Verführung Der Unschuld
Film?
Wie gerne wäre Giulia mit Federico ins Kino gegangen! Überhaupt hatte sie schon lange
keinen Film mehr angeschaut, außer abends bei ihren Eltern. Eleonora hatte zwar einen
kleinen Fernseher in ihrem Zimmer und Giulia schon öfter dazu eingeladen, aber da Giulia
abends keine Zeit hatte, war daraus noch nichts geworden.
Der Kinofilm hätte zu lange gedauert. Aber diesmal hatte Giulia keine passende Ausrede,
Eleonora das gemeinsame Fernsehschauen abzuschlagen. Als sie endlich in ihr eigenes
Zimmer zurückkehrte, war es schon fast Mitternacht, und sie fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
***
Unerbittlich war der Freitag näher gerückt. Giulia hatte eine unruhige Nacht hinter sich. Ihr
schlechtes Gewissen trieb sie aus dem Bett, noch bevor der Wecker geklingelt hatte. Wenn sie
ehrlich zu sich selbst war, musste sie zugeben, in ihre alten Gewohnheiten zurückgefallen zu
sein. Lernen und Hausaufgaben machen war noch nie ihre Stärke gewesen. Aber diesmal
würde alles anders sein. Federico und Lorenzo würden keine Gnade kennen, das wusste sie.
Da die Männer erst gegen Nachmittag von ihrer Geschäftsreise zurückkommen würden,
blieb Giulia Zeit, mit den anderen in der Küche zu frühstücken. Dann ging sie ihrem
normalen Tagesablauf nach. Da die Schlafzimmer und Bäder in den letzten Tagen unbenutzt
geblieben waren, gab es weniger als sonst zu tun, so dass sie und Antonella sich eine längere
Kaffeepause gönnten. Giulia hatte ihren Groll auf Antonella längst abgelegt. Eine Zeit lang
hatte sie geglaubt, sie wäre Antonella im Weg, aber inzwischen hatte sie die Arbeiten so
aufgeteilt, dass beide zufrieden waren.
Antonella reichte Giulia einen Briefumschlag. »Hier. Das Kuvert enthält ein Fax von Signor
Lorenzo, mit den Anweisungen für heute Abend. Es kam vor einer Stunde. Ich hoffe, du hast
alles, was du dafür brauchst.«
Giulia öffnete den Umschlag, entnahm ihm den Bogen und las schweigend. Dann schaute
sie Antonella ein wenig verunsichert an. »Hast du es gelesen?«
Antonella nickte. »Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was du tust? Geht’s dir gut
dabei?«
Ein Funkeln erschien in Giulias Augen. »Ja, ich glaube schon. Du verstehst das nicht,
oder?«
Ein Schulterzucken war die Antwort.
»Ich kann nicht anders.«
»Ich weiß. Aber wenn du es dir eines Tages anders überlegst und meine Hilfe brauchst, um
aus dieser Sache wieder herauszukommen, sag es mir.«
Giulia nickte. Aber sie wusste, sie vertraute Antonella nicht genug, um sie jemals um Hilfe
zu bitten. In ihren Augen war Antonella vor allem eine Handlangerin der Gemelli.
***
Prüfend betrachtete sich Giulia im Spiegel. Sie hatte alle Wünsche gewissenhaft befolgt, und
ihr Puls hatte längst eine nervöse Frequenz angenommen. In Kürze würde sie sich ihren
Lehrern stellen müssen.
Sie sah wirklich sehr viel mädchenhafter aus als sonst mit geflochtenen Zöpfen, einem
Minirock mit Karomuster, weißen Söckchen und flachen Schuhen und dazu fast
ungeschminkt. Durch den dünnen Stoff der weißen Bluse schimmerten ihre Brustwarzen
hindurch. Außerdem hatte sie geduscht und sich wie befohlen rasiert. Es war ein
merkwürdiges Gefühl, sich plötzlich unten herum wieder nackt zu fühlen. Sie hatte völlig
vergessen, wie das als kleines Mädchen gewesen war. Ein wenig irritiert hatte sie auf den
Nassrasierer und die Dose mit dem Rasiergel gestarrt, die auf dem Waschbecken gestanden
hatten. Doch dann hatte sie mit Freude alle Härchen entfernt, die ihr schon seit langem lästig
erschienen.
***
Die Tür zum östlichen Trakt stand offen. Giulia holte tief Luft. Auf einmal verspürte sie so
viel Angst, dass sie am liebsten umgekehrt und davongelaufen wäre. Aber andererseits war da
dieses sehnsüchtige Kribbeln, das sie vorwärtstrieb. Sie hoffte, Federico würde ihr die
erotische Belohnung nicht vorenthalten. Denn egal, was davor geschah, das war die Kraft, die
Giulia Schritt um Schritt weitergehen ließ.
Sie klopfte laut und deutlich mit den Fingerknöcheln an die Tür.
Das Herein klang energisch.
Um ein Haar hätte sie laut aufgelacht. Nicht nur sie sah in ihrem Outfit ein wenig
merkwürdig aus. Auf Federico und Lorenzo traf dies in einem noch viel größeren Maße zu.
Ihre Kleidung hätte gut in ein früheres Zeitalter gepasst. Sie trugen weiße Hemden mit
Stehkragen, Weste und Anzug aus einem hellbraun melierten Wollstoff. Aber ihre Hosen
waren nicht lang, sondern endeten knapp unter dem Knie. Darunter trugen sie weiße Strümpfe
und
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