Verfuehrung in Las Vegas
von einem viel beunruhigenderem Gefühl. Warum nur schien Mr. Boudreaux so auf ihre Unterwäsche fixiert zu sein? Warum fand sie das erregend, anstatt empört zu sein? Und wofür waren die fünfhundert Dollar?
Kate wollte nicht mit ihm essen gehen, doch die Einladung klang eher nach einem Befehl, und sie konnte es sich nicht leisten, ihn zu verärgern.
Ihr fiel ein, dass sie noch gar nicht nachgesehen hatte, was in der Tüte mit dem Hotellogo war. Sie war mit Klebestreifen verschlossen und schien nichts Großes zu enthalten. Als Kate sie öffnete, fiel ihr ein Stück tiefroter spitzenbesetzter Satin in den Schoß, an dem eine Haftnotiz klebte.
Es war ein Tanga-Slip.
„Das ist für Sie, falls Sie mal eine Abwechslung zu Ihren ‚richtigen Slips‘ brauchen“, stand auf dem Zettel. „Du unverschämter …“, sagte Kate errötend.
Doch dann erfüllte sie plötzlich ein Gefühl der Leichtigkeit, und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Kate begann unwillkürlich zu lachen – zum ersten Mal seit einer Ewigkeit.
3. KAPITEL
Als sie abends in den Fahrstuhl stieg, lachte Kate nicht mehr, und das merkwürdig leere Gefühl in ihrem Magen bei der Fahrt in den neunzehnten Stock war wohl mehr mit Nervosität zu erklären als mit der Schwerkraft.
Sie betrachtete sich in der verspiegelten Wand des Aufzugs. Nach einem kurzen Nickerchen hatte sie einen der 100-Dollar-Scheine genommen und war shoppen gegangen. Schließlich konnte sie im schicksten Restaurant des Hotels nicht in einem Outfit aufkreuzen, das an Tom Sawyer erinnerte. Doch natürlich hatte sie sich nicht hübsch gemacht, um Boudreaux zu beeindrucken.
Zum Glück war Kate Expertin darin, auch mit kleinem Budget schick auszusehen. In einem Secondhandladen der Heilsarmee hatte sie ein Kleid aus blauer und goldener Seide gefunden. Um die Brust saß es zwar ein wenig eng und zeigte auch mehr Dekolleté, als ihr lieb war, doch ansonsten war es wie für sie gemacht. Der 50er-Jahre-Schnitt mit schmaler Taille und ausgestelltem Rock sah nicht altmodisch, sondern „retro“ aus, wie Kate sich selbst versicherte, besonders mit der Clutch-Handtasche und den hochhackigen Sandaletten, die sie in einem Outlet-Store gefunden hatte.
Kate hatte nie zu den shoppingverrückten Frauen gehört und auch nie genug Geld dafür gehabt, doch sie hatte großen Spaß daran, mit geringen Mitteln ein perfektes Outfit zusammenzustellen. Da sie in einem Einkaufszentrum Gratis-Kosmetikproben hatte ergattern können, hatte das gesamte Outfit sogar inklusive Kopftuch nicht einmal achtzig Dollar gekostet.
Kate versuchte, mit einem Blick über die Schulter ihren Po zu betrachten. Ihre Nervosität ließ ein wenig nach, als sie feststellte, dass sie toll aussah, wenn auch ein wenig ungewöhnlich. Fühlen tat sie sich jedoch leider nicht toll.
Seit sie vor einer Stunde begonnen hatte, sich umzuziehen, schlug ihr Herz wie verrückt, als würde darin eine ganze Tanztruppe mit Nagelschuhen einen Stepptanz aufführen. Warum wollte Boudreaux nur mit ihr zusammen essen? Sie hatten sich ja bisher nicht sonderlich gut verstanden.
Die plausibelste Erklärung war, dass er es auf eine schnelle Eroberung abgesehen hatte. Dagegen hatte Kate nicht grundsätzlich etwas einzuwenden, denn sie mochte leidenschaftlichen Sex und hatte schon lange keinen mehr gehabt. Außerdem war Sex mit Nicolas Boudreaux sicher ziemlich aufregend. Doch ihr Selbstbewusstsein hatte unter dem Erlebnis mit Andrew gelitten, und sie wollte sich auf keinen Fall noch einmal so ausgenutzt vorkommen.
Also hatte Kate sich eine Strategie zurechtgelegt: Sie würde sich höflich und distanziert verhalten und ihn zu nichts ermutigen. Denn Nicolas Boudreaux war gefährlich: ein gut aussehender faszinierender Mann, der um seine Wirkung wusste. Das amüsierte Funkeln seiner Augen ließ Kate vermuten, dass er außerdem ein erfahrener Verführer war. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, fühlte sie sich so heftig zu ihm hingezogen, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Sie durfte sich also um keinen Preis auf dieses gefährliche Spiel einlassen.
Als die Fahrstuhltüren sich öffneten, trat Kate hinaus in ein Foyer, nahm ihre luxuriöse Umgebung aber kaum wahr. Hinter den von Kerzenlicht erhellten Tischen bot eine Glaswand einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und die dahinter liegende Wüste. Boudreaux’ Hotel war zwar nicht das größte der riesigen Casino-Hotels, verfügte aber sicher über die beste Lage. Aus
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