Verfuehrung in Las Vegas
spürte die kalte Luft aus der Klimaanlage an ihren nackten Beinen.
Als der Mann den Blick über sie gleiten ließ, erschauerte sie. Na gut, dachte sie, vielleicht bin ich doch nicht so ganz immun.
„Sie werden nicht als Hotelgast geführt“, stellte ihr Gegenüber fest. „Mr. Rocastle dagegen schon. Und er hat sich über Sie beschwert. Erklären Sie mir doch bitte, warum ich Sie mitsamt Ihres ‚richtigen Slips‘ nicht einfach rauswerfen sollte.“ Wieder hatte seine Stimme jenen leicht amüsierten Ton.
Andrew Rocastle hatte sie reingelegt, sie praktisch überfallen und gedemütigt – und dieser Kerl schien das auch noch lustig zu finden!
„Ich kann nichts dafür, dass Mr. Rocastle meinen Namen heute Morgen beim Einchecken nicht angegeben hat. Und ich ging davon aus, dass er zwei Einzelzimmer gebucht hatte“, sagte Kate, noch immer aufgebracht wegen Andrews hinterlistigem Annäherungsversuch. „Außerdem bin ich Ihnen keine Erklärung schuldig. Schließlich sind Sie Hoteldirektor und nicht meine Mutter.“
Nicolas Boudreaux zog die Augenbrauen hoch. Die junge Frau sah so zart aus, hatte aber eine ziemlich große Klappe. Er hielt sich nicht für eingebildet, aber in der Regel verhielten sich Frauen ihm gegenüber wesentlich liebenswürdiger. Eine solche Feindseligkeit hatte er noch nie erlebt.
Normalerweise erfuhr er als Hoteldirektor von solchen Vorkommnissen gar nichts und brauchte sich erst recht nicht damit zu befassen. Doch da der Manager des „Phoenix“ heute freihatte und sein Stellvertreter eine Weiterbildung machte, hatte der Portier Nicolas’ Assistentin von der Angelegenheit berichtet. Aus Neugier hatte Nicolas nachgefragt, und da er sich den Rest der Woche freigehalten hatte, um sich auf eine Reise nach Kalifornien vorzubereiten, war ihm zum ersten Mal seit fast zehn Jahren langweilig gewesen.
Doch mit der Langeweile war es in dem Moment vorbei gewesen, als dieses streitlustige kleine Temperamentbündel in seinem Büro aufgetaucht war – in einem Bademantel und in äußerst kämpferischer Stimmung. Aus irgendeinem Grund fand Nicolas ihre frechen Retourkutschen äußerst unterhaltsam. Außerdem malte er sich aus, wie sie wohl auf dem Hotelflur ausgesehen hatte – ohne den Bademantel …
„Ich bin nicht nur der Direktor, sondern das Hotel gehört mir auch, ebenso wie zwei weitere im Südwesten.“
„Wie schön für Sie“, entgegnete die junge Frau, doch ihre Worte erzielten nicht die gewünschte Wirkung, weil ein Ausdruck von Panik über ihr Gesicht glitt.
„Alles, was hier passiert, geht mich etwas an. Das ist mir sehr wichtig“, fügte Nicolas hinzu und sah sie mit undurchdringlicher Miene an. Schließlich hätte er in seiner Jugend kein Vermögen beim Pokern machen können, wenn er sein Blatt zu früh gezeigt hätte. So einfach wollte er die junge Frau nicht davonkommen lassen. Immerhin hatte sie eine Störung verursacht, und er wollte unbedingt erfahren warum.
„Vielleicht sollte es Ihnen dann auch wichtig sein, dass ich meine Kleidung wiederbekomme“, erwiderte sie wütend.
Um Nicolas’ Mund zuckte es leicht. Mit ihrem blonden Haar, das ihr Gesicht in ungebändigten Wellen umrahmte, ihren zu einem empörten Schmollen verzogenen sinnlichen Lippen und ihren runden, funkelnden, blaugrünen Augen wirkte sie sehr süß, sehr wütend und sehr sexy. Wie eine Elfe, die ihre Aggressionen nicht im Griff hatte. Unwillkürlich verzog sich sein Mund zu einem Lächeln.
Die junge Frau kniff die Augen zusammen. „Finden Sie das Ganze etwa lustig?“, sagte sie mit eindeutig britischem Akzent.
Eigentlich hätte ihre Aussprache ihn an dünnen Tee und prahlerische Aristokraten erinnern müssen – zwei der Dinge, die er während der Jahre, die er als Teenager in London verbracht hatte, besonders gehasst hatte – doch bei dem leicht rauchigen, verführerischen Unterton musste er an zerwühltes Bettzeug und warme duftende Haut denken.
Nicolas räusperte sich. „Nein, als lustig würde ich es nicht bezeichnen. Und Sie werden Ihre Kleidung wiederbekommen. Aber zuerst möchte ich wissen, was Sie und Rocastle verbindet und was er getan hat, damit Sie beinahe Sachschaden in meinem Hotel angerichtet hätten.“
Kate fühlte sich in die Ecke gedrängt. „Ich bin seine Assistentin, oder zumindest war ich das mal.“ Sie hob das Kinn und riss sich mit aller Macht zusammen, damit ihre Stimme nicht zitterte. „Er wollte unsere Beziehung ‚auf eine neue Ebene führen‘, und ich nicht. Das
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