Verführung in Manhattan
das Gebäude verantwortlich war.
„Die Elektroleitungen sind bereits abgenommen worden. Für die Installationen werden wir wahrscheinlich noch eine weitere Woche benötigen.“ Er betrachtete ihre geistesabwesende Miene. „Außerdem haben wir beschlossen, das Dach mit Blauschimmelkäse neu einzudecken.“
„Hm.“ Sie verließen das Krankenhaus, und Sydney blieb stehen. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Das könnte sehr reizvoll aussehen, dürfte bei dieser Hitze aber riskant sein.“
„Sie haben also doch zugehört.“
„Mehr oder weniger.“ Ihr Wagen fuhr vor, und sie presste die Finger an ihre pochenden Schläfen. „Tut mir Leid. Ich habe zurzeit viel um die Ohren.“
„Erzählen Sie mir davon.“
Erstaunt stellte sie fest, dass sie gern mit Mikhail geredet hätte. Mit ihrer Mutter konnte sie es nicht, und mit Channing war es ebenfalls sinnlos. Sie bezweifelte, dass irgendein Freund oder eine Freundin begreifen würde, weshalb ihr nach kurzer Zeit schon so viel an der Firma lag.
„Es ist nichts Bestimmtes“, erklärte sie schließlich und wollte in ihren Wagen steigen.
Bildet sie sich etwa ein, dass ich sie mit dieser Sorgenfalte zwischen den Brauen und derart verkrampften Schultern gehen lasse? dachte er. „Könnten Sie mich nach Hause fahren?“ bat er.
Die Erinnerung an den Heimweg von der Party ihrer Mutter war noch ziemlich frisch. Doch Mikhail lächelte unbekümmert. Außerdem hatten sie sich auf einen Waffenstillstand geeinigt, und es war nicht sehr weit zu ihm.
„Ja, gern. Wir nehmen Mr. Stanislaski mit und setzen ihn in Soho ab“, erklärte sie dem Fahrer, ehe der den Wagen startete.
So unauffällig wie möglich rutschte Sydney in dieandere Ecke. „Mrs. Wolburg sieht erstaunlich gut aus“, begann sie.
„Sie ist eine starke Frau.“ Heute klingt leise Mozartmusik aus den Lautsprechern, stellte er fest.
„Der Arzt sagt, dass ihr Sohn sie schon bald nach Hause bringen kann.“
„Und Sie haben dafür gesorgt, dass sie dort von einer Pflegerin betreut wird, bis sie wieder allein zurechtkommt.“ Als sie ihn erstaunt ansah, fuhr er fort: „Mrs. Wolburg hat es mir erzählt.“
„Ich spiele nicht die barmherzige Samariterin“, murmelte Sydney. „Ich versuche nur zu tun, was ich für richtig halte.“
„Das ist mir klar. Sie sorgen sich um die alte Frau. Aber noch etwas bereitet Ihnen Kummer. Sind es die Zeitungen und das Fernsehen?“
Ihr Blick wurde eiskalt. „Ich habe die Behandlungskosten für Mrs. Wolburg nicht zu Werbezwecken übernommen, und ich …“
„Das weiß ich.“ Besänftigend legte er eine Hand auf ihre zusammengepressten Finger. „Vergessen Sie nicht, dass ich dabei war.“
Sie holte tief Luft, um nicht aus der Haut zu fahren. „Tatsache ist“, erklärte sie ruhiger, „dass eine ältere Frau ernsthaft verletzt wurde. Ihr Leiden sollten nicht von der Presse ausgenutzt werden. Ich wollte ausschließlichsicherstellen, dass die notwendigen Maßnahmen fortgesetzt werden können.“
„Sie sind Vorstandsvorsitzende von Hayward.“
„Im Augenblick schon.“ Sydney sah aus dem Wagen, denn sie hielten vor dem Wohnblock an. „Aha, das Dach ist ebenfalls schon ziemlich weit fortgeschritten.“
„Ja, das stimmt.“ Er selbst war noch lange nicht fertig. Deshalb beugte er sich zu ihr hinüber und öffnete die Tür auf ihrer Seite. Einen Moment waren sie sich so nahe, dass er den Körper leicht an sie presste. Am liebsten hätte Sydney seine Wange gestreichelt, um die Bartstoppeln zu spüren, die er nicht rasiert hatte. „Würden Sie bitte einen Moment mit nach oben kommen?“ bat er. „Ich möchte Ihnen etwas geben.“
„Es ist beinahe sechs Uhr. Ich sollte …“
„Nur für eine Stunde“, fuhr er fort. „Ihr Fahrer kann doch wiederkommen, nicht wahr?“
„Ja, das könnte er.“ Sie rutschte weiter und war sich nicht sicher, ob sie aussteigen oder nur mehr Abstand zu Mikhail bekommen wollte. „Sie können mir Ihren Bericht ja zuschicken.“
„Das könnte ich.“
Er rückte einige Zentimeter näher, und Sydney schwang die Beine aus dem Wagen. „In Ordnung. Aber ich glaube kaum, dass es eine ganze Stunde dauern wird.“
„Oh doch.“
Sie gab nach. Lieber beschäftigte sie sich eine Stunde mit dem Bericht, als allein in ihrer Wohnung zu sitzen und über den Ausgang der Vorstandssitzung nachzudenken. Deshalb gab sie dem Fahrer eine Anweisung und ging mit Mikhail in Richtung Haus.
„Ah, die Veranda ist schon repariert worden.“
„Ja,
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