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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg
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vertraute und alles erzählen würde. Schon als
kleine Mädchen hatten sie sich ihre intimsten Geheimnisse anvertraut und beide dicht
gehalten. Sie platzte beinahe vor Neuigkeiten. In den letzten Monaten hatten sie kaum
telefoniert. Unruhig zupfte sie an ihrem Ohrläppchen, benetzte sich zum wiederholten Male
die Lippen, zog den kleinen Reißverschluss ihrer Handtasche sinnlos auf und zu.
    Endlich bremste der Zug seine Geschwindigkeit herunter und rollte langsam in den Bahnhof
ein. Giulia sah ihre Mutter am Bahnsteig stehen, mit den Augen die Fenster nach ihrer
Tochter absuchend. Giulia winkte hektisch, und im letzten Moment, kurz bevor sie an ihr
vorbeigefahren wäre, entdeckte Fabiola ihr großes Mädchen, und ein erwartungsvolles
Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    »Mama!« Mit einem freudigen Aufschrei umarmte Giulia ihre Mutter. Es schien ihr eine
Ewigkeit her zu sein, sie an sich gedrückt zu haben.
In den folgenden Stunden lernte Fabiola ihr Kind von einer ungewohnt fleißigen Seite
kennen. Giulia holte ohne Aufforderung das Kaffeegeschirr aus dem Schrank, deckte den
Tisch und schnitt den Pannetone an. Auch nach dem Kaffeetrinken räumte sie wie
selbstverständlich ab und half ihrer Mutter beim Spülen. Dasselbe wiederholte sich beim
Abendessen, zu dem auch ihr Vater eintraf. Dabei schnatterte sie unentwegt, erzählte von dem
weitläufigen Anwesen der Morenos, dem luxuriös eingerichteten Haus und von ihrer Arbeit.
Nur über die Gemelli sagte sie fast nichts, weil sie Angst hatte, ihre Gefühle zu verraten. Aber
Fabiola verstand auch so, dass da etwas sein musste, was ihre Tochter verschwieg.
»Findest du nicht auch, dass sie sich in den letzten Monaten sehr zu ihrem Vorteil verändert
hat?«, fragte sie, als sie abends mit Edoardo alleine im Schlafzimmer war.
»Hm, mag sein«, brummte er, während er sich hinlegte und zudeckte.
»Sie ist verliebt!«
Mit einem Ruck setzte Edoardo sich auf. Er runzelte die Stirn. »In wen?«
»Keine Ahnung«, antwortete Fabiola und gähnte.
»Woher weißt du es dann? Hat sie es dir gesagt?«
»Ach, mein lieber Mann. Als Mutter merkt man das doch sofort!« Fabiola schüttelte
verständnislos den Kopf. Auch die Romanze mit Dario hatte sie frühzeitig gefühlt, aber weil
es ihr selber auf die Nerven gegangen war, wenn ihre Mutter sie ständig ausgehorcht hatte,
ließ sie Giulia in Ruhe und ihren eigenen Weg gehen. Selbst wenn sie es damals gewusst
hätte, wäre die Katastrophe vielleicht nicht zu vermeiden gewesen.
»Hoffentlich ist sie auch klüger geworden in den letzten Monaten und macht nicht noch
einmal denselben Blödsinn«, knurrte Edoardo wenig begeistert. Er gab Fabiola einen
Gutenachtkuss, und Sekunden später verriet sein gleichmäßiges tiefes Atmen, dass er
eingeschlafen war.
***
    Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Giulia machte ihre Vorstellungen von einer
erfüllten Heimkehr wahr. Sie begleitete ihre Mutter zum Einkaufen, genoss den langen
Spaziergang mit ihr durch den Michelangelo-Park und lud sie ins Café ein.
    Mehr als einmal kämpfte sie gegen die Versuchung an, ihrer Mutter alles zu beichten,
verwarf den Gedanken aber wieder. Wie sollte sie es ihr auch erklären, diese besondere
Beziehung zu ihren beiden Männern? Sie verstand es doch selbst kaum. Sie wusste eigentlich
nur, dass sie so weitermachen würde.
    Endlich, Donnerstagabend hatte Violetta Zeit für ein Treffen. Sie arbeitete als Hotelfachfrau
und ging voll und ganz in diesem Job auf.
Die beiden Freundinnen hatten sich in einer Pizzeria verabredet und sich einen Tisch im
hintersten Winkel ausgesucht, wo sie ungestört plaudern konnten. Giulia forderte Violetta auf,
zuerst von sich zu erzählen, und diese ließ sich nicht zweimal bitten. Wie ein
Maschinengewehr sprudelten ihre Worte heraus, die sie mit lebhaften Gesten unterstrich. An
ihr war ein Komiker verloren gegangen. Während sie von Gästen und Kollegen erzählte, alles
haarklein schilderte und manche Anekdote zum Besten gab, malte sie für Giulia ein
gedankliches Bild ihrer Welt, als ob Giulia selbst dabei gewesen wäre. Auch vor detaillierten
Schilderungen ihres wankelmütigen Liebeslebens machte sie keinen Halt. Wie ein
Schmetterling kostete sie mal da und mal dort von der Männerwelt und wagte nicht, sich
länger als nötig bei einem aufzuhalten.
Giulia lachte ungezwungen, und ihre Zunge war bereits ein wenig schwer vom Wein. »Oh,
du weißt gar nicht, wie sehr mir das gefehlt hat!« Vom vielen Lachen hatte sie

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