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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg
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Stimme war frostig, als er sie anfuhr: »Es ist wohl besser, du tust, was
mein Bruder dir gesagt hat! Lauf! Über die Konsequenzen für dich sprechen wir später!«
Konsequenzen? Giulia befiel ein eisiger Schauer. Während sie aus dem Zimmer und
hinunter in die Küche rannte, um der Mamsell von der Katastrophe zu berichten, liefen ihr die
ersten Tränen über das Gesicht. Noch nie hatte sie jemand in so einem eisigen Tonfall
gemaßregelt! Dabei brachte sein Blick sonst immer ihr Herz zum Schmelzen und bescherte
ihr weiche Knie. Und nun das. Dieser Kontrast.
Während Concetta nach Antonella suchte, damit diese alles wieder in Ordnung brachte, gab
Giulia sich ihrem Selbstmitleid hin. Bis die Mamsell zurückkehrte, hatte sie vom Weinen
bereits verquollene Augenlider und eine verstopfte Nase.
»Komm her, so schlimm ist es nun auch wieder nicht! Die Hose und die Tischdecke kann
man waschen, und Signor Federico wird sich schon beruhigen!« Die Mamsell setzte sich
neben Giulia und nahm sie tröstend in den Arm.
»Aber«, schluchzte Giulia. »Was für Konsequenzen wird meine Ungeschicklichkeit haben?
Darf ich nun morgens nicht mehr bedienen?«
Concetta strich dem Mädchen sanft über die Haare. »Wie kommst du denn darauf, dass es
Konsequenzen haben könnte? Du hast deine Arbeit bisher gut gemacht. Freilich ist es sehr
unschön, was passiert ist, aber Fehler können überall und jedem passieren. Das ist doch kein
Weltuntergang!«
Giulia löste sich aus Concettas Armen und sah sie aus ihren geröteten Augen verunsichert
an. »Aber«, sie schnäuzte laut in das Taschentuch, das die Mamsell ihr freundlich reichte,
»aber – Signor Lorenzo hat doch gesagt, meine Ungeschicktheit würde Konsequenzen
haben!«
Die Mamsell wollte ihr erneut widersprechen, als Antonella hereinkam. Sie hatte die letzten
Worte des Mädchens gerade noch mitbekommen. »Das stimmt, Giulia! Signor Federico ist
tatsächlich sehr verärgert. Du sollst deshalb heute Abend zu ihm ins Arbeitszimmer kommen.
Er möchte mit dir über das Vorgefallene reden.«
Concetta schaute Antonella fragend an, was das zu bedeuten hätte, doch diese zog nur
bedauernd die Schultern hoch. Das hätte sie selbst zu gerne gewusst. Sie fand, dass etwas
zuviel Aufhebens um die Sache gemacht wurde. Concetta hatte Mühe, Giulia zu beruhigen,
die immer wieder von Neuem zu weinen begann. Schließlich befahl sie ihr, sich das Gesicht
zu waschen, und trug ihr eine neue Arbeit auf, um sie abzulenken.
Die nächsten Stunden waren die Schlimmsten, die Giulia jemals erlebt hatte. Krampfhaft
versuchte sie sich zu erinnern, wie und wann sie das Glas umgestoßen hatte, aber es gelang
ihr nicht. Immerhin beherrschte sie sich und weinte nicht mehr.
Sie zitterte ein wenig, und ihre Hände waren eiskalt, als sie an die Tür des Arbeitszimmers
klopfte, das neben dem Wohnzimmer im Erdgeschoss lag.
»Herein!«
Giulia drückte die Türklinke herunter, ging mit gesenktem Kopf hinein, machte die Tür leise
hinter sich zu und blieb dann mit vor dem Bauch übereinander gelegten Händen steif wie ein
Zinnsoldat stehen. Sie hatte Antonella um Rat gebeten, und diese hatte ihr empfohlen zu
warten, bis sie angesprochen wurde und im Übrigen ehrliche Reue zu zeigen. Was Giulia zu
erwarten hätte, wisse sie leider auch überhaupt nicht.
»Du weißt, warum du hier bist, Giulia! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
Federicos Stimme war schneidend, als wäre diese dumme Geschichte gerade eben erst
passiert, etwas wirklich Schlimmes und nicht die Lappalie einiger Kaffeeflecken, die sich
wieder herauswaschen ließen.
Giulia sah schüchtern auf. Sie kannte die Einrichtung des Arbeitszimmers, das halb so groß
wie das Wohnzimmer nebendran war, nur flüchtig, da sie hier nicht putzen musste. Das war
Veras Aufgabe. Rundum an den Wänden standen Regale, die bis unter die Decke reichten,
und Schränke mit Schiebetüren, alles voller Bücher und Akten. Dazwischen lockerten ein
paar wertvolle Kunstgegenstände die Strenge auf. Giulia hätte wetten mögen, dass sich hinter
einem der Bilder ein Wandsafe versteckte, wie man es oft in Kriminalfilmen sah. Die einzigen
Aussparungen waren ein dreiflügeliges Fenster und die Tür zum Flur.
Mitten im Raum befanden sich zwei Schreibtische, die mit der Kopfseite aneinander gestellt
waren, damit die Brüder, wenn sie nicht in ihrem Büro in Lucca oder unterwegs waren,
sondern zu Hause arbeiteten, sich dabei anschauen konnten. Die Schreibtische waren bis auf
ein paar

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