Verfuehrung im Harem
„Du kannst es haben.“
Er runzelte die Stirn. „Wo willst du denn schlafen?“
„Auf dem Boden.“
„Nein, das lasse ich nicht zu. Ich schlafe auf dem Boden.“
„Das kann ich nicht zulassen.“
Er stützte die Hände in die Hüften, was seine breiten Schultern und die muskulöse Brust betonte. Er wirkte beeindruckend männlich, und sie konnte sich seiner faszinierenden Ausstrahlung beim besten Willen nicht entziehen, was für die Unterredung wenig hilfreich war.
„Wie willst du mich daran hindern?“, fragte er.
„Sei doch vernünftig, Kardahl.“
„Okay. Wir teilen uns das Bett.“
„Das verstehst du unter vernünftig sein? Das ist …“ Sie verstummte.
„Was ist es?“ Kardahl hob das Kinn und sah sie herausfordernd an.
Sie hatte sagen wollen, es sei verrückt. Wenn er sie aber fragte, warum, müsste sie zugeben, dass sie Angst vor sich selbst hatte. Sie hatte Angst, sie würde mit Kardahl einen Weg gehen, den sie noch nie zuvor gegangen war.
Ich muss vorsichtig sein, mahnte sie sich. „Ich wollte sagen, das ist sehr freundlich von dir, doch es ist bequemer für dich, allein in dem Bett zu schlafen.“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin daran gewöhnt, mit einer Frau neben mir zu schlafen.“
Jessica blinzelte. Er spielte mit ihr, und er machte es gut. Sollte sie einfach behaupten, sie sei daran gewöhnt, neben einem Mann zu schlafen, auch wenn es gelogen war? Wenn sie weiterhin protestierte, würde er am Ende merken oder zumindest ahnen, was los war.
„Gut, wir teilen uns das Bett“, gab sie schließlich nach und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen.
„Fein.“
6. KAPITEL
„Liegst du bequem?“, fragte Kardahl.
Das kommt darauf, was man darunter versteht, dachte Jessica. Noch nie zuvor hatte sie neben einem Mann im Bett gelegen. Warum musste sie sich ausgerechnet mit diesem Playboy das Bett teilen? Sie lag mit dem Rücken zu ihm und dem Gesicht zur Wand. Auch er kehrte ihr den Rücken zu und schien sorgsam darauf zu achten, sie nicht zu berühren. Aber sie spürte seine Anwesenheit, die Wärme seiner Haut, hörte ihn atmen, hörte seine verführerische, tiefe Stimme, und das alles kam ihr vor wie eine einzige Versuchung.
„Ja, alles ist bestens“, log sie.
„Habe ich dich vorhin lange genug allein gelassen?“
Ihr entging sein spöttischer Ton nicht. Natürlich spielte er darauf an, dass sie sich für die Nacht nicht umgezogen hatte, sondern lieber in den Sachen schlief, die sie den ganzen Tag angehabt hatte. „Klar.“
„Nachts wird es in den Bergen von Bha’Khar ziemlich kalt.“
„Das habe ich gemerkt.“
„Ist dir warm genug?“
Das war es, spätestens seit sie ihn dabei beobachtet hatte, wie er das Hemd auszog, ehe er sich ins Bett legte. Viel zu warm sogar. Er hatte offenbar keine Hemmungen, sich vor ihr auszuziehen.
„Ja, es ist wirklich alles in Ordnung“, bekräftigte sie.
„Du kannst dich gern an mir wärmen, wenn du frierst“, bot er ihr an.
Obwohl es völlig unschuldig klang und vielleicht nur als freundliches Angebot gemeint war, fand sie es ungemein verführerisch.
„Ich glaube nicht, dass es nötig sein wird.“ Plötzlich hatte Jessica das Gefühl, ihr Körper würde vor Hitze brennen.
„Okay. Falls es dir irgendwann heute Nacht zu kalt wird, kannst du dich gern an mich schmiegen.“
Wenn er glaubt, ich würde ihm etwas Ähnliches anbieten, hat er sich getäuscht, sagte sie sich. „Vielen Dank. Du bist zu gütig!“
„Ja, nicht wahr?“
Es war schon länger her, dass sie sich mit einer Kommilitonin das Zimmer geteilt hatte. Im Kinderheim hatte sie natürlich mit vielen Mädchen in einem Raum schlafen müssen, eine Situation, die wenig dazu angetan gewesen war, eine intime Atmosphäre zu schaffen. Jessica hatte sich immer einsam und allein gefühlt. So fühlte sie sich jetzt nicht, dennoch war sie nicht glücklich über ihre gegenwärtige Lage. Hatte sich ihre Mutter nur deshalb immer wieder mit Männern eingelassen, um nicht allein zu sein? Oder hatte mehr dahintergesteckt?
„Wenn ich dich mit meinem Körper wärmen kann, tue ich es gern“, fügte er hinzu.
„Du bist wirklich ein ungemein gütiger Mensch!“
Sein Lachen klang warm und herzlich und war so verführerisch wie seine Küsse. So wie er hatte sie noch kein anderer Mann geküsst, und sie wünschte sich, er würde es wieder tun. Aber gerade weil sie sich viel zu sehr danach sehnte, durfte es nicht geschehen.
„Gute Nacht, Kardahl“, sagte sie deshalb
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