Verführung Der Unschuld
genießen. Sie sehnte sich nach ein paar
freien Tagen. Seufzend schlug sie die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett.
Auf die nächste freie Woche musste sie aber leider noch eine Weile warten. Sie schmunzelte.
Jedoch – bis zum nächsten aufregenden Abend waren es nur noch ein paar Stunden!
Es klopfte laut und deutlich an ihrer Tür.
Giulia fragte überrascht: »Wer ist da?«
Wer wollte denn etwas von ihr um diese Uhrzeit? War Eleonora mal wieder ihr Shampoo
ausgegangen und sie kam, um sich etwas von Giulia zu borgen?
»Ich bin es, Antonella. Darf ich reinkommen?«
»Ja, warte, ich muss erst aufmachen.«
Giulia lief barfuß zur Tür, um aufzuschließen. Sie strich sich eine vorwitzige Strähne aus
den Augen
»Guten Morgen! Was machst du denn schon hier?« Sie machte eine Geste, dass Antonella
hereinkommen sollte, und schloss die Tür hinter ihr.
Falls Antonella verlegen war, zeigte sie es nicht. Sie erwiderte freundlich Giulias GutenMorgen-Gruß und breitete mehrere Kleidungsstücke auf dem Tisch aus, die sich als edle
Dessous und feine Spitzenstrümpfe entpuppten.
Staunend nahm Giulia die feine Korsage aus blassgelber und schneeweißer Spitze in die
Hand und hielt sie sich vor die Brust. »Für mich?«
Antonella nickte.
Giulia zögerte zu fragen, von wem, warum, wann … Sie ahnte die Antworten, und sie ahnte
auch, dass Antonella über ihr allabendliches Treiben bestens informiert war und diese Fragen
nicht beantworten würde.
Antonella lächelte. »Hübsch, nicht wahr?«
»Oh ja – und vermutlich nicht ganz billig?«
»Hm, aber du sollst die Sachen nicht heute Abend tragen, wie du wahrscheinlich vermutest,
sondern jetzt, beim Servieren des Frühstücks!«
»Was – «
»Die Signori wünschen es«, unterbrach Antonella. »Du brauchst heute Morgen nicht in die
Küche hinunterzugehen. Ich werde den Frühstückstisch vorbereiten und werde dir den Kaffee
auf einem Tablett hinaufbringen, sobald die beiden danach geklingelt haben. Zieh alles an und
deine normale Arbeitskleidung darüber, damit niemand, der dir begegnen könnte, etwas
bemerkt. Nimm die Schuhe mit den höchsten Absätzen mit. Du hast so etwas doch
bestimmt?« Giulia nickte mit aufgerissenen Augen. »Dann gehst du hinauf, ziehst Rock und
Bluse vor der Tür aus und wartest, bis ich komme.«
Giulia legte den Kopf schief und lächelte verlegen. »Du denkst wahrscheinlich, ich bin
verrückt, dass ich …«
Antonella legte ihren Zeigefinger auf Giulias Lippen. »Nicht! – Du brauchst mir nichts zu
erklären. Gar nichts! Wenn hier jemand verrückt ist, dann nicht du, sondern die Gemelli! Ich
habe es mir in diesem Haushalt schon vor langer Zeit abgewöhnt, mich zu wundern. Was mir
aber ein bisschen Sorgen bereitet, das bist du! Geht es dir gut dabei?«
Giulia nickte. »Ja, sehr gut sogar. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Es ist alles
in Ordnung!«
»Gut. Dann gehe ich jetzt. Sei pünktlich.«
Zärtlich strichen Giulias Finger über das Dessous. So feine aufregende Unterwäsche hätte
sie schon immer gerne besessen, aber niemals einen ernsthaften Gedanken daran
verschwendet.
Bevor sie ins Bad ging um zu duschen, schloss sie vorsorglich wieder die Tür ab. Es fehlte
noch, dass Eleonora oder Vera hereinplatzten und neugierige Fragen stellten!
***
Giulia hatte es gewagt, den Badezimmerspiegel, der glücklicherweise auf einem einfachen
Haken hing, abzuhängen und auf den Boden mit einer leichten Schräge zur Wand zu stellen.
In Ermangelung eines schönen großen Spiegels musste eben dieser herhalten, damit sie sich
vollständig betrachten konnte.
Aufgeregt stand sie in der feinen Korsage und den halterlosen Strümpfen in einiger
Entfernung zum Spiegel, drehte und reckte sich, um ausgiebig ihr Aussehen zu prüfen. Es war
gelinde gesagt: perfekt! In den hochhackigen weißen Pumps, die sie, seit sie für die Morenos
arbeitete, noch nie getragen hatte, in den zarten Dessous, dazu die hochgesteckten Haare, von
denen ihr einige Löckchen auf die Schulter herabfielen, und ein wenig mehr als sonst
geschminkt, sah sie fast aus wie ein Pin-up-Girl.
Es hatte sie einige Mühe gekostet, die vielen kleinen Häkchen auf der Vorderseite der
Korsage zu schließen, und nur unter immensen Verrenkungen und Luftanhalten war es ihr
gelungen, an den dafür vorgesehenen Bändchen die Taille so eng zu schnüren, dass die
Korsage sie wie eine zweite Haut umhüllte. Das zarte Gelb und reine Weiß bildete einen
hervorragenden Kontrast zu ihrer leicht gebräunten
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