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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg
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der Liebe. Wäre es ihr nicht
unangenehm gewesen, vor ihren Freundinnen wieder ohne Freund dazustehen, hätte sie
Schluss gemacht. So aber nahm die ganze Sache auf andere Weise ein jähes und
unrühmliches Ende …
    Denn Signor Ursus kehrte eines Tages vorzeitig ins Geschäft zurück, weil er etwas
vergessen hatte, und überraschte die beiden. Noch am selben Tag schickte er seinen Neffen
nach Hause zurück und informierte Giulias Eltern über das seiner Meinung nach überaus
schändliche Treiben. Von einem Tag auf den anderen verlor sie ihre Lehrstelle und durfte die
elterliche Wohnung nicht mehr verlassen. In ihrer Verzweiflung riefen ihre Eltern Onkel
Bruno an, den Bruder ihres Vaters, und beratschlagten gemeinsam, was zu tun sei. Sie sollte
für eine Weile Florenz verlassen.
Giulia seufzte. In wenigen Stunden würde sie nach einem Intermezzo von gut einem Monat
in Brunellis Cateringservice bereits die dritte Arbeitsstelle antreten.
     
***
    Von ihren neuen Kolleginnen und Kollegen lernte Giulia zuerst Mamsell Concetta kennen,
die frühmorgens auf dem Markt von Lucca die Lebensmittel für die nächsten zwei Tage
eingekauft hatte. Es war vereinbart, dass sie anschließend bei Brunellis vorbeifahren und
Giulia abholen sollte. Die Mamsell war groß und hager, dabei aber sehr muskulös. Man
glaubte ihr, dass sie zupacken konnte. Sie begrüßte Giulia zurückhaltend, aber durchaus
freundlich und half ihr das Gepäck in den Fiat Kombi einzuladen, der für Besorgungen zur
Verfügung stand.
    Der Abschied von Tante Teresa fiel ebenso frostig und unpersönlich aus wie die Begrüßung
bei Giulias Ankunft. Onkel Bruno dagegen hatte sich schon morgens beim Frühstück herzlich
von seiner Nichte verabschiedet und ihr viel Glück gewünscht. Nur die Kinder hatten Giulias
Weggang aufrichtig bedauert. Sie konnte noch so müde sein, für die Kleinen hatte sie immer
die Geduld aufgebracht, mit ihnen zu spielen, eine Geschichte vorzulesen oder zum Spielplatz
im nahe gelegenen Stadtpark zu spazieren.
Der Vormittag verging schnell. Mamsell Concetta hatte noch weitere Einkäufe zu erledigen,
zu denen sie Giulia mitnahm. Außerdem ging sie mit ihr in ein Geschäft für
Personalbekleidung, um sie passend auszustatten.
    Giulia war von den Umständen und Concettas bestimmendem Auftreten so eingeschüchtert,
dass sie die vielen Fragen, die ihr erdrückend auf dem Herzen lagen, vorläufig für sich behielt
und erst auftaute, als sie sich bereits auf der Ausfallstraße von Lucca nach Pistoia befanden.
    »Es mag Ihnen vielleicht merkwürdig erscheinen, Signora, aber genau genommen weiß ich
gar nicht, welche Arbeiten zu meinen Aufgaben zählen. Es kam alles so plötzlich.«
»Das klingt ja, als ob dir das nicht wichtig wäre! Du hättest doch einfach fragen können!
Und nenn mich Mamsell, das machen alle. Übrigens, gleich die erste Regel: es ist üblich,
unsere Hausherren nicht mit Signor Moreno, sondern mit Signor Federico und Signor
Lorenzo anzureden, damit klar ist, welcher von beiden angesprochen wird.«
»Die beiden sehen sich ja wirklich erstaunlich ähnlich«, murmelte Giulia in Erinnerung an
die erste Begegnung.
»Ja, man braucht eine Weile, bis man sie auseinanderhalten kann«, stimmte Concetta zu,
und dann erzählte sie Giulia detailliert von ihrem Arbeitsbereich, der Putzen, Küchenarbeiten,
aber auch Bedienen bei festlichen Anlässen umfassen würde. Nach etwa fünfzehn Kilometern
bog sie nach rechts in eine Allee ab, die nach weiteren zwei Kilometern in das Moreno’sche
Anwesen mündete. Wie schon beim ersten Mal sog Giulia aufmerksam die vielfältigen
Eindrücke in sich auf, die die mehrere Hektar große Parklandschaft vermittelte. Wie schön
musste es sein, darin spazieren zu gehen – sofern man die Zeit dazu hatte. Und noch weiter
darüber hinaus in die Weinfelder und Olivenhaine, die durch einen Pächter bewirtschaftet
wurden und zum Landgut dazu gehörten.
Der Wagen hielt am sogenannten Gesindehaus, in dem die meisten Bediensteten wohnten.
Mamsell Concetta zeigte Giulia zunächst ihr Zimmer im ersten Stock, damit sie sich häuslich
einrichten und ihre Sachen auspacken konnte. Es war der Moment, in dem Giulia ihrem Onkel
zum ersten Mal für die Vermittlung dieser Stelle dankbar war. Um wie vieles schöner war
dieser Raum als die stickige Rumpelkammer, in der sie bei den Brunellis gehaust hatte! Das
Zimmer hatte zwei große Fenster, die den Blick zum Park freigaben und viel Licht
hineinließen. Die Wände waren in einem

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