bohren, sich in meine Haut zu fressen, mit ihr zu verschmelzen. Ich kriege Panik und versuche die Augen zu öffnen, doch dies erweist sich als schwieriger als ich gedacht habe. Oh Gott, was ist mit mir passiert?
Du hast einen Schädelbasisbruch , sagt eine weibliche Stimme. Von dem Genickbruch hat dein Körper sich leider schon erholt. Aber was für ein Glück, dass die Selbstheilung ein paar schöne Nachwirkungen hat.
Es ist die Stimme des Teufels, in Form einer atemberaubend schönen Frau, die da zu mir spricht. Langsam, Stück für Stück, kommt meine Erinnerung zurück. Da war Leon in der Küche und er hat mir diese Schmerzen angetan. Er hat mich an Amalia ausgeliefert, während alle anderen im Keller waren und nichts bemerkt haben.
Oh Herr, was habe ich bloß verbrochen, dass ich so sehr bestraft werde? Und wieso lebe ich nach einem Genickbruch bloß noch, wieso kann ich nicht einfach tot sein? Wieso lebe ich bloß noch und kann von der Königin nach allen Mitteln gefoltert werden?
Ach Mary, Mary-Schätzchen, du hast noch sehr viel zu lernen , sagt
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