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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg
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vorbei. Ohne seine
Antwort abzuwarten ging sie hinaus.
Mit zusammengekniffenen Lippen sah er ihr hinterher. Er fühlte sich mies und zugleich
erleichtert. Liebe? Es war grotesk, dass Gabriella von Liebe sprach. Was war Liebe? Dieses
Gefühl, dass einen in den Himmel hob und beim ersten Streit in die Hölle hinabschickte?
Nein, sie liebte ihn nicht. Sie begehrte ihn vielleicht, aber sie liebte nur die Vorteile, die eine
Liaison mit ihm brachte.
Es war nicht die eleganteste Art gewesen, eine Entscheidung herbeizuführen, aber diesmal
gab es wenigstens eine Entscheidung. Gabriella würde ihn fortan hoffentlich in Ruhe lassen.
Kapitel 2
Veränderungen
    Irgendetwas lag drohend in der Luft. Giulia hätte nicht sagen können, was es war, denn sie
hatte kein schlechtes Gewissen. Morgens hatte sie zusammen mit Maria aufwendig kalte
Platten für eine Vernissage dekoriert. Dazu mussten unter anderem aus Karotten und anderem
Hartgemüse feine Formen wie Röschen und Blattgirlanden zur Verzierung hergestellt werden.
Sie stellte sich so geschickt an, dass Maria ihr diese Aufgabe bald völlig übertrug und sich
dem nächsten Cateringauftrag widmete. Auch die anderen arbeiteten konzentriert, und alles
wurde pünktlich fertig.
    Giulias Glücksgefühle wurden allerdings auf ein Minimum reduziert, sobald sie die
Wohnung betrat und die schneidende Stimme von Tante Teresa hörte, die gerade ihre beiden
Söhne maßregelte. Giulia hörte nicht hin, um was es ging. Die teilweise überzogenen
Erziehungsmethoden ihrer Tante weckten ihr Mitleid mit den Kindern. Es mochte zwar
stimmen, dass sie bescheidener und wohlerzogener waren als Giulia, aber sie waren auch
unfreier und gehemmter, ihre eigene Meinung zu äußern. Es waren die Momente, in denen
Giulia ihren Eltern für ihre freizügige Erziehung dankbar war und sie die wenigen, aber
unumstößlichen Regeln im Nachhinein besser verstand.
    Leise schlich sie in ihre Kammer hinauf, um sich zum Abendessen umzuziehen.
Irgendjemand hatte in ihrer Abwesenheit das Dachfenster zugemacht. Unbewusst fiel ihr
Blick auf die Tür des Nachtschränkchens, aber sie war geschlossen wie immer. Die Luft war
stickig, obwohl Giulia inzwischen heimlich die stinkenden Mottenkugeln gegen
Kleiderbügelanhänger aus Sandelholz ausgetauscht hatte. Sie öffnete das Fenster, dann ging
sie hinunter in die Küche und fragte, ob sie helfen könnte. Die Tante deutete schweigend auf
Teller und Besteck, und Giulia begann den Tisch zu decken.
    Der kleine Antonio rannte herein und klammerte sich an Giulias Bein fest. Sie legte das
Besteck aus der Hand und nahm ihn auf den Arm. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er vor
Kurzem geweint hatte. Dennoch strahlte er seine große Cousine an und brabbelte munter vor
sich hin. Giulia hatte inzwischen gelernt, seine noch unvollständigen Sätze zu interpretieren.
    »Spielen … Brumm brumm … Giuli und Toni spielen!«
»Später«, antwortete sie lächelnd. »Nach dem Abendessen spielen wir mit deinen Autos!«,
und gab ihm einen Schmatz auf die nicht ganz saubere Backe. Er legte seine Arme um ihren
Hals und kuschelte seinen Kopf an ihre Schulter. Sie drückte ihn herzhaft an sich, hielt ihn ein
paar Sekunden fest, löste dann sanft seine Hände und setzte ihn auf seinen Stuhl. Was für ein
süßer Fratz! Vielleicht hätte sie lieber Kindergärtnerin werden sollen – Giulia fand kleine
Kinder unwiderstehlich.
    Kurz darauf saßen alle bei Tisch, und die Mädchen erzählten lebhaft von ihrem Schulausflug
nach Pisa. Der Aufstieg auf den schiefen Turm hatte einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ihre
Mutter lächelte nachsichtig, dass dabei vor lauter Begeisterung ab und zu mit vollem Mund
gesprochen wurde. Es war nicht zu übersehen, dass die Mädchen ihre Lieblinge waren,
wohingegen Onkel Bruno alle seine Kinder gleich behandelte. Zumindest bemühte er sich
aufrichtig darum.
    Trotzdem wurde Giulia das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. Der Blick, mit
dem die Tante ihren Mann von Zeit zu Zeit fixierte, hatte etwas Aufforderndes. Eine Zeit lang
ignorierte Bruno ihre Seitenblicke, dann räusperte er sich vernehmlich.
    »Giulia, mein Mädchen, ich habe für dich eine neue Anstellung gefunden«, verkündete er
ohne Einleitung. Im ersten Augenblick verstand Giulia nicht den Inhalt seiner Worte. Sie
starrte ihn verständnislos an.
    »Du weißt ja, eigentlich habe ich genügend Angestellte, und dein Aufenthalt bei uns war nur
als vorübergehende Beschäftigung eingeplant, bis

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