Verführung der Nacht (German Edition)
Kyle und schaut mich aus toten Augen an. Er ist wie aus Stein und als ich versuche die Hand nach ihm auszustrecken wird die Distanz zwischen uns immer größer. Panik umspült mich, verschlimmert die Schmerzen an meinem Hals.
Ich werde sterben und mein Retter steht neben mir und kann sich nicht bewegen. Amalias Lachen erfüllt den Raum und erzeugt eine Gänsehaut auf meinen Armen. Ich spüre sie plötzlich hinter mir, wie sie sich langsam auf mich zubewegt, doch ich traue mich nicht, mich zu ihr umzudrehen.
Ich werde dich töten und mir das zurück holen, was mir gehört , sagt sie und zwingt meinen Blick auf den versteinerten Kyle.
Ich will schreien, will ihr ins Gesicht schleudern, dass er nicht ihr gehört, doch ich bekomme keinen Ton heraus.
Nein , schreit es in mir doch sie lacht nur. Es ist, als ob man mit einem spitzen Fingernagel über eine Schultafel fahren würde.
Alles in mir rennt, ist bereit zur Flucht, doch ich kann mich nicht bewegen und meine heillose Panik droht mich in den Wahnsinn zu treiben. Amalia steht nun vor mir und ich muss ihren Körper von nahem betrachten. Er leuchtet aus einem inneren Licht heraus und ich spüre wie blutige Tränen aus meinen Augen laufen.
Es ist nur ein Traum, es ist nur ein Traum , versuche ich mir zu sagen, doch es klappt nicht.
Die Panik wird größer, ich müsste schon längst an dem Strang erstickt sein. Die Arme der Königin bewegen sich und sie packt mich an den Oberarmen, reißt ihren Mund weit auf, lässt ihre Fänge unendlich lang werden. Ein höllisches Fauchen dringt aus ihrer Kehle und ich schreie ohne einen Ton, schreie mit stummem, offenem Mund.
Doch bevor sie mich beißen kann, wache ich auf und vor mir ist nicht Amalia, sondern Kyle. Er hat, wie sie, die Hände an meinen Oberarmen und ich hab das Gefühl, dass er mich gerade wach geschüttelt hat.
Mary?
So, wie er meinen Namen sagt, klingt es, als wäre er sich nicht sicher, ob ich bei Bewusstsein bin. Mein Herz klopft hart und schmerzhaft gegen meine Brust, mein Puls rast und ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Mein Körper fühlt sich taub an und es dauert einige Momente, bis ich wieder ein Gefühl in den einzelnen Körperteilen habe.
Alles okay? , fragt Kyle und mustert mein Gesicht. Ich nicke und streiche mir das zerzauste Haar aus dem Gesicht. Die Empfindungen, die der Alptraum hervorgerufen hat, liegen immer noch dicht unter der Oberfläche. Ich spüre noch immer die kalten Schauer über meinen Rücken laufen.
Kyle sieht mich noch einmal skeptisch an, dann lässt er mich los, steigt vom Bett und gibt mir meine Kleidung.
Beeile dich bitte ein bisschen, in einer Stunde geht unser Flieger , sagt er, während ich gerade eine helle Jeans anziehe.
Dazu eine weiße, enganliegende Bluse und passende Sandaletten, die einen leichten Absatz haben. Mein Haar binde ich zu einem seitlichen Zopf zurück um die glühend rote Bisswunde zu verdecken. Als ich sie im Spiegel betrachte, überlege ich die Wunde mit meinem eigenen Speichel zu heilen, doch Kyles drohender Blick im Hintergrund hält mich davon ab. Als ich mich fertig angezogen habe, gibt er mir meinen Personalausweis, Reisepass und ein Portemonnaie mit ca. 200€, welches nur für Notfälle gedacht sein soll.
An seinem Gesicht kann ich ablesen, dass es ihm nicht gefällt, wieder zurück nach Paris zu fliegen. Er runzelt die Stirn und sieht in meine Richtung, doch er schaut durch mich hindurch, als müsse er scharf nachdenken.
Es tut mir Leid, dass du in diese ganze Sache hineingezogen wurdest , sagt er leise und seufzt. Er lächelt mich schief an und hält mir seine Hand entgegen.
Komm, meine Hübsche.
Als ich sie nehme, scheint er irgendwie erleichtert zu sein.
Solang du bei mir bist, bin ich glücklich , flüstert er und ich stimme ihm strahlend zu.
Solange er bei mir ist, bin ich glücklich.
14
Um Mitternacht sind wir alle in Dorians kleiner Küche: Lilly, Kyle und ich stehen nebeneinander an die Theke gelehnt, Aniro, Dorian und Leon sitzen an dem kleinen Küchentisch, der neben diesen drei großen Männern aussieht wie ein Puppentisch. Und Luca steht an die Wand gelehnt, neben der Tür, und betrachtet alle aus seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen.
Er hat glattes, schwarzes Haar, welches ihm bis zur Hüfte reicht; es ist länger als mein Eigenes. Hohe Wangenknochen und eine grade Nase zieren das Gesicht, die vollen Lippen sind zu einem dünnen Strich verzogen. Er ist wahrscheinlich ein sehr
Weitere Kostenlose Bücher