Verführung in Manhattan
…“
„Ich bin kein Snob.“
Er sagte etwas in seiner Muttersprache, das ihr be kannt vorkam. Dann fiel ihr die Übersetzung ein, und sie schob trotzig das Kinn vor. „Das ist kein Quatsch. Sie sind selbst ein Snob, wenn Sie mich für einen halten, nur weil ich aus einer anderen Schicht stamme als Sie.“
Er blieb stehen und sah sie halb misstrauisch, halb interessiert an. „Also gut. Dann haben Sie sicher nichts dagegen, hier mit mir zu essen.“ Er schob sie in ein lautes Grillrestaurant. Kurz darauf saß Sydney in einer engen Nische neben ihm.
Es roch nach gegrilltem Fleisch und gebratenen Zwiebeln. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. „Ich sagte doch, ich habe keinen Hunger.“
„Und ich sagte, Sie sind ein Snob.“ Es gefiel ihm, dass ihre Wangen sich röteten.
„Möchten Sie wissen, was ich von Ihnen halte?“ fragte sie und beugte sich zu ihm.
Wieder hob er die Hand und berührte ihre Wange. Er konnte nicht widerstehen. „Ja, das möchte ich gern.“
Zum Glück kam in diesem Moment die Kellnerin.
„Zwei Steaks, halb durch, mit Beilagen, und zwei Glas Bier.“
„Ich mag es nicht, wenn Männer für mich bestellen“, erklärte Sydney bestimmt.
„Sie können es ja das nächste Mal tun, dann sind wir quitt.“ Mikhail legte einen Arm auf die Lehne, streckte die Beine aus und machte es sich bequem. „Wollen Sie nicht Ihre Jacke ausziehen? Ihnen ist doch bestimmt warm.“
„Sagen Sie mir nicht ständig, wie ich mich fühle. Und hören Sie auf, mit meinem Haar zu spielen.“
Er lächelte. „Ich spiele mit Ihrem Nacken. Er gefällt mir nämlich.“ Wie zum Beweis strich er erneut daran entlang.
Sie presste die Zähne zusammen angesichts des köstlichen Schauers, der ihr Rückgrat hinabrieselte. „Ich wünschte, Sie würden ein Stück rutschen.“
„In Ordnung.“ Er kam näher heran. „Ist es so besser?“
Bleib ganz ruhig, forderte sie sich auf. Sie holte tief Luft und drehte sich zu ihm. „Wenn Sie nicht gleich …“ Doch er streifte ihre Lippen mit seinem Mund, und sie konnte nicht weitersprechen.
„Und nun küssen Sie mich zurück.“
Sie wollte den Kopf schütteln, aber sie brachte es nicht fertig.
„Ich möchte Ihnen dabei zusehen“, murmelte er. „Ich möchte wissen, was in Ihrem Kopf vorgeht.“
„Überhaupt nichts.“
Doch er verschloss ihren Mund und bewies ihr das Gegenteil. Sydney erwiderte seinen Kuss, schob eine Hand in sein Haar und klammerte sich mit der anderen an seine Schulter.
Wieder durchrieselten unzählige Empfindungen ihren Körper. Alles ging viel zu schnell. Sie verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum und hörte kaum noch, was um sie herum geschah.
Stattdessen spürte sie seine Lippen, seine Zähne, die zärtlich an ihrer Haut knabberten, und seine Zunge, die sie verführte.
Ich tue ihr dasselbe an wie sie mir, stellte Mikhail fest. Er erkannte es an dem Glanz in ihren Augen, bevor sie die Lider schloss, und fühlte es an der Leidenschaft, mit der ihre Lippen reagierten. Es hätte seinem Selbstbewusstsein gut tun müssen, aber es schmerzte nur umso mehr.
„Tut mir Leid, dass ich Sie unterbrechen muss.“ Die Kellnerin stellte zwei Biergläser auf den Tisch. „Die Steaks kommen gleich.“
Sydney wich erschrocken zurück. Sie hatte Mikhail an einem öffentlichen Ort umarmt und war entsetzlich verlegen. Er lockerte den Griff, ließ sie jedoch nicht los.
„Das war ausgesprochen schändlich“, stellte sie wütend fest.
Er zuckte mit den Schultern und hob sein Bierglas hoch. „Ich war es nicht allein.“ Als sie auffahren wollte, sah er sie scharf an. „Weder dieses noch das letzte Mal.“
„Letztes Mal haben Sie …“
„Was?“
Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck. „Ich möchte nicht darüber reden.“
Er dagegen wollte es sehr, am liebsten sofort. Aber in ihren Augen war solch ein Schmerz zu lesen, dass er verblüfft schwieg.
Es machte ihm nichts aus, dass sie sich ärgerte. Ja, es gefiel ihm sogar. Aber er wusste nicht, womit er sie so verletzt hatte. Deshalb wartete er, bis die Kellnerin die Steaks brachte.
„Sie haben einen anstrengenden Tag hinter sich“, sagte er so freundlich, dass Sydney überrascht aufsah. „Ich möchte Ihnen nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten.“
„Ja, es war …“, sie zögerte mit einer Antwort. „Es war tatsächlich ein anstrengender Tag. Reden wir nicht mehr davon.“
„Einverstanden.“ Lächelnd reichte er ihr ein Besteck. „Essen Sie erst einmal. Schließen wir
Weitere Kostenlose Bücher