Verführung der Nacht (German Edition)
riesigen, silbernen Schwert ausholt und laut brüllt. Wie ein wütender Löwe hört er sich an, als sich die Waffe in Amalias Richtung bewegt und durch ihren Körper fährt. Er durchtrennt den Knochen an ihrem Hals, die Wirbelsäule splittert und das letzte, was ich von der Königin höre, ist, wie sie erschrocken einatmet.
Blut spritzt in meine Richtung, verbrennt meine Haut und der Kopf der hübschen und grausamen Frau löst sich von ihrem Körper, fällt zu Boden und kullert vor meine Füße. Und noch immer fließt ihre Macht in mich, durchströmt jede Faser meines Körpers, raubt mir den Verstand. Es ist zu viel, viel zu viel, ich kann nicht die gesamte Fülle dieser Macht in mir aufnehmen. Ich will aufstehen und keuche, verliere mein Gleichgewicht und stürze wieder zu Boden, doch Kyle fängt mich rechtzeitig auf.
Ich liege in seinen Armen als ich zu ihm aufblicke und mir plötzlich einfällt, was ich machen muss. Als ob er wüsste, was ich vorhabe, beugt er sich nach vorne und ich beiße ihn ganz sanft in die Haut. Doch ich trinke nicht sein Blut, sondern ich lasse diese gewaltige Kraft, die in mir ist, in ihn fließen, fülle seinen Körper und seinen Geist mit dieser Macht.
Er kann weitaus mehr davon in sich aufnehmen, doch nicht alles. Einen Teil muss ich in mir lassen, als er sich keuchend von mir löst und einige Schritte nach hinten taumelt. Ich kann mich nicht mehr halten und sinke auf die Knie.
Als ich mich umsehe, liegt neben mir nicht mehr Amalia, sondern ein Skelett, in einem roten Kleid, welches beginnt, sich langsam in Staub aufzulösen. Zuerst die Füße, die Beine, dann die Hüfte und der Rest ihres Körpers. Als letztes der abgetrennte Kopf, der vor mir liegt und ein seltsam gurgelndes Geräusch von sich gibt.
Es liegt nun nur noch Staub vor mir. Mehr nicht. Keine Amalia mehr. Keine grausame Königin. Sie ist tot, endgültig tot. Und die Ritter der Königin sind nun frei.
Ich blicke auf und suche jeden einzelnen von ihnen. Dorian sitzt in der Ecke und sieht mich erschrocken und fasziniert zu gleich an, die Wunde an seinem Arm hat sich bereits wieder geschlossen. Als ich ihn ansehe, steht er langsam auf und neigt leicht seinen Kopf in meine Richtung, er verbeugt sich vor mir.
Verblüfft schaue ich ihn an, überrascht über seine Reaktion und vor allem geschockt darüber, was ich soeben getan habe. Ich habe mich durch Amalias Haut gefressen wie ein Tier. Ich bin bis zu ihrem Knochen durchgedrungen und es hat mich kein bisschen angeekelt. Auch jetzt empfinde ich keinen Widerwillen gegen das, was ich getan habe und auch keine Schuld.
Diese Frau lebte entschieden zu lang.
Ich blicke mich weiter um und entdecke Luca und Aniro. Ersterer liegt bewusstlos am Boden, während der andere sich gerade in sein Handgelenk beißt und die blutende Wunde über Lucas geöffneten Mund hält. Das schwarze Haar liegt abgeschnitten auf dem Boden.
Warum Aniro noch lebt, obwohl er eigentlich sein Leben geben wollte, weiß ich nicht.
Ich höre Kyle schmerzerfüllt schreien und drehe mich erschrocken in seine Richtung. Als ich ihn sehe, sitzt ein tiefer Schrecken in meinen Knochen und ich will nicht wahr haben, was dort passiert ist.
Mein Retter kniet auf dem Boden und schreit und weint, er weint so bitterlich, wie ich es nie für möglich gehalten habe. In seinen Armen hält er seinen Bruder, das Gesicht an seine Schulter gedrückt. Leons Augen sehen mich direkt an, doch sie sind nicht mehr rot sondern blau, so leuchtend blau wie Kyles. Und sie sind leer und leblos.
Ich spüre Kyles Trauer und Schmerz über mich fluten, wie eine riesige Welle und sie treibt mir ebenfalls die Tränen in die Augen. Mein Retter schreit immer wieder dieselben Worte, dass es ihm leid tut, dass Leon wieder zu ihm kommen soll. Doch der tote Körper in seinen Armen bewegt sich nicht.
Nein, wieso ist das passiert? Hat Aniro ihn etwa umgebracht? Oder hatte es vielleicht einfach nicht geklappt, dass er die Blutsverbindung zu Amalia trennen konnte? Wieso ist er nun… tot?
Er hat Amalia geliebt , sagt Aniro, der plötzlich neben mir steht und mir aufhilft. Er hat sie vergöttert, so wie Kyle dich liebt und vergöttert. Es war sein freier Wille und Wunsch ihr in den Tod zu folgen. Er hat es mir gesagt, als du und Kyle mit der Königin beschäftigt wart. Ich habe ihn ziehen lassen, weil man einen männlichen Vampir nicht von seiner Gefährtin trennen kann.
Ich verstehe nicht genau, was er mit dem letzten Satz meint. Aber es ist
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